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AÖV News - April 2024

  • Newsletter vom April 2024

Von Medien, Politik und Grossbaustellen

Der öffentliche Verkehr des Kantons Bern ist in einer spannenden Phase. Die Politik formuliert Ansprüche, welchen wir möglichst gut nachkommen. In den Medien und in der Politik ist der ÖV präsent. Nicht nur auf nationaler Ebene, wo das Parlament am 15. März 2024 das grüne Licht für den Vollausbau des Lötschbergtunnels gegeben hat, sondern auch auf kantonaler Ebene, wo der Grosse Rat am 6. März 2024 die Verlängerungen unserer Hauptgeschäfte Angebotsbeschluss und Investitionsrahmenkredit einstimmig und ohne Enthaltung genehmigt hat. Diese für den ÖV wichtigen Beschlüsse waren so breit akzeptiert, dass sie von den Medien nicht aufgenommen wurden. Anders ist das Medienecho beim Thema Nachtverkehr. Hier läuft eine Überprüfung und der Grosse Rat verpflichtet uns, Nacht-S-Bahnen zu prüfen.

Die Bahninfrastruktur im Raum wird seit 2018 ausgebaut und die Arbeiten an den sehr umfangreichen Ausbauten zwischen Brünnen und Münsingen dauern noch rund 15 Jahre. In einem Gespräch mit dem SBB Gesamtprojektleiter Ausbau Knoten Bern, Benno Nussberger, und mir informieren wir darüber.

Weiter informieren wir im aktuellen Newsletter über die Bevölkerungsumfrage 2024 und die Studie zur längerfristigen Erweiterung des Netzes von Cargo sous terrain in den Kanton Bern.

Christian Aebi, Vorsteher Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination

Über 3 Milliarden Franken für den Ausbau des Bahnknotens Bern

Schnittansicht Bahnhof Bern (Quelle: zukunftbahnhofbern.ch)

Unter dem Begriff Ausbau Bahnknoten Bern werden verschiedene Bauprojekte am und um den Bahnhof Bern zusammengefasst. Welche Projekte gehören konkret dazu? Wann werden sie realisiert? Und wie viel kosten sie? Der Gesamtprogrammleiter Ausbau Knoten Bern der SBB, Benno Nussberger, und der Leiter des AÖV, Christian Aebi, geben Auskunft.

Das Gespräch findet im Infopavillon beim Bahnhof Bern statt, dem Ausstellungsraum zum Gesamtprojekt Zukunft Bahnhof Bern. Können Sie uns erzählen, was am Bahnhof Bern gebaut wird?

Nussberger: Der Bahnhof Bern ist der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz, momentan platzt er jedoch aus allen Nähten. Dies nicht in Bezug auf die Anzahl Gleise, sondern auf die Publikumsanlage, in welcher es heute eng und eher dunkel ist. Es geht also um den Bereich, in dem sich die Reisenden bewegen. Diesen erweitern wir so, dass es für die Reisenden mehr Platz und kürzere Wege gibt. Neben der Vergrösserung der Publikumsanlage gibt es künftig zudem zwei neue Zugänge zum Bahnhof: einer in Richtung Länggasse an der Schanzenstrasse und einer beim Bubenbergplatz, also gleich beim Hirschengraben. Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt ist, dass der Bahnhof Bern wo möglich für barrierefreies Reisen ausgebaut wird und mehr Licht erhalten soll, in dem wir etwa die Betonwand bei Gleis 1 zur Stadt hin mit Glas ersetzen. Kurzum, es geht beim Ausbau vor allem darum, mehr Komfort für die Reisenden zu schaffen.

Aebi: Die Vergrösserung der Publikumsanlage erfolgt durch eine komplett neue Unterführung, die über den neuen Zugang bei der Länggasse erreichbar ist und sich von dort trichterförmig in Richtung Treffpunkt und dem neuen Zugang beim Zentrum Bubenberg öffnet. Die Perrons werden während des Umbaus erhöht, die Platzverhältnisse auf den Perrons ändern sich jedoch nicht. Es werden lediglich mehr neue Abgangsmöglichkeiten geschaffen, so dass die Reisenden schneller und bequemer vom Perron weg beziehungsweise zum Perron gelangen können.

