Hydrographisches Bulletin 2022: Niederschlagsdefizit führte zu geringeren Abflussmengen und tiefen Grundwasserständen

Das kürzlich erschienene Hydrographische Bulletin des Kantons Bern gibt Auskunft über die Niederschläge und Wasserstände im Jahr 2022. Das Jahr startete mit einem milden Winter, der in einen sehr milden Frühling überging. Der Sommer entwickelte sich zu einer Hitzeperiode, die einen neuen Höhenrekord der Nullgradgrenze mit sich brachte. Bis Ende August war die Witterung im saisonalen Vergleich fast durchgehend zu trocken und auch in der Jahressumme der Niederschläge zeigt sich das langanhaltende deutliche Defizit. Es war das wärmste Jahr seit Messbeginn 1864.
Die Auswirkung der Trockenheit auf die Seepegel konnte mittels Reguliereingriffen begrenzt werden. Umso stärker manifestierte sich der Wassermangel in den Abflüssen, was zu unterdurchschnittlichen Abflussmengen und neuen saisonalen Tiefstwerten führte. Die fehlenden Niederschläge hatten in einigen Fällen ausgetrocknete Gerinne zur Folge und allgemein wurden aussergewöhnlich hohe Wassertemperaturen verzeichnet. Auch beim Grundwasser zeigte sich das langanhaltende Niederschlagsdefizit bereits im Frühling in den Pegelständen und die Auswirkung spitzte sich im Laufe des Sommers zu. Insbesondere im Aare- und Emmental wurden während der Sommermonate neue saisonale Tiefstwerte erreicht. Erst die feuchte Witterung im September brachte eine stabilisierende Wirkung und wieder ansteigende Grundwasserstände.
Das Bulletin kann unter www.be.ch/wasserdaten (Publikationen → Hydrographisches Bulletin) heruntergeladen werden.
Simon Jaun, Hydrometrie

Gemischte Kunststoffsammlung – das neue flächendeckende Sammelangebot für alle Berner Gemeinden

Spätestens seit der Annahme der Motion Dobler durch den National- und Ständerat, welche eine koordinierte und flächendeckende Sammlung von gemischten Kunststoffabfällen fordert, ist klar, dass es Lösungen für die Gemeinden und deren Bevölkerung braucht. Aus diesem Grund hat das Amt für Wasser und Abfall 2022 in Zusammenarbeit mit der AVAG Umwelt AG, der InnoRecycling AG und mehreren Berner Gemeinden das Angebot einer überregionalen, gemischten Kunststoffsammlung entwickelt. Das kantonal einheitliche und national mit «Bring Plastic Back» kompatible Sammelsystem ist nun bereit und steht allen Berner Gemeinden offen.
Die offizielle Sammlung startet in diesem Frühling. Bis heute haben sich bereits über 80 Berner Gemeinden für dieses neue Sammelangebot gemeldet.
Es handelt sich dabei um ein einheitliches (z. B. Sackpreise, Vergütungen, Funktionsweise, Sammelfraktionen, etc.) und durchlässiges (z. B. zwischen Detailhandel, Gemeinden, privaten Entsorgern resp. Logistikpartner, etc.) Bring-Sammelsystem mit hoher Wertschöpfung in der Schweiz. Zudem ist das Sammelangebot nach den Anforderungen des Vereins Schweizer Plastic Recycler VSPR zertifiziert. Angestrebt wird eine möglichst kantonale Flächendeckung.
Die Gemeinden können ganz einfach mittels Beitrittserklärung zum Rahmenvertrag am Sammelsystem teilnehmen und die Verkaufs- sowie Sammelstellen in ihrem Hoheitsgebiet im Austausch mit der InnoRecycling AG definieren. Damit erteilen sie die Konzession für den Betrieb des Sammelsystems. Zudem kann eine Gemeinde selbst Leistungen innerhalb des Systems übernehmen. Die AVAG Umwelt AG nimmt (über ihr eigenes Einzugsgebiet hinaus) die Rolle der Interessenvertreterin der teilnehmenden Gemeinden wahr. InnoRecycling AG übernimmt die Rolle der Systembetreiberin und ist Konzessionsnehmerin der teilnehmenden Gemeinden.
Der Detailhandel nimmt hinsichtlich Durchlässigkeit und Flächendeckung des Systems ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Er fungiert nach Rücksprache mit InnoRecycling AG und den lokalen Gemeinden als Verkaufs- und Sammelstelle – kann aber auch Aufgaben in der Logistik übernehmen. Für die Sammlung werden die bekannten Sackgrössen (17 l, 35 l, 60 l, 110 l) angeboten. Gesammelt wird fast alles – von der Lebensmittelverpackung über die Putzmittelflasche bis hin zum Blumentopf und noch viel mehr.
Kontaktadresse für weitere Informationen: InnoRecycling AG, Marc Briand, mb@sammelsack.ch,
071 552 42 43, www.sammelsack.ch
Marc Häni, Abfall

