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TBAupdate - Dezember 2024

  • Newsletter vom Dezember 2024

Digitalisierung des Winterdienstes

Die Digitalisierung kann in vielen Bereichen Abläufe vereinfachen, so auch beim Winterdienst auf den Kantons- und Nationalstrassen des Kantons Bern. Nach einem erfolgreichen Pilotversuch im letzten Winter sind nun alle Winterdienstfahrzeuge mit Geräten zur Erfassung von Salzverbrauch und Strecke ausgestattet, was viele Vorteile mit sich bringt.

Jeder von uns ist in den Wintermonaten im Strassenverkehr schon einmal von schnee- und eisglatten Strassen überrascht worden. Umso dankbarer sind wir dann für den Einsatz von Räum- und Streufahrzeugen, die uns helfen, sicher ans Ziel zu kommen. Doch woher weiss man beim TBA eigentlich, dass die Strassen glatt sind und ein Einsatz notwendig ist? Stefan von Gunten, Strasseninspektor Oberland Nord, klärt auf: «Ungefähr ab Anfang November (im Berner Oberland teilweise bereits ab Mitte Oktober) werden in den Strasseninspektoraten des TBA die Strassenverhältnisse genau überwacht. Dazu werden die Wettervorhersagen im Auge behalten, Webcams kontrolliert und bei niedrigen Temperaturen regelmässige nächtliche Überwachungsfahrten durchgeführt.» Während solcher Überwachungsfahrten kann entweder direkt Salz gestreut oder bei stärkeren Wettereinbrüchen Verstärkung angefordert werden.
Im Kanton Bern wird der Winterdienst auf den Kantonsstrassen hauptsächlich von externen Dienstleistern ausgeführt, auf den Nationalstrassen betreut das TBA die Strecken selber. Wo externe Dienstleister beauftragt sind, stellen letztere die Winterdienst-Fahrzeuge selber, Pflug und Aufbaustreuer werden in der Regel vom Kanton zur Verfügung gestellt.

Nächtlicher Einsatz beim Winterdienst
Nächtlicher Einsatz beim Winterdienst

Von der Testphase zum Regelbetrieb

Bisher wurden von den Fremdfirmen die Betriebsstunden der Fahrzeuge und der Salzbezug nach Verbrauch mittels Fuhrschein erfasst und vom TBA kontrolliert. Im vergangenen Winter wurden in einem Pilotversuch in drei Strasseninspektoraten neue digitale Erfassungsgeräte für den Winterdienst zum Winterbeginn eingeführt. Nach einer mehrwöchigen Testphase, in der einige Verbesserungen umgesetzt wurden, wurde im Januar 2024 in den drei Strasseninspektoraten der Regelbetrieb eingeführt.
Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt der vergangenen Saison profitieren in diesem Winter nun alle Strasseninspektorate vom digitalisierten Winterdienst. «Eine meiner wichtigsten Lehren aus solchen Digitalisierungsprojekten ist, Pilotprojekte zur Optimierung und Beseitigung von Anfangsschwierigkeiten zu nutzen, sonst funktionieren sie nicht», erklärt Stefan von Gunten.

Schneeräumung im Auftrag des TBA

Mehr Effizienz mit einem automatisierten Abrechnungsprozess

Besonders wichtig bei der Einführung war ein durchgängig medienbruchfreier Abrechnungsprozess, also die Möglichkeit, aus den vom TBA freigegebenen Fahrzeugdaten automatisch Rechnungen zu erzeugen. Zu diesem Zweck wurden alle Winterdienstfahrzeuge, insbesondere die der externen Dienstleister, mit Erfassungsgeräten mit GPS-Tracker und GSM-Karte ausgestattet, die die Daten live an eine Website übertragen. So kann z. B. in Echtzeit eingesehen werden, auf welcher Strecke gerade wie viel Gramm Salz pro m² gestreut wird, was auch für die Polizei bei Haftungsfragen nach Verkehrsunfällen hilfreich ist. Aus den übermittelten Daten bearbeitet der Einsatzleiter des Winterdienstes am Monatsende mit wenigen Klicks den gesamten Freigabe- und Verrechnungsprozess – völlig papierlos. Damit wird die Effizienz des Prozesses massiv erhöht und die Qualität gesteigert. Um dies zu erreichen, waren umfangreiche Entwicklungsarbeiten durch das Pilotteam des TBA in Zusammenarbeit mit dem Gerätelieferanten notwendig.