Entwicklung Anzahl Reisende im Bahnhof Bern (Ein- und Aussteigende pro Tag)

  • 2016: 270’000
  • 2030: 375’000
  • Dies ist eine prognostizierte Zunahme von +39% gegenüber 2016
Benno Nussberger

Wann soll der ausgebaute Bahnhof Bern in Betrieb gehen?

Nussberger: Aktuell ist geplant, dass der Teil der SBB im Jahr 2028 fertiggestellt wird. Bis dahin sollen alle Perrons für einen barrierefreien Bahnzugang erhöht sowie die neue Unterführung mit dem Zugang Bubenberg in Betrieb sein. Neben der SBB ist zurzeit auch der RBS beim Bahnhof Bern am Bauen. Er erstellt einen komplett neuen Tiefbahnhof mit vier Gleisen – unterhalb der SBB Gleise und der neuen Personenunterführung. Dieser soll laut aktueller Planung 2029 fertig gebaut werden.

Zwischen den beiden Baustellen der SBB und des RBS bestehen komplexe Abhängigkeiten, zudem ist die Geologie beim Bahnhof Bern für den Bau herausfordernd. Deshalb kann es noch zu Anpassungen im Zeitplan kommen.

Der Umbau dauert bereits mehrere Jahre und wird voraussichtlich noch bis 2028 dauern, warum dauert das so lange?

Nussberger: Wir bauen den Bahnhof Bern unter laufendem Betrieb aus. Das heisst, es dürfen so wenig Züge wie möglich ausfallen, obwohl wir direkt unterhalb der Gleise eine neue Unterführung und einen komplett neuen RBS-Bahnhof bauen. Nicht zuletzt erhöhen wir auch noch sämtliche Perrons. Das ist eine extreme logistische Herausforderung und braucht entsprechend länger, als wenn wir einfach den Zugverkehr komplett einstellen würden. Zudem sind alle Baustellen im Herzen der Stadt, im oder um den Bahnhof, was die Zufahrten und Transporte erschwert. Nicht zuletzt nehmen wir so viel Rücksicht wie möglich auf die Nachbarschaft und vermeiden so etwa lärmige Arbeiten in der Nacht. All dies sowie etwa die schwierige Geologie führen zu einer Bauzeit von insgesamt über zehn Jahren.

Welche Massnahmen wurden getroffen, um das Fahrplanangebot während der Bauzeit möglichst nicht einzuschränken?

Nussberger: Während der Bauzeit ist immer ein Perron, also zwei Gleise, für jeweils ca. ein Jahr ausser Betrieb. Um das Angebot während der Bauzeit nicht einschränken zu müssen, wurde das Ersatzperron – Gleis 49/50 – als Lösung gefunden. Damit kann das Fahrplanangebot auch während der Bauzeit gefahren werden, mit dem Nachteil, dass einige Reisende etwas längere Wege in Kauf nehmen müssen.

Bedeutet dies, dass die Gleise 49/50 nur während der Bauzeit bestehen werden?

Nussberger: Es hat sich gezeigt, dass zwei zusätzliche Perronkanten eine Chance für den Bahnbetrieb und somit für die Reisenden sind. Sie können bei Störungen als Ausweichmöglichkeit oder bei einer künftigen Erweiterung des Fahrplanangebots genutzt werden. Für künftige Ausbauten im Bahnknoten Bern sind die Gleise zudem notwendig, um einen stabilen Betrieb des Bahnhofs Bern sicherstellen zu können. Deshalb bleiben die Gleise 49/50 gemäss der aktuellen Planung bestehen.

Christian Aebi

Welche weiteren Ausbauten sind im Knoten Bern geplant?

Nussberger: Im Osten und Westen werden Entflechtungsbauwerke erstellt, damit sich die Züge nicht mehr kreuzen müssen, sondern jeweils durch einen Tunnel geführt werden können. Zudem sind neue Wendegleise in Münsingen und von der BLS in Brünnen geplant. Damit verbessern wir einerseits die Betriebsstabilität, andererseits wird in Zukunft ein besseres Fahrplanangebot möglich, welches seine gesamte Wirkung im Jahr 2038 erreichen wird. Diese Projekte sind Teil des Ausbauschrittes 2025 des Bundes.

