Logo Kanton Bern / Canton de BerneBau- und Verkehrsdirektion

AÖV News - August 2024

  • Newsletter vom August 2024

Der öffentliche Verkehr bewegt

Bild des Bahnhofs in Leissigen

Der öffentliche Verkehr bewegt uns und das in doppeltem Sinn: Einerseits bei der täglichen Fahrt in Bus, Tram, Zug oder Seilbahn, andererseits, wenn Veränderungen dazu führen, dass wir unsere Gewohnheiten anpassen müssen.

Die zwei Dörfer Leissigen und Ligerz liegen beide direkt am See, werden von der Nationalstrasse umfahren, von der Bahn durchfahren und haben eine sehr hohe Lebensqualität. In beiden Dörfern hatte ich gemeinsam mit Mitarbeitern im Frühjahr 2024 die Möglichkeit, der eingeladenen Bevölkerung die Situation beim ÖV-Angebot und die kommenden Entwicklungen zu erläutern. Dabei konnten wir viele kritische und einzelne unterstützende Voten entgegennehmen. Gleichzeitig haben wir offen erklärt, warum das Angebot des öffentlichen Verkehrs auch im nächsten und übernächsten Fahrplan eigentlich gut ist, und dass uns vom AÖV eine möglichst gute Erschliessung der Bernerinnen und Berner mit dem öffentlichen Verkehr am Herzen liegt. Solche Auftritte bewegen uns sehr und führen dazu, dass wir unsere Arbeit kritisch hinterfragen. Gleichzeitig zeigen sie uns aber auch eindrücklich, dass wir uns für eine wichtige Sache einsetzen: Der ÖV bewegt die Bernerinnen und Berner!

Im aktuellen Newsletter informiert unser ehemaliger Hochschulpraktikant über sein letztes Jahr beim AÖV, wir freuen uns über kommende Infrastrukturverbesserungen im Raum Bern und über ein Projekt zur besseren Verankerung von Sharing-Angeboten in den Gemeinden.

Christian Aebi, Vorsteher Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination

Ein Einblick ins Praktikum beim AÖV

Praktikums-Arbeitsplatz

Kevin Vautrot absolvierte von August 2023 bis Juni 2024 ein Praktikum beim AÖV in der Abteilung Angebot und Infrastruktur. Im folgenden Artikel beschreibt er die Aufgaben und Herausforderungen, denen er in dieser Zeit begegnet ist.

RGSK, A+I, TU, KKDöV, IKV, GIS, ZMB, diese und zahlreiche andere Abkürzungen prasselten in den ersten Wochen auf mich ein, als ich mein Praktikum beim AÖV in der Abteilung Angebot und Infrastruktur (A+I) antrat. Hinter jeder Abkürzung verbirgt sich aber etwas durchaus Interessantes, sei es zum Beispiel ein umfassendes Dossier oder ein Sitzungsgremium. Um diese Begriffe kennenzulernen wurde ich rasch in die Aufgaben des AÖV eingebunden.

Eine Kernaufgabe bestand für mich darin, Stellungnahmen aus der Sicht des öffentlichen Verkehrs zu verschiedenen Vorhaben in der Verkehrs- und Raumplanung zu verfassen. Zudem wirkte ich bei Berechnungen der interkantonalen Kostenverteilschlüssel (IKV) und der Auswertung der öffentlichen Mitwirkung der Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) Köniz/Bern Süd mit. Abwechslungsreiche Einblicke boten auch die regelmässig stattfindenden Austauschsitzungen zwischen dem AÖV und sämtlichen Transportunternehmen (TU), die im Kanton Bern tätig sind. Und weil man nun mal der Prakti ist, gehörte das Protokollieren solcher Sitzungen dazu. Die Praktikantinnen und Praktikanten des AÖV sind zudem für die Veröffentlichung des AÖV-Newsletters verantwortlich. Sie koordinieren die Erstellung der Inhalte, sorgen dafür, dass die Texte übersetzt werden und veröffentlichen den Newsletter per Mail und auf der Webseite.

Im Praktikum ist man aber nicht nur in das Tagesgeschäft eingebunden, sondern erhält auch die Möglichkeit, an Kursangeboten des Kantons Bern teilzunehmen. Im Herbst konnte ich beispielsweise an einem Einführungskurs zum Geoinformationssystem (GIS) ArcGisPro sowie an einem Kurs zum Thema Projekt- und Changemanagement teilnehmen.

Darüber hinaus hatte ich ausreichend Zeit zur Verfügung, mich intensiv mit interessanten Dokumenten wie den verschiedenen Regionalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzepten (RGSK) zu befassen. Dies ermöglichte mir Einblicke in die Entwicklungen des Kantons für die kommenden Jahre.

