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Infoletter Güterverkehr und Logistik - Oktober 2024

  • Infoletter vom Oktober 2024

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Das Thema Güterverkehr und Logistik etabliert sich zunehmend im Kanton Bern und bei den verschiedenen Verwaltungsebenen der öffentlichen Hand in der Schweiz. Seit der Verabschiedung des kantonalen Güterverkehrs- und Logistikkonzeptes (GVLK) durch den bernischen Regierungsrat im Jahre 2021 hat sich die Zusammenarbeit zwischen den kantonalen Ämtern, dem Bund, den Regionen und den Gemeinden verstärkt. Dank der Koordinationsstelle Güterverkehr und Logistik des Kantons Bern (KGL BE) tauschen sich die betroffenen kantonalen Ämter regelmässig zum Thema aus. Die Regionen nehmen sich dem Thema ebenfalls an. Auf Bundesebene entsteht ein neues Güterverkehrsgesetz, das den Schienengüterverkehr stärken und den Einzelwagenladungsverkehr sichern und weiterentwickeln soll. Weiter schafft der Bund dank einem neuen Faktenblatt zum Güter- und Wirtschaftsverkehrs Grundlagen, die eine fachlich fundiertere Einordnung des Themas ermöglichen. Weitere Studien wie diejenige zu flächen- und energiesparenden Logistikanlagen (FE-LOG-Studie) helfen, gute Beispiele aus dem Kanton Bern und andere Regionen bekannt zu machen. Am 22. August 2025 widmet der Kanton seinen Berner Verkehrstag dem Thema Güterverkehr.

Der langen Rede kurzer Sinn: Es tut sich was, im Bereich Güterverkehr und Logistik im Kanton Bern. Wir leisten mit konkreten Massnahmen unseren Beitrag zu einem zukunftsfähigen Güterverkehr.

Portrait Christian Aebi
Christian Aebi, Vorsteher AÖV Kanton Bern, Leiter der kantonalen Steuergruppe Güterverkehr und Logistik

Regionale Planungen nehmen Güterverkehr und Logistik auf

Regionalkonferenzperimeter und Agglomerationskerne des Kantons Bern auf der Karte
Regionalkonferenzperimeter und Agglomerationskerne des Kantons Bern

Raumplanung ist eine gemeinsame Aufgabe von verschiedenen Planungspartnern. Nach der Aufnahme von zwei neuen Massnahmenblättern zu den Themen Güterverkehr und zur Logistik im kantonalem Richtplan wird das Thema auch in regionale Planungen aufgenommen. Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Instrumenten wird sich in den kommenden Jahren zunehmend etablieren.

Seit der Verabschiedung des Güterverkehrs- und Logistikkonzeptes des Kantons Bern durch den Regierungsrat wurde der Fokus auf die Erstellung von zwei neuen Massnahmenblättern im kantonalen Richtplan gesetzt. Die Massnahmenblätter ermöglichen es, Vorranggebiete für die Logistik zu bezeichnen und die wichtigsten Bahnanlagen für den Schienengüterverkehr zu sichern. Der angepasste Richtplan wurde im Herbst 2023 in Kraft gesetzt.

Neue Inhalte im kantonalen Richtplan

Mit dem Massnahmenblatt «Gunstlagen und Vorranggebiete für Logistiknutzungen bezeichnen» werden Regionen und Gemeinden aufgefordert, Gebiete für die Logistik in den regionalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzepten (RGSK), respektive in der kommunalen Nutzungsplanung zu berücksichtigen. In diesen Gebieten sind prioritär Logistiknutzungen vorzusehen. Logistikfremde Nutzungen sind dabei – im untergeordneten Masse - weiterhin möglich.

Die Inhalte des Massnahmenblatts «Güterbahnhöfe und Verladeanlagen raumplanerisch sichern» stützen sich auf das «Konzept für den Gütertransport auf der Schiene» des Bundes (2017). Das Bundeskonzept bezeichnet die notwendigen Anlagen zur Abwicklung des Gütertransports auf der Schiene. Im kantonalen Richtplanmassnahmenblatt werden die kantonalen Interessen für eine nationale Interessenabwägung festgehalten. Gemeinden und Regionen können auf diese Anlagen auf Bahnareal ohne Zustimmung des Bundesamtes für Verkehr keinen Einfluss nehmen. Besonders in Gebieten an zentraler Lage bestehen Interessenkonflikte, die es zu lösen gilt. Zudem werden mit dem neuen Massnahmenblatt Regionen, Städte und Gemeinden beauftragt, schienengebundene City Cargo Hubs zu prüfen.  