Aebi: Eine solche Entflechtung ist bereits in Betrieb. Beim Wankdorf fährt man von Bern Richtung Oberland kurz durch einen Tunnel. Drei weitere solche Entflechtungen werden gebaut:

Eine Entflechtung entsteht in Richtung Gürbetal-Schwarzenburg und Neuenburg, um diese Linien von der Linie in Richtung Freiburg zu entflechten.

Eine Entflechtung entsteht auch zwischen dem Bahnhof Wankdorf und Ostermundigen. Dort soll der Personenverkehr in Richtung Oberland vom Güterverkehr entkoppelt werden.

Eine weitere Entflechtung ist südlich von Gümligen vorgesehen, damit sich dort die Linien in Richtung Worb-Konolfingen-Langnau bei der Ein- und Ausfahrt in die Linie Bern – Münsingen – Thun nicht in die Quere kommen.

Wird es während der Bauzeit dieser Entflechtungen zu Einschränkungen im Betrieb kommen?

Nussberger: Generell ist das Ziel, dass die Reisenden von den Bauarbeiten so wenig wie möglich mitbekommen. Das heisst, das gewohnte Fahrplanangebot und die Betriebsstabilität sollen trotz Baustellen möglichst gewährleistet werden. Das bringt natürlich Herausforderungen mit sich und muss gut geplant werden, damit es bei einer Zugverspätung nicht gleich zu einer riesigen Kettenreaktion kommt.

Aebi: Eine Arbeitsgruppe der SBB, an der auch der Kanton Bern beteiligt ist, beschäftigt sich mit dem Fahrplanangebot. Es ist vorgesehen, dass alle «normalen» Züge, welche tagsüber regelmässig verkehren, weiterhin angeboten werden können. In Richtung Aaretal können alle Züge geführt werden. In Richtung Brünnen führt der Ausbau dazu, dass zwischen Holligen und Stöckacker während längerer Zeit nur ein Gleis vorhanden ist, wodurch die S51 Richtung Brünnen nicht mehr fahren kann. Dafür gibt es teilweise eine Ersatzlösung, indem der Interregio nach Neuenburg zusätzlich hält. Weitere Einschränkungen gibt es in Richtung Schwarzenburg und Gürbetal, dort wird die S6 um eine Viertelstunde versetzt fahren, die S31 fährt ab Belp nur bis Europaplatz mit Anschluss auf die S6. Zudem kann die S4 den Bahnhof Bern nicht mehr anfahren, sondern fährt ab Belp als S3 weiter Richtung Bern - Biel.

Voraussichtlicher Terminplan

Wie viel Geld wird in den Ausbau des Knotens Bern investiert?

Nussberger: Zukunft Bahnhof Bern, also das Gesamtprojekt von SBB, RBS und der Stadt, kostet insgesamt rund 1.2 Milliarden Franken. Was den Ausbau des Bahnhofs Bern teurer macht, ist das Bauen unter laufendem Bahnbetrieb; wenn der Bahnhof Bern für 2 Jahre geschlossen werden könnte, wäre das Bauprojekt viel schneller und somit günstiger. Für die weiteren Ausbauten im Bahnknoten Bern werden in den nächsten 15 Jahren rund 3 Milliarden verbaut, der grösste Teil wird vom Bund finanziert, der Kanton ist aber ebenfalls ein wichtiger Geldgeber.

Das ist viel Geld, wer hat diese Bauvorhaben beschlossen?

Aebi: Auslöser der zwei Projekte im Bahnhof Bern war die Überlegung, dass es sowohl im SBB Bahnhof als auch im RBS Bahnhof in den Hauptverkehrszeiten zu eng ist und die Nachfrage stetig zunimmt. Der Kanton Bern hat dann den Input geliefert, dass es eine Verbesserung braucht, indem in den zwei Bahnhöfen mehr Platz geschaffen wird. Der Kanton Bern hat sich dann gemeinsam mit der SBB, dem RBS, der Stadt und der Region Bern sowie weiteren Partnern dafür stark gemacht, dass es zu einer Mitfinanzierung durch den Bund kommt. Es wurde erreicht, dass der Ausbau des Bahnhofs Bern wie auch des RBS-Bahnhofs als Agglomerationsprojekte vom Bund mitfinanziert wird.