Überwacherfahrzeug des TBA mit aufgebautem Salzstreuer
Zwischenhalt beim Pflugeinsatz von TBA-Fahrzeugen

Geld sparen und Umwelt schonen durch Optimierung Salzverbrauch

Der digitalisierte Prozess bietet zahlreiche Vorteile: Zum einen ist die automatisierte Rechnungsstellung deutlich einfacher, zeitsparender und weniger fehleranfällig. «Die beauftragten Winterdienstunternehmer können weiterhin mit ihren gewohnten Buchhaltungssystemen arbeiten. Dadurch war die Akzeptanz für die Umstellung bei der Einführung sehr hoch, da dies auch für kleine Unternehmen eine Arbeitserleichterung darstellt», erklärt Stefan von Gunten. Zum anderen kann mit den neuen Geräten nun auch der Salzverbrauch analysiert und optimiert werden. Damit erwartet das TBA gewichtige jährliche Einsparpotenziale. Ausserdem wird ein wichtiger Beitrag zu einem nachhaltigeren Winterdienst geleistet, denn ein geringer Streusalzeinsatz wirkt sich auch positiv auf die Langlebigkeit der eingesetzten Fahrzeuge und der bestehenden Bausubstanz aus und schont die Natur.

Weniger Salz, mehr Glatteis: Klimawandel verändert den Winterdienst

In einem normalen Winter wird Salz im Wert von rund 1.4 Mio. Franken verbraucht. Doch auch im Winterdienst macht sich der Klimawandel bemerkbar. So wurde im Winter 2023/2024 so wenig Salz eingesetzt wie noch nie. Aber selbst in milden Wintern können Inversionslagen (in den Tälern neblig und kalt, in den Bergen sonnig und mild) zu einem hohen Aufwand zur Glättebekämpfung führen. «Ich gehe davon aus, dass der Winterdienst bei uns in Zukunft weiterhin notwendig sein wird, auch wenn wir mehr mit Glatteis als mit Schnee zu kämpfen haben», sagt Stefan von Gunten.

Im Gespräch: «Die Ansprüche an den Winterdienst auf National- und Kantonsstrassen sind unterschiedlich»

Bruno Kropf, Leiter Betrieb in der Gebietseinheit I, und Stefan von Gunten, Strasseninspektor Oberland Nord (Bild: Christina Hamann)

Bruno Kropf, Leiter Betrieb in der Gebietseinheit I (links im Bild) und Stefan von Gunten, Strasseninspektor Oberland Nord, erzählen «Im Gespräch» von den unterschiedlichen Herausforderungen des Winterdienstes auf National- und Kantonsstrassen. Glätte- und Schneebekämpfung werden gezielt auf die unterschiedlichen Gegebenheiten und Anforderungen der Strassen angepasst.

Welche Unterschiede gibt es bezüglich der Schneeräumung auf Nationalstrassen und Kantonsstrassen?

Kropf: Der grösste Unterschied besteht darin, dass auf den Nationalstrassen eine sog. «Schwarzräumung» gefordert ist und die Fahrbahn vollständig vom Schnee und Eis befreit wird. Wir stehen 24 Stunden auf dem gesamten Streckennetz in Einsatzbereitschaft.

von Gunten: Unser Auftrag ist in Art. 21 sowie im dazugehörenden Anhang 2 der Strassenverordnung (SV) festgelegt. Dort wird geregelt, welche Kantonsstrassen und kantonalen Velowege möglichst schnee- und eisfrei gehalten werden müssen (Schwarzräumung). Auf den übrigen Kantonsstrassen wird ein grösstmöglich schnee- und eisfreier Zustand der Fahrbahn angestrebt.

 

Wie sieht es mit dem Einsatz von eigenem Personal und externen Firmen aus?

Kropf: Auf sämtlichen Abschnitten der Nationalstrassen sind eigene Ressourcen im Einsatz, sowohl beim Personal als auch bei den Fahrzeugen und Geräten. Während des Winters ist unsere Betriebsleitzentrale während der gesamten Nacht besetzt. Für die Bekämpfung der Winterglätte werden am späteren Abend und in den frühen Morgenstunden die gesamten Strecken nach vorgegeben Routenplänen befahren. An neuralgischen Punkten erfolgt ein gezielter Salzeinsatz.

von Gunten: Bei uns findet der Winterdienst grösstenteils mit externen Vertragspartnern statt, die in unserem Auftrag Glätte und Schnee bekämpfen. Unsere Überwachungsfahrzeuge sind am Abend und in den frühen Morgenstunden unterwegs, der Fahrer bietet die beauftragten Unternehmer dann bei Bedarf auf.