Aufhebung der ARA Beatenberg-Wang: Keine Spuren von häuslichem Abwasser mehr in den Beatushöhlen

Viele Jahre reinigte die ARA Wang einen grossen Teil des Abwassers der Gemeinde Beatenberg. Im Jahr 2019 dann wurde die ARA aufgehoben. Das Abwasser fliesst seitdem durch eine neu erstellte Abwasserleitung vom alten ARA Standort bis nach Unterseen ins Kanalisationsnetz der ARA Interlaken. Das Amt für Wasser und Abfall hat vor Ausserbetriebnahme der ARA Wang Wasserproben in den Beatushöhlen analysiert.
Grund dafür war die Annahme, dass das in der bisherigen ARA Wang gereinigte Abwasser im Karstgebiet teilweise versickert und bis in das Höhlensystem um die Beatushöhlen gelangt. Das Wasser des Höhlenbachs wurde auf sogenannte Spurenstoffe hin untersucht. Dies sind künstliche organische Stoffe, häufig Arzneimittelstoffe, die heutzutage vermehrt in häuslichem Abwasser vorkommen und durch die meisten ARA – so auch die ARA in Beatenberg – nicht abgebaut werden. Treten sie in einer Wasserprobe auf, so weist dies auf das Vorhandensein von häuslichem Abwasser hin. Die Messungen des AWA zeigten tatsächlich deutliche Vorkommen solcher Stoffe im Höhlenbach auf. So lag die Konzentration für Diclofenac – ein Schmerzmittel – sogar mehrmals über dem schweizweit vorgeschlagenen Richtwert für Gewässer.
Rund zwei Jahre nach der Aufhebung der ARA Wang hat das AWA nochmals zwei Beprobungen vorgenommen. In beiden Fällen waren die Konzentrationen für die künstlichen Spurenstoffe bei nahezu Null oder sie konnten gar nicht nachgewiesen werden.
Die Messungen haben nicht nur gezeigt, dass tatsächlich ein Teil des durch die ARA Wang gereinigten Abwassers bis in die Beatushöhlen vorgedrungen ist, sondern dass durch die Aufhebung der ARA das Höhlensystem nun gänzlich vom Einfluss menschlicher Abwässer befreit ist.
Dorothee Wörner, Trinkwasser und Abwasser


Ausblick nächster Berner Wassertag 2026

Der letztjährige Berner Wassertag thematisierte den Klimawandel und legte den Fokus auf den Umgang mit den Extremen «Trockenheit» und «heftige Niederschläge». Die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels wie z.B. längere Trockenperioden haben grossen Einfluss auf die Trinkwasserversorgung, die landwirtschaftliche Bewässerung und den Abfluss in den Fliessgewässern. Diese Herausforderungen vorausschauend und systematisch anzugehen ist von zentraler Bedeutung. Das Amt für Wasser und Abfall überarbeitet daher im Auftrag des Regierungsrates des Kantons Bern die Wasserstrategie 2010. Die neue Wasserstrategie mit den zugehörigen Massnahmenprogrammen 2026-2031 soll dem Grossen Rat Ende 2025 zur Kenntnis vorgelegt werden.
Der nächste Berner Wassertag wird die neue Wasserstrategie und deren Massnahmen in den Mittelpunkt stellen. Gestützt auf den Terminplan zur Erarbeitung der Strategie findet der nächste Wassertag deshalb im Frühling 2026 statt. Wir werden Sie frühzeitig über den genauen Zeitpunkt der Durchführung informieren und freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Neuorganisation und Ansprechpartner im Bereich Materialabbau
Der gewässerschutzrechtliche Vollzug des Abbaus von mineralischen Rohstoffen wie Steine, Kies, Sand und Ton (Materialabbau) ist neu im Fachbereich Grundwasser und Altlasten unter der Leitung von Paul Borer angesiedelt. Roger Mégroz ist der neue, für den Materialabbau zuständige Sachbearbeiter. Er hat seine Stelle im AWA im Oktober 2022 angetreten und übernimmt nebst Aufgaben im Bereich Materialabbau auch solche im Bereich des baulichen Grundwasserschutzes. Roger Mégroz ist Geologe, zweisprachig - in Wort und Schrift - und weist eine langjährige Erfahrung in den Gebieten der Ingenieur-Geologie und der Hydrogeologie auf. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.
Oliver Steiner, Betriebe und Abfall