Für den Ausbau im Westen und Osten des Bahnhofs Bern hat der Kanton Bern gemeinsam mit anderen Kantonen auf Bundesebene lobbyiert. So konnte erreicht werden, dass diese äusserst wichtigen Ausbauten im Osten mit den Entflechtungen Ostermundigen und Gümligen und im Westen der Entflechtung Holligen in das Bundesprogramm aufgenommen wurden. Dieser politische Kampf wurde im National- und Ständerat ausgefochten.

Der Kanton hat für den Ausbau gekämpft, weil dieser einen grossen Sprung im Angebot ermöglicht. Mit dem Ausbau wird der Bahnhof Bern von einem Bahnhof, an dem die Züge etwa im Halbstundentakt fahren, zu einem Bahnhof, an dem die Züge im Viertelstundentakt in verschiedene Richtungen abfahren.

Links zu den Projekten:

ÖV- Bevölkerungsbefragung 2024: Aufruf zur Teilnahme

Das Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination des Kantons Bern führt im Abstand von jeweils 4 Jahren eine Bevölkerungsumfrage durch, um die Wahrnehmung und Attraktivität des öffentlichen Verkehrs im Kanton Bern zu evaluieren. Im Frühling 2024 findet die nächste Erhebung statt.  

Die Umfrage findet jeweils im Frühjahr nach dem Fahrplanwechsel statt und besteht aus zwei Teilen: Einerseits aus einer repräsentativen Umfrage und andererseits aus einer Befragung via Internet. Diese Umfragen bilden eine Grundlage für die Planung des künftigen Angebots und zeigen dem Kanton ausserdem, ob die Anstrengungen zur Verbesserung im öffentlichen Orts- und Regionalverkehr von der Bevölkerung positiv wahrgenommen und ob Prioritäten richtig gesetzt werden.

Haben Sie Verbesserungsvorschläge zum Angebot im öffentlichen Verkehr Orts- und Regionalverkehr im Kanton Bern? Nehmen Sie an unsere Umfrage via Internet teil und teilen Sie uns Ihre Anregungen mit. Verbesserungsvorschläge, Kritik am jetzigen Angebot sind willkommen. Wir sind für jedes Feedback dankbar!

Die Ergebnisse der Bevölkerungsumfrage werden im Frühsommer 2024 veröffentlicht.

Link zur Umfrage

Verlängerung des Angebotsbeschlusses und des Investitionsrahmenkredits für den öffentlichen Verkehr

Resultat im Grossen Rat

Der Bund hat eine Harmonisierung der Bestellperioden für den regionalen Personenverkehr und die Perioden der Leistungsvereinbarungen für den Substanzerhalt und Ausbau der Bahninfrastruktur beschlossen. Der Kanton zieht mit und verlängert den Angebotsbeschluss sowie den Investitionsrahmenkredit um ein Jahr bis Ende 2026. Damit kann das Fahrplanangebot per Fahrplanwechsel im Dezember 2024 auf verschiedenen Linien angepasst werden.

Damit für die im Jahr 2024 beginnenden Offertverhandlungen für die Bestellperiode der Fahrplanjahre 2025/2026 ein gültiger Angebotsbeschluss vorliegt, wurde eine Verlängerung des laufenden Angebotsbeschlusses 2022-2025 um ein Jahr bis 2026 notwendig.

Beim Investitionsrahmenkredit besteht die Verlängerung im Wesentlichen aus einer Erhöhung des Kredits im für das Jahr 2026 notwendigen Umfang. Mit der Verlängerung des Rahmenkredits kommt kein zusätzliches Grossprojekt hinzu. Es werden aber voraussichtlich grössere Beiträge an die Wengernalpbahn WAB für die Beschaffung von Güterzügen und an Bernmobil für die Umgestaltung der Haltestelle Guisanplatz/Papiermühlestrasse über den Rahmenkredit finanziert.

Mit der Verlängerung des Angebotsbeschlusses wurden diverse Angebotsanpassungen beschlossen. Unter anderem werden die folgenden Buslinien ins kantonale Angebot aufgenommen und ab dem kommenden Dezember durch den Kanton bestellt und finanziert:

  • Buslinie zwischen Twann und Ligerz, als Ersatz für die aufgehobene Bahnhaltestelle Ligerz
  • Villeret centre – St-Imier Gare – St-Imier Hôpital (Ortsbus St.Imier), bisher ein Versuchsbetrieb
  • Brunnadernstrasse – Eigerplatz – Europaplatz Bahnhof, bisher ein Versuchsbetrieb
  • Bürgerbus Münsingen – Trimstein – Worb als reguläre Linie, bisher ein Bürgerbus
  • Verlängerung der Nachtbuslinie Interlaken – Brienz – Meiringen nach Innertkirchen
  • Ab 2026 wird die Buslinie Köniz – Bern – Ostermundigen in die Linie Köniz Schliern – Bern Bahnhof (neu als Doppelgelenk-Trolleybuslinie) und die Gelenkbuslinie Ostermundigen Rüti – Bern Bahnhof aufgeteilt.