 

Stehen für Kantons- und Nationalstrassen die gleichen Fahrzeuge und Hilfsmittel im Einsatz?

Kropf: Auf den Nationalstrassen sind wir wegen der mehrspurigen Strassen mit breiteren Pflügen unterwegs als auf den Kantonsstrassen, und wir verfügen über deutlich mehr technische Hilfsmittel zur Überwachung. Bei uns sind rund 50 Überwachungsstationen an heiklen Stellen im Einsatz, die verschiedene Daten automatisch an uns übermitteln, wie z. B. Feuchtigkeit, Temperatur der Strasse und Luft sowie Niederschlag und Restsalzmenge auf der Fahrbahn und lösen bei der Überschreitung definierter Kennwerte selbständig Alarme aus. Ein Wetterdienst erstellt für uns individuelle Prognosen, kommuniziert aktiv mit uns und informiert alle direkt involvierten Personen über gefährliche Wettersituationen.

von Gunten: Wir haben wie bereits erwähnt sogenannte Überwacher im Einsatz, überprüfen an neuralgischen Punkten die Strassen mit Webcams und Temperaturfühlern und beobachten generell die Wetterlage. Ein sehr entscheidender Faktor für sämtliche Strassen im Kanton, egal ob Kantons- oder Nationalstrasse, sind aber die Erfahrungswerte der Mitarbeitenden.

 

Wie ist Digitalisierung des Winterdienstes auf den Nationalstrassen fortgeschritten?

Kropf: Wir benutzen bereits ein ähnliches Programm wie es ab dieser Winterdienstsaison auf allen Kantonsstrassen im Einsatz sein wird (siehe Digitalisierung des Winterdienstes). Dies ermöglicht die digitale Erfassung von Einsatzzeiten, Strecken, Pflugeinsätzen sowie Streubreiten und Salzmengen. Die Funktionalität der beiden im Einsatz stehenden Anwendungen ist ähnlich.

 

Verwenden Sie jeweils die gleichen Streumittel?

Kropf: Bei uns sind unterschiedliche Produkte im Einsatz, die wir je nach Situation einsetzen. So wird bei Schnee nur Salz gestreut. Bei Glätte verwenden wir Salz mit Salzsole (Wasser mit Salz) als Beimischung und erhalten so ein homogenes Streubild und eine bessere Haftung auf der Autobahn. Vor dem Schneefall oder vor kritischen Glättesituationen verwenden wir nur Sole und sprühen diese mit einem speziellen Sprühfahrzeug auf die Nationalstrasse. Die Sole bildet eine Zwischenschicht, so dass der Schnee später und weniger stark auf der Strasse haftet oder keine Glätte auf der Fahrbahn auftritt.

von Gunten: Bei uns ist ausschliesslich Salz im Einsatz, die Streumenge ist der jeweiligen Situation entsprechend unterschiedlich.

 

In welchen Bereichen arbeiten der Winterdienst Nationalstrassen und Kantonsstrassen zusammen?

von Gunten: Unsere Gebiete grenzen überall im Kanton direkt aneinander, so dass wir einander aushelfen.

Kropf: Wir übernehmen für die Strasseninspektorate auf einigen Streckenabschnitten die Glättebekämpfung und/oder Schneeräumung. Ausserdem nutzen wir gegenseitig die vorhandenen Kameras und unterstützen ausgewählte Strasseninspektorate mit der Betriebsleitzentrale und haben auch gemeinsam genutzte Kameras. Vorhandene Synergien nutzen wir für eine sichere und verfügbare Strasse.

 

Welche Besonderheiten gibt es auf Ihren Strassen?

von Gunten: Auf den Kantonsstrassen ist die Topographie natürlich sehr unterschiedlich und somit auch die Ansprüche an den Winterdienst. Die Strasseninspektorate betreuen Strassen, die sowohl in Städten als auch in den ländlichen Tälern oder in grösserer Höhe im Berner Oberland liegen.