Güterverkehr und Logistik nehmen Einzug in die Regionalen Planungen

Im grossen und vielfältigen Kanton Bern spielen die Regionen als Bindeglied zwischen den Gemeinden und dem Kanton eine unverzichtbare und wichtige Rolle. Sie erarbeiten die RGSK, die der regionalen Koordination der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung dienen. Die RGSK nehmen eine Scharnierfunktion zwischen den kommunalen und kantonalen Planungen wahr.

Neu wurden die Themen des Güterverkehrs und der Logistik auch in den RGSK 2025 aufgenommen. Die Regionen haben den Handlungsbedarf erkannt und erarbeiten vereinzelt bereits lokale Massnahmenblätter zu dieser Thematik. Die RGSK werden von den Regionen alle vier Jahre überprüft und aktualisiert. Die RGSK 2025 werden im Jahr 2025 durch den Kanton genehmigt. In den nächsten RGSK-Generationen werden weitere konkrete Massnahmen zum Güterverkehr und zur Logistik folgen.

Das Zusammenspiel zwischen den neuen kantonalen Massnahmenblättern und den weiteren Instrumenten auf den verschiedene Staatsebenen (national, kantonal, regional und kommunal) wird sich in den kommenden Jahren zunehmend entfalten.

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Save the date: Berner Verkehrstag am 22. August 2025

Regierungsrat Christoph Neuhaus während seiner Rede am Berner Verkehrstag 2023
Regierungsrat Christoph Neuhaus während seiner Rede am Berner Verkehrstag 2023

Der etablierte Anlass der Berner Verkehrspolitik widmet sich im Jahr 2025 dem Güterverkehr. Mit jeweils rund 200 Schlüsselpersonen aus der Verkehrsbranche, der Politik und der Verwaltung hat sich der Berner Verkehrstag weit über die Schweizer Hauptstadt hinaus zum wichtigen Treffpunkt für die Debatte aktueller verkehrspolitischer Themen entwickelt. Reservieren Sie jetzt den 22. August 2025 in Ihrer Agenda!

Der Berner Verkehrstag wird am Freitag, 22. August 2025 zum zwanzigsten Mal stattfinden. Der Anlass bietet den Teilnehmenden spannende Referate, welche aktuelle Themen aus dem Verkehrs- und Mobilitätsbereich aufgreifen und neue Denkanstösse für die eigenen Projekte und Planungen geben. Gleichzeitig wird eine Plattform geboten, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen und so die Zusammenarbeit in der Mobilitätsbranche zu verbessern. Der Verkehrstag findet seit 2021 jedes zweite Jahr statt.

Lieferengpässe aufgrund von stockenden Güterverkehrsrouten, Mehrverkehr durch den wachsenden Online-Handel, Debatten um Logistikinfrastrukturen - der oft vergessene Güterverkehr rückt immer stärker in das Bewusstsein von Politik und Gesellschaft. Und dennoch werden Logistikanlagen als störend empfunden und aus den Zentren verdrängt. Mit dem revidierten Güterverkehrsgesetz des Bundes werden die Kantone in die Pflicht genommen, den Güterverkehr stärker zu lenken.

Der 20. Berner Verkehrstag nimmt die Herausforderungen durch den Güterverkehr in den Fokus: Wie machen Politik und Verwaltung den Kanton Bern fit, um den wachsenden Güterverkehr zu bewältigen? Was sind die Handlungsspielräume der Gemeinden? Und welche Lösungen hat die Logistikbranche? Ein Thema das eine gute Koordination unter den Staatsebenen und den privaten Akteuren verlangt.

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Flächen- und Energieeffiziente Logistikstandorte (FE-LOG) - Wie der Wandel gelingen kann

Konzeptuelle Darstellung einer Cargodrehscheibe
Konzeptuelle Darstellung einer Cargodrehscheibe

Das Forschungsprojekt FE-LOG, ist abgeschlossen. Das Projekt wurde durch die nationale Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität KOMO gefördert. Der Kanton Bern war mit zwei Demonstrationsprojekten in Bern und Thun beteiligt, bei denen verschiedene Flächen- und Energieeffizienzansätze getestet wurden. Alle Ergebnisse des Projekts stehen nun auf einer Webseite zu Verfügung.