Mit dem Kantonswechsel von Moutier sind die dortigen Linien ab 2026 nicht mehr Bestandteil des Berner ÖV-Angebots.

Die Verlängerungen waren im Grossen Rat unbestritten und wurden am 6. März 2024 einstimmig beschlossen. Im Frühling 2026 wird der Grosse Rat über den neuen Angebotsbeschluss 2027 – 2030 und den neuen Investitionsrahmenkredit ÖV 2027 – 2030 beraten.

Cargo sous terrain - auch im Kanton Bern?

Ist eine Weiterführung des geplanten unterirdischen Gütertransportsystems bis Bern, Biel und Thun wirtschaftlich und nachhaltig? Welche Regionen können angeschlossen werden? Der Kanton Bern hat mit einer Studie verschiedene Linienführungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft untersucht.

Cargo sous terrain (CST) ist ein innovatives, marktorientiertes und privat finanziertes Logistiksystem für den unterirdischen Transport von kleinteiligen Gütern. Die erste Teilstrecke des CST-Netzwerks soll von Härkingen nach Zürich führen, ist rund 70 km lang und soll bis 2031 realisiert werden. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Motion «Cargo sous terrain (CST) nach Bern/Thun» hat das Amt für Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Güterverkehr und Logistik vom AÖV eine Studie zur Evaluation einer Verlängerung des Streckennetzes in Auftrag gegeben, um das weitere Netz im Kanton Bern zu untersuchen.

Eine Linienführung mit Erschliessung von Bern, Biel und Thun erweist sich als bevorzugte Variante. Zudem ist die Netzerweiterung in den Kanton Bern wichtig für die Weiterführung vom CST Richtung Westen. Die Studie zeigt, dass das Nachfragepotenzial vorhanden ist, die geologischen Rahmenbedingungen zwar schwierig aber zu bewältigen sind, so dass eine Streckenerweiterung nach Bern, Biel und Thun grundsätzlich wirtschaftlich betrieben werden kann. Zudem sind die Auswirkungen des Projekts auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft positiv.

Bestvariante CST Bern

Im Detail wurde im Rahmen der Studie in einem ersten Schritt aufgrund der Gütertransportstatistik des Bundesamts für Statistik das Nachfragepotenzial für Transporte via CST-Tunnel eingeschätzt. Anschliessend wurden planerisch relevante Entwicklungsprojekte und Suchgebiete für die Hub-Standorte identifiziert und untersucht. Daraus lassen sich diverse gegenseitige Synergiepotenziale für diese Projekte sowie für CST ableiten. In einem nächsten Schritt wurden sodann die geologischen Gegebenheiten entlang der Tunnellinienführung betrachtet und beurteilt. Die wesentlichen bautechnischen Herausforderungen stellen verschiedene Grundwasserströme dar, die aber bewältigt werden können.

Schliesslich wurden die konkreten Auswirkungen des Projekts auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft untersucht. Es hat sich gezeigt, dass die Auswirkungen einer Streckenerweiterung von CST nach Bern, Biel und Thun positiv sind. Das Projekt bietet erhebliche wirtschaftliche Vorteile, beispielsweise durch eine bessere Erreichbarkeit von Arbeitsstandorten und einer höheren Resilienz des Verkehrssystems. In gesellschaftlicher Hinsicht sind unter anderem die Steigerung der Wohn- und Umweltqualität aufgrund der Optimierung des Verkehrs und entsprechender Reduktion von Emissionen zu nennen. In Bezug auf die Umwelt trägt CST vor allem zur Elektrifizierung und Optimierung des Logistiksystems, zur Reduktion von Treibhausgasen, und zu einer Senkung des Bodenverbrauchs bei.