Es wird deutlich, wie vielseitig diese Zeit verlaufen ist. Am Ende des Praktikumsjahres war ich nicht nur an der Planung von öffentlichen Verkehrsangeboten und grossen Infrastrukturprojekten beteiligt, sondern bin auch dank den vielen verwaltungsinternen und -externen Kontakten in der Verkehrsplanungswelt gut vernetzt.

Mit diesem Rüstzeug kann ich nun gut vorbereitet meine neue Arbeitsstelle antreten. Ab Juli 2024 werde ich im Fachbereich Verkehr bei der Regionalkonferenz Bern-Mittelland tätig sein und optimal von den Erfahrungen profitieren, die ich im Praktikumsjahr beim AÖV gesammelt habe.

…und auch die geschätzten Leserinnen und Leser kennen nun alle zu Beginn erwähnten Abkürzungen. Mit Ausnahme der KKDöV- dabei handelt es sich um die Konferenz der kantonalen Delegierten des öffentlichen Verkehrs.

Vorarbeiten für das Tram Bern–Ostermundigen und den Ausbau des Bahnhofs Ostermundigen gestartet

Eine Visualisierung des Bahnhofs Ostermundigen wie er voraussichtlich im Jahr 2029 aussieht
Visualisierung Bahnhof Ostermundigen

Um die beiden Grossprojekte Tram Bern-Ostermundigen und Ausbau Bahnhof Ostermundigen zu realisieren, braucht es verschiedene Vorarbeiten. Zwischen Waldeck und Bahnhof sowie entlang der Bernstrasse werden Werkleitungen für Wasser, Gas, Strom und Telekommunikation saniert und verlegt.

Die Arbeiten haben am 1. Juli 2024 begonnen und dauern voraussichtlich bis September 2025. Die Termine sind auf die beiden Grossprojekte abgestimmt. Der Baustart des Ausbaus Bahnhof Ostermundigen ist Anfang 2025 geplant. Die Hauptarbeiten für das Tram Bern-Ostermundigen werden voraussichtlich 2026 starten. In beiden Projekten gelten die Termine vorbehaltlich der Dauer des jeweiligen Bewilligungsverfahrens.

Am Bahnhof Ostermundigen entsteht ein ÖV-Knoten mit optimalen Umsteigemöglichkeiten zwischen Bahn, Tram und Bus. Deshalb sind die Arbeiten der beiden Grossprojekte aufeinander abgestimmt.

Der Bahnhof liegt am «Kreuzungspunkt» von Vorhaben der SBB im Korridor Bern – Thun und der Tramlinie nach Ostermundigen. Gleichzeitig wird der Bahnhof für die niveaugleichen Zugänge umgebaut und der ÖV-Umsteigepunkt Ostermundigen realisiert. Tramprojekt und SBB-Projekte sind eng verknüpft. Auch die Bewilligungsverfahren von SBB und Tram überschneiden sich wegen der Schnittstelle in Ostermundigen (Tramhaltestelle unter der Unterführung mit direktem Perronzugang zur SBB) sowohl örtlich als auch zeitlich. Das war problematisch, weil das zuständige Bundesamt für Verkehr jeweils an einem Ort nur ein Projekt bewilligen darf und dieses Projekt unabhängig von anderen Projekten realisierbar sein muss.

Dieses Problem wurde gelöst, indem das Vorbaulos über das Verfahren des Trams vorgezogen bewilligt wurde. Das Vorbaulos beinhaltet die Verlegung von Werkleitungen, welche eine Bedingung für die Realisierung des SBB-Projekts und des Tramprojekts sind: Sind die Leitungen verlegt, dann kann die SBB ihr Projekt unabhängig vom Verfahrensverlauf des Trams realisieren.

Die Vorarbeiten sind somit ein relativ kleines Vorhaben, mit einer sehr grossen Wirkung: Die Projekte von Tram und Bahn können entflochten und verfahrenstechnisch unabhängig realisiert werden. Diese Lösung wurde möglich, weil alle Projektbeteiligten und das zuständige Bundesamt für Verkehr gut und zielorientiert zusammengearbeitet haben, besten Dank. 

Shared Mobility Booster: Elan für die geteilte Mobilität in Gemeinden

Illustration zum Shared Mobility Booster

Sharing- und Pooling-Angebote ermöglichen eine höhere Auslastung von Fahrzeugen und sollen deshalb gemäss der Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern gefördert werden. Das «Shared Mobility Booster» Programm unterstützt Gemeinden im Kanton Bern, die Angebote im Bereich der geteilten Mobilität weiterzuentwickeln.