Der Logistikmarkt wächst und damit steigt auch der Flächenbedarf für Logistiknutzungen, v.a. in urbanen Gebieten. Gleichzeitig spielt der Verkehr eine bedeutende Rolle im Gesamtenergieverbrauch und macht einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen der Schweiz aus. Das Projekt FE-LOG greift die Herausforderungen auf und zeigt erfolgversprechende Ansätze zur Reduktion des Flächen- und Energieverbrauchs auf. Dies geschieht zum einen anhand von Best-Practice-Beispielen und zum anderen anhand von Demonstrationsprojekten.

Hintergrund ist die eingeschränkte Flächenverfügbarkeit für die oft flächenintensiven Logistiknutzungen und der hohe Verbrauch von meist fossilen Energieträgern für Logistik- und Transportprozesse. Im Projekt FE-LOG wurden sieben Demonstrationsprojekte durchgeführt, in denen die Flächen- und Energieeffizienzansätze geplant und die Umsetzung initiiert wurde. Der Kanton Bern war mit den beiden Demonstrationsprojekten «Bern Weyermannshaus» und «Thun Gwatt» gut vertreten.

Verladeanlage Weyermannshaus, Bern
Verladeanlage Weyermannshaus, wo für Nachtsprungtransporte zwischen regionalen Bahnzentren täglich 1300 Sendungen in 40 Bahnwagen verladen werden.

Durch diesen praxisorientierten Ansatz konnten praxisnahe Erfolgsfaktoren und Hindernisse identifiziert werden, denen mit gezielten Massnahmen begegnet wird. Die Demonstrationsprojekte dienten als Referenzprojekte, die stellvertretend für Logistikstandorte in der Schweiz untersucht wurden. Zudem konnte bei den Demonstrationsprojekten eine Umsetzung angestossen werden.

Für die Demonstrationsprojekte und die schweizweite Umsetzung wurde das Potenzial von Ansätzen zur Steigerung der Flächen- und Energieeffizienz von Logistikstandorten in Bezug auf die Reduktion des Flächenverbrauchs, des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen abgeschätzt. Energieeffizienz bezieht sich in diesem Projekt immer auf den Logistikbetrieb und nicht auf die Gebäudetechnik. Sowohl beim Energie- als auch beim Flächenverbrauch wurden grosse Reduktionspotentiale ermittelt, die einen erheblichen Beitrag für die haushälterische Nutzung des Bodens und an die Ziele der Energie- und Klimastrategie leisten können.

Um dieses grosse Potenzial auszuschöpfen, braucht es jedoch unterstützende Massnahmen von Bund, Kantonen, Gemeinden und auch von privaten Unternehmen, um Hindernisse bei der Umsetzung der Ansätze zu überwinden und Erfolgsfaktoren zu stärken.

Zur Abstützung und Generalisierung der Ansätze setzte das Projekt auf eine breite Beteiligung von diversen Partnern der öffentlichen Hand, aus der Privatwirtschaft sowie von Wirtschafts- und Fachverbänden. In mehreren Veranstaltungen wurden die Ergebnisse mit den Akteuren gespiegelt, hinterfragt und schliesslich verfeinert. Der Kanton Bern wird die Resultate analysieren und prüfen, welcher Handlungsbedarf sich daraus ableiten lässt.

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Fakten zum Wirtschaftsverkehr

Lieferwagenverkehr nach Branchen, Anteil Fahrleistungen Lieferwagen 2022 in Prozent.  Quelle: Bedeutung Lieferfahrzeuge 2023, Bundesamt für Strassen ASTRA
Lieferwagenverkehr nach Branchen, Anteil Fahrleistungen Lieferwagen 2022 in Prozent. Quelle: Bedeutung Lieferfahrzeuge 2023, Bundesamt für Strassen ASTRA

Gute Bedingungen für den Wirtschaftsverkehr sind Voraussetzung für Unternehmen, Städte und Gemeinden sowie die Bevölkerung. Mehr über den Wirtschaftsverkehr und seine Teilsegmente zu wissen, ist für eine nachhaltige Planung auf allen Ebenen nötig. Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE hat ein Faktenblatt dazu publiziert.