Kropf: Unsere Nationalstrassen liegen zwischen dem Brünigpass und Seeland und benötigen individuell angepasste Winterdiensteinsätze. Dabei beziehen wir Klima, Topographie, Niederschlagsart, Tageszeit und Verkehrsaufkommen mit ein. Semidichter Asphalt ist offenporig, deshalb ist in diesen Abschnitten ein höherer Streumitteleinsatz notwendig. Ausserdem sind Taumittelsprühanlagen an neuralgischen Punkten in Wimmis beim Simmenfluhtunnel, in Bern-Neufeld und beim Berner Wankdorfkreisel zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Einsatz. Diese sind mit Glatteiswarnsystemen gekoppelt und sprühen vollautomatisiert Sole auf die Fahrbahn. Wir sind bemüht, unsere Tätigkeiten im Spannungsfeld von Standarderfüllung, Kosten, Umwelt und Verkehrssicherheit jederzeit auszuführen.

 

Der Winterdienst findet auch ausserhalb der normalen Arbeitszeiten statt. Wie steht das Personal dem gegenüber?

von Gunten: Der Winterdienst ist sehr beliebt bei den Mitarbeitenden, denn die hohe Autonomie wird sehr geschätzt. Der im Einsatz stehende Mitarbeitende entscheidet während den Überwachungsfahrten in den frühen Morgenstunden selbst, ob und wie viele Dienstleitungsunternehmen aufgeboten werden müssten. Trotz der verschobenen Arbeitszeiten finden wir immer genügend Freiwillige, die die Aufgaben des Winterdienstes gern übernehmen.

Kropf: Die Kombination aus dem Fahren mit den verschiedenen Winterdienstfahrzeugen, den selbstständigen Entscheidungen und der Sichtbarkeit des Resultats vermittelt den Mitarbeitenden eine interessante Tätigkeit und ist daher beliebt. Die Tätigkeiten in der Winterdienstzentrale werden von den Mitarbeitenden nach Einarbeitung freiwillig und zusätzlich ausgeführt. Bei länger andauernden Winterdiensteinsätzen können die Mitarbeitenden aber auch an ihre Belastungsgrenze gelangen. Nicht alle Mitarbeitenden sind immer im Winterdienst-Pikett eingeteilt. Deshalb können die Pikettmitarbeitenden jederzeit von den «freien» Mitarbeitenden unterstützt werden. Wir freuen uns, dass wir motivierte Mitarbeitende haben.

 

Was passiert, wenn eine extreme Wetterlage eintritt?

von Gunten: Man könnte fast sagen, dass der erste Wintereinbruch mit Schnee jedes Jahr wieder eine Extremwetterlage ist (lacht). Viele Verkehrsteilnehmende sind dann zunächst verunsichert und müssen sich erst wieder an die veränderten Verhältnisse gewöhnen.

Kropf: Wir behalten die Wetterprognosen ständig im Auge und bereiten uns laufend darauf vor. Dadurch konnten wir die letzten Jahre sämtliche extremen Wetterlagen bewältigen. Entsteht trotzdem wieder einmal ein extremes Ereignis wie beispielsweise ein Lawinenniedergang, verfügen wir über diverse Ereignisunterlagen für verschiedene Situationen, z. B. Umleitungsrouten, die wir mit Unterstützung der Polizei und der Verkehrsleitzentrale in Emmen anwenden.

von Gunten: Auf den Kantonsstrassen entstehen zusätzlich Abweichungen durch Wintersperren bei geschlossenen Pässen wie dem Grimsel- und Sustenpass, dem Chasseral-Übergang oder bei der unteren Gantrischhütte.

Beeindruckender Fuhrpark für den Winterdienst auf Nationalstrassen in der Gebietseinheit I (Bild: Carolina Piasecki)

Biel: Sanierung Knoten Solothurnstrasse-Länggasse

Die Lichtanlage (LSA) am Knoten Solothurnstrasse-Länggasse ist veraltet und muss erneuert werden. Daraus ist ein umfangreiches Sanierungsprojekt entstanden. Die ab den Sommerferien 2025 geplanten Bauarbeiten werden voraussichtlich vier Monate dauern. Ihr Nutzen besteht vor allem in einer Verbesserung der Verkehrssicherheit für den Langsamverkehr sowie in einer Priorisierung des öffentlichen Verkehrs.

