In der Agglomeration Bern fehlen aktuell mindestens zehn Fussballfelder (Rasen), Tendenz steigend. Insbesondere der erfreuliche Boom im Frauenfussball, der zu einer Verdoppelung der lizenzierten Spielerinnen bis 2026 führen könnte, wird den Mangel in den nächsten Jahren noch erheblich verstärken. Seit Jahren können zahlreiche Klubs nicht mehr alle fussballinteressierten Mädchen und Buben aufnehmen. Betroffen ist nebst dem Frauenfussball auch der Breiten- und Firmensport sowie die Alternativliga. Es gibt länger werdende Wartelisten für zusätzliche Teams.
Regionaler Campus für den Frauen-, Amateur- und Nachwuchsfussball
Die Vision «Regionaler Fussballcampus Rörswil» setzt auf eine verdichtete Bauweise und gemischte Nutzung. Vorgesehen ist erstens ein kleines Stadion für die erste Frauen-Mannschaft sowie die ältesten Nachwuchsteams. Zweitens sollen acht Trainingsfelder entstehen, die tagsüber von Nachwuchsmannschaften sowie dem Schulsport genutzt werden. Ab spätem Nachmittag steht die Anlage primär dem Amateursport zur Verfügung. Drittens soll die Beobachtungsstation des Kantons Bern BEO auf dem Areal untergebracht werden. Und viertens sind Schulsportanlagen (insbesondere Turnhallen) vorgesehen, die multifunktional nutzbar sein sollen.
Der BSC Young Boys wird das Stadion und die Fussballfelder finanzieren und betreiben. Aus seiner Sicht sind exklusiv genutzte Anlagen angesichts des regionalen Mangels an Plätzen und des knappen Bodens wenn immer möglich zu vermeiden, gemischte und verdichtete Nutzungen sind angezeigt. Er möchte mit diesem Projekt auch Mitverantwortung für den regionalen Frauen-, Nachwuchs- und Breitensport übernehmen.
Die durch den Fussballcampus zusätzlich entstehenden Kapazitäten ermöglichen eine angemessene regionale Entwicklung des boomenden Frauenfussballs und werden gemeinsam mit städtischen Massnahmen die aktuellen Engpässe im Nachwuchs- und Breitensport grösstenteils beheben.
Start des Planungsprozesses für den Fussballcampus
Aktuell handelt es sich um eine grob konkretisierte Vision, deren Umsetzung unter Vorbehalt der planungsrechtlichen Prozesse grundsätzlich möglich ist. Der Kanton Bern ist als Landeigentümer bereit, dem BSC Young Boys die benötigte Fläche im Baurecht abzugeben. Die Gemeinden Ostermundigen und Bolligen haben entsprechende Planungserklärungen unterzeichnet. Und für den aktuell bewirtschaftenden Pächter konnte eine angemessene Ersatzlösung gefunden werden. Die Finanzierung durch den BSC Young Boys ist gesichert.
Die beteiligten Parteien nehmen nun den anspruchsvollen Planungsprozess in Angriff, bei dem es unter anderem darum gehen wird, im Rahmen der Projektentwicklung zahlreiche Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Angesichts der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit sind sie zuversichtlich, dieses für die Region Bern bedeutende Vorhaben zu einem guten Abschluss zu bringen.
Trainingsfelder für den Spitzensport auf der Grossen Allmend
Parallel dazu hat der Gemeinderat der Stadt Bern im Mai 2023 kommuniziert, dass er im Zug der geplanten Neuordnung der Allmenden unter der Voraussetzung, dass die oberirdische Parkierung auf den Allmenden weitgehend aufgehoben werden kann, auch die Möglichkeit für die von YB benötigten Trainingsfelder auf der Grossen Allmend schaffen will. Der BSC Young Boys ist der einzige Profiklub in der Schweiz, der über keine eigene Trainingsinfrastruktur verfügt bzw. im Stadion trainieren muss. Das ist nur mit Kunstrasen möglich und lässt keine weitere Entwicklung des Frauenfussballs mehr zu. Europaweit gibt es einen starken Trend zurück zu Naturrasen, von den aktuell besten100 Klubs in Europa spielt nur noch der BSC Young Boys auf Kunstrasen. Die Trainingsfelder auf der Allmend sind Voraussetzung für den langersehnten Wechsel im Stadion Wankdorf auf Naturrasen. Der Wechsel der Unterlage wird die Konkurrenzfähigkeit des BSC Young Boys nachhaltig verbessern und auch wieder Spiele der Frauen- und Männer-Nationalteams in der Hauptstadt Bern ermöglichen.
Zitate
Regierungsrat Christoph Neuhaus: «Es handelt sich vorliegend um ein Generationenprojekt. Das schaffen wir nur gemeinsam. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit YB sowie den Gemeinden Bolligen und Ostermundigen und bedanke mich für das grosse Engagement im Interesse einer ganzen Region».
Christoph Spycher, VR-Delegierter BSC Young Boys: «YB ist seit rund 20 Jahren auf der Suche nach einer zeitgemässen Trainingsinfrastruktur. Mit der erfreulichen Entwicklung des Frauenfussballs hat der Druck weiter zugenommen. Die anvisierte Lösung ist der langersehnte Befreiungsschlag in der Region Bern, sowohl für den Breiten- als auch für den Spitzensport.»
Stadtpräsident Alec von Graffenried: «Der Fussballcampus Rörswil schafft Verbesserungen für den Nachwuchs- und Breitensport, insbesondere den Mädchen- und Frauenfussball. Es ist dem BSC Young Boys hoch anzurechnen, dass er trotz der drängenden Trainingsfelder-Problematik für die erste Mannschaft zuerst in den Nachwuchs- und Breitensport investiert.»