Das Faktenblatt fasst die wichtigs­ten Erkenntnisse aus neueren Studien des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK zum Wirtschaftsverkehr zusammen. Dabei handelt es sich um folgende drei Studien: Grundlagenstudie «Wirtschaftsverkehr in urbanen Räumen» von 2021, «Vorstudie Referenzmodell Wirtschaftsverkehr» von 2024 sowie die Forschungsstudie «Heutige und künftige Bedeutung des leichten Nutzfahrzeugverkehrs (Lieferfahrzeuge)» von 2023.

Laut den Verkehrsperspektiven 2050 des Bundes wächst der Gü­terverkehr bis 2050 im Vergleich zu 2017 um 31 Prozent und der Lieferwagenverkehr um 58 Prozent. Der Wirtschaftsverkehr ist in der Diskussion über die Auswirkungen des Gesamtverkehrs auf die Infrastruktur, den Raum und die Umwelt deshalb zwingend differenzierter zu betrachten. Dazu braucht es gute Grundlagen. Nur so ist es möglich, für alle Akteure nachhaltige Lösungen zu finden.

Die Aufteilung der Fahrleistung von Lieferwagen (oder leichten Nutzfahrzeugen) zwischen dem Wirtschafts- und Privatverkehr war bis anhin aus bestehenden Quellen nicht abschliessend geklärt. Die zuletzt publizierten Studien fokussieren sich auf diese Lücke.

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Cargo sous terrain auch im Kanton Bern? - Studienergebnisse zu einer möglichen Verlängerung des Streckennetzes

Symbolbild des Cargo Sous Terrain Gesamtnetzes
Symbolbild des Cargo Sous Terrain Gesamtnetzes

Ist eine Weiterführung des geplanten unterirdischen Gütertransportsystems bis Bern, Biel und Thun wirtschaftlich und nachhaltig? Der Kanton Bern hat mit einer Studie verschiedene Linienführungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft untersucht. Der Bund soll in den kommenden Monaten über das weitere Vorgehen im Projekt Cargo soust terrain entscheiden.

Cargo sous terrain (CST) ist ein innovatives, marktorientiertes und privat finanziertes Logistiksystem für den unterirdischen Transport von kleinteiligen Gütern. Die erste Teilstrecke des CST-Netzes soll von Härkingen nach Zürich führen, ist rund 70 km lang und soll bis 2031 realisiert werden.

Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Motion «Cargo sous terrain (CST) nach Bern/Thun» hat das Amt für Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Güterverkehr und Logistik sowie weiteren betroffenen Amts- und Fachstellen im Rahmen einer Studie die Auswirkungen einer Verlängerung des Streckennetzes auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft untersucht. 

Variantenübersicht Cargo Sous Terrain im Kanton Bern
Variantenübersicht Cargo Sous Terrain im Kanton Bern

Die Studie hat ergeben, dass eine Linienführung mit Erschliessung von Biel, Bern und Thun sich als bevorzugte Variante erweist. Zudem wäre die Netzerweiterung in den Kanton Bern für die Weiterführung des CST-Netzes Richtung Westen wichtig. Die Studie zeigt, dass das Nachfragepotenzial vorhanden ist, die geologischen Rahmenbedingungen zwar schwierig, aber zu bewältigen sind, so dass eine Streckenerweiterung nach Bern, Biel und Thun grundsätzlich wirtschaftlich betrieben werden kann. Zudem sind die Auswirkungen des Projekts auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft positiv. 

Der Bund hat im Frühling 2024 die Anhörung der Kantone zum Sachplan Verkehr, Teil Unterirdischer Gütertransport (SUG), der die planerischen Leitlinien auf Bundesebene für CST darstellt, durchgeführt. Nach der Anhörung wird der SUG unter Berücksichtigung der eingegangenen Stellungnahmen bereinigt und anschliessend dem Bundesrat zum Entscheid vorgelegt. Schafft der Bund diese Grundlage, werden die Kantone die nötigen Anlagen für den Betrieb von CST in ihren Richtpläne aufnehmen. Die Ergebnisse der Studie «Cargo sous terrain im Kanton Bern» werden in diesem Fall als Grundlage für die zukünftige Planung und Umsetzung des Projekts im Kanton Bern dienen.

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