Die Solothurnstrasse als eine der Hauptverkehrsachsen entlang des Jura-Südfusses ist von grosser Bedeutung für den Verkehr in und um die Stadt Biel. Sie verbindet das städtische Zentrum mit den umliegenden Quartieren, darunter auch die Länggasse. Mayasi Kamu, Projektleiter Verkehrsplanung Oberingenieurkreis III, erklärt, dass die Sanierungspläne zunächst von der veralteten LSA ausgingen. «Seit der letzten Erneuerung der LSA im Jahre 2002 kann der Lieferant inzwischen keine Ersatzteile mehr beschaffen. Das bedeutet, dass die Lebensdauer der LSA nun erreicht ist. Um einen weiterhin unterbruchsfreien Betrieb und zukünftigen Vorrang von den Linienbussen zu gewährleisten, ist der Einbau einer neuen Anlage erforderlich.»

Verbesserung der Lebensqualität durch mehr öffentlichen Raum

Die Kantonsstrasse mit Einmündung in die Länggasse soll nicht geändert werden. Für einen Kreisverkehr ist aus städtebaulicher Sicht zu wenig Platz. Stattdessen wird der Bypass, der bisher von der Buslinie 1 genutzt wurde, aufgehoben. «Es wird keine Buswendemöglichkeit mehr geben, da diese von den Verkehrsbetrieben Biel nicht gebraucht wird», so Mayasi Kamu. Der neu entstehende öffentliche Raum soll im Rahmen eines Aufwertungsprojekts der Stadt Biel umgestaltet werden. Die nahegelegene Haltestelle in der Länggasse wird aufgehoben.

Im derzeitigen «Bypass» für Busse entsteht neuer öffentlicher Raum (Foto: Carolina Piasecki)

Der öffentliche Verkehr wird sicherer und benutzerfreundlicher

Die Buslinien 1, 2 und 73 verbinden das Quartier Bözingen mit dem Stadtzentrum. Um die Bushaltestellen barrierefrei und behindertengerecht zu gestalten, werden die Haltekanten auf eine Höhe von 22 cm angehoben. Dadurch wird der Ein- und Ausstieg für alle Fahrgäste barrierefrei ermöglicht. «Auch die Positionierung der gegenüberliegenden Bushaltestellen wird verschoben, denn zurzeit sind die Haltestellen schräg versetzt», erläutert der Projektleiter. Damit können haltende Busse von anderen Verkehrsteilnehmenden nicht mehr überholt werden.

Aktuelle Situation an den Haltestellen (Foto: Carolina Piasecki)

Verbesserte Querungsmöglichkeiten und separierte Verkehrswege

Der Veloverkehr am Knoten ist aktuell durch fehlende Velostreifen unsicher und entspricht nicht dem kantonalen Standard. Mit der Sanierung der Lichtsignalanlage (LSA) und der Einrichtung von Velostreifen auf allen Zufahrten zum Knoten wird die Sicherheit für Velofahrende deutlich verbessert. Am Knoten Solothurnstrasse–Länggasse wird es für Velofahrende eine Aufstellfläche vor der Haltelinie der Ampel geben. So können sie sich gut sichtbar vor den Autos positionieren. Auch für Fussgängerinnen und Fussgänger gibt es Verbesserungen: Die Strassenränder an den Fussgängerstreifen werden abgesenkt, um den Übergang zu erleichtern. Zudem wird die neue LSA mit akustischen Signalen für sehbehinderte Personen ausgestattet.

Hier entsteht neu ein sogenannter «Velosack» als Haltefläche für Velofahrende (Foto: Carolina Piasecki)

Der Strassenzustand erfordert Verbesserungen

Die Strasse weist wesentliche Mängel auf, so dass der Deckbelag erneuert wird. Das Projekt sieht vor, den bestehenden Bypass aufzuheben. Die durch den Wegfall der Busumfahrung entstehende Freifläche soll nach dem Konzept der Schwammstadt geplant und realisiert werden. «Die bestehende Fahrbahnoberfläche entspricht nicht mehr den Anforderungen, daher sind zusätzliche Massnahmen erforderlich, um gesamtheitlich die Verkehrssicherheit zu gewähren. Sie werden in Absprache mit den Strasseninspektoraten der Stadt Biel und dem TBA des Kantons Bern abgestimmt», erklärt Mayasi Kamu.

Digitale Planung im Strassenunterhalt

Der Planungsaufwand von Michael Neuenschwander wird mit der neuen App deutlich erleichtert (Bild: Carolina Piasecki)

Die Ressourcenplanung im Strassenunterhalt ist sehr umfangreich und mit viel Aufwand verbunden. Menschen, Strassen und Maschinen müssen das ganze Jahr über zur richtigen Zeit am richtigen Ort eingeplant werden, bei wechselnden Witterungsbedingungen und für unterschiedliche Aufgaben. Die Digitalisierung über eine App revolutioniert nun die Einsatzplanung.