Die Studie ist ein wichtiger Schritt zur weiteren Optimierung des CST-Netzausbaus. Bis zum 26. April 2024 läuft die Anhörung und öffentliche Mitwirkung zum Sachplan Verkehr, Teil «Unterirdischer Gütertransport», der die planerischen Leitlinien auf Bundesebene für CST der 1. Etappe darstellt. Nachdem der Bund diese Grundlage geschaffen hat, werden die Kantone die nötigen Anlagen für den Betrieb von CST in ihren Richtpläne aufnehmen. Die Ergebnisse der Studie «Cargo sous terrain im Kanton Bern» werden als Grundlage für die zukünftige Planung und Umsetzung des Projekts im Kanton Bern dienen.

Der entsprechende Ergebnisbericht ist unter nachfolgendem Link einsehbar:
Link zum Ergebnisbericht

Die Anhörungs- und Mitwirkungsunterlagen zum SUG sind bis am 26. April 2024 auf der Homepage des Amtes für Gemeinden und Raumordnung einsehbar: 
Link zur öffentlichen Anhörung

Überprüfung Betriebskonzept Moonliner

(Quelle: moonliner.ch)

Mit Abschaffung des speziellen Nachttarifs und dem Ausbau zusätzlicher Verbindungen wurde das Moonlinerangebot ab Mitte Dezember 2021 deutlich attraktiver. Das zeigt sich jetzt in der sehr starken Zunahme der Fahrgäste. Im Hinblick auf den Angebotsbeschluss 2027-2030 wird nun im Sinne einer Erfolgskontrolle das neu eingeführte Betriebskonzept überprüft. Zusätzlich wird die Einführung von Nacht-S-Bahnlinien an Wochenenden auf besonders stark frequentierten Moonliner-Linien geprüft.

Mitte Dezember 2021 wurde das Nachtbusangebot MOONLINER ausgebaut und der spezielle Nachttarif abgeschafft. Damit können die Busse mit allen üblichen Abonnementen und Tickets genutzt werden und der Nachttarif entfällt. Zudem werden die Nachtbusse gleich wie das Tagesangebot von Bund und Kanton finanziert. Das Angebot wurde vor allem in der Region Bern-Mittelland ausgebaut. Hier gibt es einen Stundentakt in der Agglomeration und einen Halbstundentakt auf den Hauptkorridoren in der Stadt sowie auf stark genutzten Linien in der Agglomeration Bern. Auch zwischen Bern, Biel, Thun und Freiburg fahren die Nachtbusse häufiger. In den Regionen Biel, Thun, Emmental und Oberaargau wurde das Nachtangebot punktuell verbessert.

Seit 2022 verzeichnen die MOONLINER Linien insgesamt eine starke Zunahme der Fahrgäste. Insgesamt waren im 2023 doppelt so viele Fahrgäste unterwegs wie 2019. Im Hinblick auf den Angebotsbeschluss 2027-2030 soll nun das neu eingeführte Betriebskonzept überprüft werden. Grundlagen für die Überprüfung sind die Betriebserfahrungen und Nachfragedaten 2022 und 2023.

Weiter wurde am 7. März 2024 von Seiten das Postulat der SP-JUSO Fraktion «Einführung von Nacht-S-Bahnlinien» angenommen. Dieser Vorstoss verlangt vom Regierungsrat die Prüfung von Nacht-S-Bahnlinien an Wochenenden auf besonders stark frequentierten Moonliner-Linien. Neben der potenziellen Nachfrage wird auch die Machbarkeit geprüft, die wesentlich von den vielen Baustellen auf dem Schienennetz im Raum Bern abhängen wird. 

Die Überprüfung des Betriebskonzeptes läuft unter Federführung des AÖV in enger Zusammenarbeit mit den Regionen, Transportunternehmen und Nachbarkantonen. Die Ergebnisse liegen voraussichtlich Anfang 2025 vor.

"Die Zahl": 6

Im Kanton Bern sind 6 Agglomerationen berechtigt, ein Agglomerationsprogramm beim Bund einzureichen: Bern, Biel/Bienne-Lyss, Burgdorf, Interlaken, Langenthal und Thun.
Der Kanton Bern freut sich, im kommenden Jahr für alle 6 der eingabeberechtigten Agglomerationen beim Bund ein Agglomerationsprogramm der 5. Generation einzureichen.

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