Gemäss der Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern soll der Ansatz «Teilen statt Besitzen» einen aktiven Beitrag zu einem effizienteren Umgang mit Infrastrukturen für den ruhenden Verkehr und zu einer höheren Auslastung der zirkulierenden Fahrzeuge leisten. Das Programm «Shared Mobility Booster» der Mobilitätsakademie des TCS und des Branchenverbands CHACOMO unterstützt Städte und Gemeinden bei der Angebotsentwicklung im Bereich der geteilten Mobilität. Das von EnergieSchweiz geförderte Programm bietet Beratung, Know-how und innovative Ansätze, um das Teilen von Fahrzeugen, Fahrten und Infrastrukturen voranzubringen.

Oft sind Sharing-Angebote in Gemeinden - anders als in den grossen Städten - keine «Selbstläufer». Für die Angebotsentwicklung ist eine aktive Rolle der Gemeinden und weiterer lokaler Akteure gefragt. Aber was genau ist die Rolle der Gemeinden? Welche Produkte gibt es, und was erwarten die Anbieter von den Partnerschaften mit Gemeinden? Angesichts des noch jungen Marktes und der Eigenheiten der einzelnen Geschäftsmodelle ist es häufig nicht einfach, den Überblick zu behalten und konkrete Massnahmen zu planen.

Genau hier setzt das Programm «Shared Mobility Booster» an. Mit Grundlagen, Analysetools, Beratungsleistungen und einer anbieterübergreifenden Koordination will das Programm Wissen vermitteln und Gemeinden und Regionen konkrete Umsetzungshilfen bei der Angebotsentwicklung bieten. Dank der Unterstützung des Amts für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination des Kantons Bern profitieren Berner Gemeinden von einem kostenlosen Coaching. Eine erste Analyse der Gemeinde kann einfach online abgefragt werden. Es wird der aktuelle Stand der Gemeinde in der Rangliste des «Shared Mobility Ranking» der Schweizer Allianz für kollaborative Mobilität CHACOMO aufgezeigt, sowie die Angebote mit Entwicklungspotential aufgrund von Faktoren wie der Gemeindegrösse und dem Raumtyp.

Mehr Infos: Shared Mobility Booster | Shared Mobility Booster

Shared Mobility -Coach für die Deutschschweiz: Mathias Halef | +41 58 827 34 22

Analysetool: Coaching | Shared Mobility Booster

"Die Zahl": 270

Bild vom Bahnhof Bern Brünnen

Ein gutes ÖV-Angebot hat seinen Preis. Im laufenden Fahrplanjahr 2024 bestellt der Kanton Bern rund 77 Mio. Angebotskilometer an öffentlichem Regional- und Ortsverkehr. Die nicht durch Erträge gedeckten Kosten belaufen sich auf rund CHF 570 Millionen. An der Finanzierung dieser ungedeckten Kosten beteiligt sich der Kanton Bern mit CHF 270 Millionen.

Das AÖV schliesst für die Leistungserbringung von Linien des Regionalen Personenverkehrs (RPV) und des Ortsverkehrs (OV) mit den ÖV-Transportunternehmen Angebotsvereinbarungen ab. Der Kanton Bern bestellt bei über 20 Transportunternehmen ÖV-Leistungen. Die grössten Leistungserbringer sind die BLS, Bernmobil, PostAuto, Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS), SBB, STI Bus, Aare Seeland mobil (asm), Verkehrsbetriebe Biel (VB) und Busland.

Für das laufende Fahrplanjahr 2024 können im Kanton Bern tagtäglich ÖV-Angebote des RPV und OV im Umfang von 210 000 Kilometern und damit mehr als 5 Erdumrundungen genutzt werden. Pro Tag steigen im Kanton Bern 800 000 Personen in einen Zug, ein Tram, eine Seilbahn oder einen Bus des Regional- und Ortsverkehrs.

Mit den Verkehrserlösen und weiteren Erträgen können die Transportunternehmen rund 55% der Kosten decken. Die ungedeckten Kosten werden über Abgeltungen der öffentlichen Hand ausfinanziert. Über alle vom Kanton mitbestellten Regional- und Ortsverkehrslinien belaufen sich die ungedeckten Kosten auf rund CHF 570 Millionen. Nach Abzug der Bundesmitfinanzierung und den Beiträgen anderer Kantone bei interkantonalen Linien verbleiben zulasten des Kantons Bern CHF 270 Millionen. Von diesen Verkehrsabgeltungen des Kantons tragen die bernischen Gemeinden einen Drittel.

Seite teilen