Bis vor wenigen Monaten plante der Strassenunterhaltsdienst seine Einsätze in einer Excel-Arbeitsmappe mit 52 Wochen-Reitern. Neue Unterhaltsbedürfnisse, Baustellen und auch Absenzen flossen rollierend ein - so konkretisierte sich dann jeweils die Wochenplanung. Die ausgedruckte Wochenplanung wurde dann am Anschlagbrett im Werkhof aufgehängt.

Zwar gibt es für die Projektplanung bestehende Tools in der Microsoft-Umgebung, beispielsweise MS-Project, die bestens geeignet sind für intensive Planungen über verschiedene Projektphasen. Die Bearbeitung der Daten ist dabei aber nicht ganz einfach und für die Einsatzplanung vieler Ressourcen weniger gut geeignet. Michael Neuenschwander, Stv. Strasseninspektor Oberland West, gelangte deshalb mit einer Anfrage ans sogenannte Digiteam. Das Digiteam ist die interne Anlaufstelle im TBA für alle Anliegen und Anregungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Von der Leitungsperson bis hin zum oder zur Lernenden dürfen alle ihre Ideen zur digitalen Zusammenarbeit beim Digiteam einreichen. Jeder Oberingenieurkreis, der Nationalstrassen Betrieb wie auch das Dienstleistungszentrum wirken im Digiteam mit. So können Anliegen direkt und unkompliziert eingebracht werden.

Personalplanung in Echtzeit

Gesucht wurde eine Lösung, die die Einsatzplanung massiv vereinfacht und damit die Effizienz und die Qualität der Planung steigert. «Über das Digiteam stellten wir fest, dass die Abteilung Nationalstrassen Betrieb in den Werkhöfen Bern, Spiez und Interlaken bereits eine Fachapplikation einsetzte, die genau unsere Bedürfnisse erfüllt», erklärt Michael Neuenschwander. Mit der Applikation «Visual Planning» werden Planungs- und Optimierungsprozesse soweit möglich automatisiert und digital abgewickelt. Die für die Arbeitseinsätze benötigte Dokumentation wird im Front End (Info-Screen) bereitgestellt und kann so direkt digital über den Laptop, das Tablet oder das Smartphone abgerufen werden. Ausdrucke und damit asynchrone Informations- und Datenstände entfallen. Damit sind auch Echtzeitanpassungen der Einsatzplanung von Personal und Betriebsmitteln möglich geworden.

Der Digitalisierungsprozess des TBA in der Praxis (Grafik: GFF)

Mitarbeitende sind überzeugt von neuem Tool

Seit Anfang Juni 2024 steht das Tool allen Strasseninspektoraten zur Verfügung. Die App konnte Ende September vom Projektteam an den Betrieb übergeben werden. «Die Mitarbeitenden haben die Umstellung auf eine digitale Planung sehr begrüsst und nutzen auch die Möglichkeit, die Tages- und Wochenplanung mit ihrem Handy über die App einzusehen», freut sich Michael Neuenschwander.

In der App des Strassenunterhaltsdiensts sind nun alle Daten auf einen Blick verfügbar und jederzeit aktuell

Wie weiter nach dem Unwetter in Brienz?

Die Folgen des schweren Unwetters von Mitte August 2024 im Berner Oberland sind noch immer deutlich sichtbar. Besonders betroffen war Brienz, das Unwetter richtete dort massive Schäden an. Das TBA unterstützt die zuständigen Gemeindebehörden intensiv bei den Abklärungen zu den Ursachen des Ereignisses und der Beantwortung der Frage, wo und in welcher Form ein Wiederaufbau möglich sein wird.