Neueintritt Abteilung Siedlungswasserwirtschaft
Christoph Bill beginnt Ende April 2023 seine Tätigkeit als Fachspezialist Wasserversorgung im Fachbereich Trinkwasser und Abwasser. Er wird für das Gebiet Grossraum Bern und Emmental zuständig sein. Christoph Bill bringt mit seiner langjährigen Erfahrung in verschiedenen Ingenieurbüros und seiner grossen Fachkenntnis im Bereich Wasserversorgung ideale Voraussetzungen mit. Wir freuen uns auf Christoph!
Reto Manser, Siedlungswasserwirtschaft

In eigener Sache
Im Newsletter vom Juni 2022 habe ich Sie über die angespannte Situation im AWA betreffend Arbeitsaufkommen und zur Verfügung stehenden Mitarbeitenden informiert. Insbesondere die Nichteinhaltung von Fristen für die Bearbeitung von Bewilligungsgesuchen hat zu Unmut und Ärger bei Leitbehörden, Gesuchstellenden und Planenden geführt. Beanstandet wurde zudem der Hinweis bei der Eingabe von Gesuchen, dass deren Behandlung bis zu 90 Tagen dauern bzw. kein exaktes Datum bis zur Bewilligungserteilung angegeben werden könne. Ich bedaure diese Gegebenheit sehr.
Ein Hauptgrund für die Leistungsverschlechterung dürfte in der stetigen Zunahme der Bewilligungsgesuche seit 2018 (2018/2022: + 22%) bei gleichbleibenden Personalressourcen liegen.

Verschiedene Massnahmen zur Leistungssteigerung wurden mittlerweile eingeleitet bzw. werden bereits umgesetzt:
- Die Dienstelle Bewilligungen als zentrale Koordinations- und Anlaufstelle für Gesuche und für die Fertigstellung der Amts-/Fachberichte und Bewilligungen ist seit Mitte 2022 durch eine Festanstellung (bisher befristete Stelle) konsolidiert.
- Der amtsinterne Ablauf des Bewilligungsprozesses wird optimiert.
- Der Fachbereich Grundwasser wird 2023 personell aufgestockt durch die Schaffung zwei neuer, befristeter Stellen. Zudem wurden diverse Entlastungs-Massnahmen initiiert (z. B. Straffung des Beratungsaufwands, Erarbeitung einer verständlichen Richtlinie und einer einfachen Checkliste betreffend baulichen Grundwasserschutz zur Qualitätssteigerung der Gesuche).
- Im Bereich Wasserversorgung wird eine Teilzeit-Stelle geschaffen.
Mit den verschiedenen Massnahmen erhoffen wir uns eine Verbesserung der Situation in den stark betroffenen Bereichen (Baulicher Grundwasserschutz und Wasserversorgung). Die Lage bleibt aber angespannt: Krankheitsbedingte Ausfälle oder die Kündigung einer Fachperson bringen das System in Schieflage. Nimmt die Anzahl der Gesuche weiterhin zu, könnte der Anteil an Fristüberschreitungen nicht wie gewünscht abklingen. Erschwerend sind zudem die zahlreichen mangelhaften Bewilligungsgesuche (fast jedes zweite im Bereich des baulichen Grundwasserschutzes).
Wir sind mit Hochdruck daran, Lösungen zu finden und Verbesserungen zu erwirken. Ich bitte alle Betroffenen um Verständnis für die gegenwärtige Situation.
Jacques Ganguin, Vorsteher AWA