Starke Regenfälle und ein Gewitter führten im Sommer dazu, dass der Milibach, wie der Mühlebach von den Einheimischen genannt wird, tonnenweise Geröll mit sich führte und verstopfte. Sogar tonnenschwere Felsblöcke kamen in Bewegung. Im rund vier Quadratkilometer grossen Einzugsgebiet des Milibachs fielen in kurzer Zeit bis zu 100 Millimeter Regen. «Der Milibach führte an diesem Abend gleich viel Wasser wie die Aare», erklärte Gemeindepräsident Peter Zumbrunn vor den Medien. Bereits aus dem oberen Einzugsgebiet befrachtet, wälzte sich der Bach als eine massive Geröll- und Schlammlawine durch das Dorf. Über 150 Gebäude in der Gemeinde Brienz wurden beschädigt und teilweise verschüttet, Fenster und Türen wurden eingedrückt, untere Stockwerke liefen voll. Auch Autos, Strassen und Bahngleise wurden von den Geröllmassen mitgerissen oder verschüttet. 70 Menschen mussten evakuiert werden, zwei wurden verletzt. Ein halbes Dutzend Gebäude wurde schwer beschädigt und ist nicht mehr bewohnbar.

Die zerstörerischen Schuttmassen machten auch vor den Häusern nicht halt..

Auch für das TBA gibt es nach dem Unwetter zu tun

Von den Schlammmassen nach dem Unwetter war auch die direkt am See entlangführende Kantonsstrasse betroffen. Das Strasseninspektorat Oberland Ost war somit direkt in das Ereignis involviert. «Wir mussten die Umfahrung der Kantonsstrasse ausschildern, die Räumung der Strasse in Auftrag geben und Absprachen vor Ort mit der Feuerwehr und der Gemeinde treffen», erinnert sich Strasseninspektor Peter Flück. «Ausserdem mussten wir die beiden Geschiebesammler der oberen und unteren Bachtalen entleeren.»

Bereits am Tag nach dem Unwetter verschafften sich die Fachleute des Kantons für Naturgefahren und Wasserbau aus der Luft einen Überblick über die Schäden. «Für uns ist das erst der Anfang der Arbeit, z. B. bei der Klärung der Frage nach der Art und Weise der Wiederherstellung des natürlichen Flusslaufs. Wir vom OIK unterstützen die Gemeinden und Schwellenkorporationen dabei», sagt Oliver Hitz, Projektleiter Wasserbau im OIK I.

Ein Projektteam, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde, der Schwellenkorporation Brienz (zuständig für den Hochwasserschutz in der Region), des Tiefbauamtes und weiteren Expertinnen und Experten, legte zunächst gemeinsam das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung der Ereignisse fest: Das Ereignis wird analysiert, die bisherige Gefahrenbeurteilung überprüft und Schlussfolgerungen daraus gezogen. Die Gefahrenkarte muss aktualisiert und die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt werden. Zusammen wird nun ein Konzept erarbeitet, doch bis daraus ein konkretes Wasserbauprojekt entsteht, werden etwa drei Jahre vergehen.

Erste Ergebnisse am Jahresende

Die Erstellung einer Gefahrenkarte ist normalerweise Aufgabe der Gemeinde und erfolgt präventiv, bevor etwas passiert. Daraus werden der Handlungsbedarf und allenfalls konkrete Massnahmen abgeleitet, die von den Gemeinden resp. von den Schwellenkorporationen umgesetzt werden. In akuten Fällen wie in Brienz dauert dieser Prozess jedoch zu lange, weshalb das Tiefbauamt die «lokale, lösungsorientierte Ereignisanalyse» (LLE) entwickelt hat. Diese Analyse klärt, ob sich ein Ereignis wiederholen könnte, welche Szenarien denkbar sind und ob zusätzliche Schutzmassnahmen notwendig sind - baulich, raumplanerisch oder forstlich. Das Ziel der LLE ist es, innerhalb weniger Monate eine Grundlage für ein Schutzkonzept zu erarbeiten, das festlegt, wo gebaut werden darf und welche Massnahmen notwendig sind. Die LLE für den Milibach in Brienz wird voraussichtlich im Dezember abgeschlossen. «Wir erwarten dann erste Hinweise, welche Gebäude wieder aufgebaut werden dürfen und wo aufgrund der Gefahren nicht mehr gebaut werden kann – sozusagen ein «Vorab-Produkt» einer vollständigen Gefahrenkarte», so Oliver Hitz.

Aus der Luft ist deutlich erkennbar, wie stark sich die Geröllmassen ausgebreitet haben (Bild: Geotest)
Schematischer Ablauf einer lokalen, lösungsorientierten Ereignisanalyse (LLE)
Der überfüllte Geschiebesammler im oberen Bildteil hat noch schlimmere Folgen verhindert.
Die Gerölllawine hat sich durch den gesamten Milibach bis hin zum Brienzersee geschoben.
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