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TBAupdate - März 2023

  • Newsletter vom März 2023

BIM – Bauen im virtuellen Raum

Bild: Basler & Hofmann AG

Digitale Technologien sind fester Bestandteil unseres Alltags geworden. Diese Entwicklung macht auch vor der Baubranche nicht halt. Gerade hier besteht von der Planung bis zur Realisierung ein hohes Potenzial für den Einsatz digitaler Technik. Das Zauberwort heisst BIM: Building Information Modeling. Auch das Tiefbauamt macht seine ersten Erfahrungen damit und hat eine entsprechende Strategie erarbeitet.

Bauen bleibt zwar auch im Zeitalter von Bits und Bytes eine physische Angelegenheit. Ein Haus, eine Brücke, eine Strasse wird immer aus konkreten Materialien bestehen, sei es Holz, Stein, Beton oder Metall. Aber der Weg zum fertigen Bauwerk wird in Zukunft vor allem ein digitaler sein, denn gerade der Infrastrukturbereich, wo das Dreidimensionale eine wichtige Rolle spielt, eignet sich für virtuelles Modellieren besonders gut. In der Baubranche hat sich jüngst ein Begriff etabliert, der für tiefgreifende Änderungen in den Planungs- und Bauprozessen steht: Building Information Modeling oder kurz: BIM.

Breit angewendet wird die BIM-Technologie bereits im Hochbau. Doch zunehmend fassen die digitalen Bauwerksmodelle auch im Tiefbau Fuss. «Viele unserer Auftragnehmer (Ingenieurbüros und Bauunternehmungen) sammeln bereits intensiv Erfahrungen mit BIM und investieren in entsprechende Technologien», sagt Kantonsoberingenieur Stefan Studer und betont: «Als öffentlicher Besteller wollen wir diese Entwicklung fördern, indem wir Vorgaben definieren und die Anwendung der neuen Planungsmethoden in unseren Projekten zulassen.»

Die Digitalisierung und insbesondere der Einsatz von BIM fusst nicht nur auf der Amtsstrategie des TBA, sondern ist mittlerweile auch Bestandteil der Regierungsrichtlinien «Engagement 2030». Dazu hat das TBA eine Teilstrategie «BIM@TBA 2023-2026» erarbeitet und sammelt mit einem BIM-Pilotprojekt (Balmbrücke bei Meiringen, siehe Rubrik «Im Gespräch») erste Erfahrungen mit der neuen Planungsmethode. Weitere BIM-Pilotprojekte sind vorgesehen.

BIM-Modell mit transparentem Pfeiler, Balmbrücke Meiringen (Basler & Hofmann AG)

Welchen Nutzen hat BIM?

Gemäss dem in der besagten Teilstrategie entworfenen Zukunftsbild sollen mit BIM künftig alle Bauwerksdaten im Tiefbauamt digital zur Verfügung stehen. Diese gemeinsame, allen zugängliche Datengrundlage soll die Voraussetzung schaffen, dass alle internen und externen Partner, die an einem Bauwerk beteiligt sind, kooperativ und möglichst schnittstellenfrei zusammenarbeiten können – bei maximaler Transparenz und weniger Ressourceneinsatz. Der erwartbare Nutzen von BIM besteht in:

  • Besserer Qualität des ausgeführten Bauwerks (weniger Planungsfehler, bessere Grundlage für Ausmass und Mengen, einheitliche und transparente Daten zum Bauwerk)
  • Rascherer Projektabwicklung (einheitliche/aktuelle Daten, keine Doppelerfassungen, bessere Kommunikation, weniger Doppelspurigkeiten, weniger Dokumente)
  • Geringeren Kosten in der Planung- und Ausführungsphase und tieferen Investitionskosten
  • Langfristig werden die digitalen Grundlagen auch das Erhaltungsmanagement und den Betrieb erleichtern.

Die Herausforderung für den Einsatz bei BIM besteht gerade bei Strassenbauprojekten im dicht bebauten Raum, wie sie im TBA oft vorkommen, in der oft mangelnden Qualität der Untergrunddaten. «Vor allem Werkleitungsdaten Dritter liegen oft nicht in ausreichender Qualität digital vor und müssen mit viel Aufwand erhoben werden», erklärt Stefan Studer. «Eine verbesserte Qualität der Untergrunddaten ist deshalb zentral, wenn BIM im Strassenbau breiter Verwendung finden soll.»

Farbige BIM-Welt: Brückenplatte beim Widerlager mit Spannköpfen (Basler & Hofmann AG)

Die Roadmap zur Umsetzung

Das virtuelle Planen und Bauen steckt im Tiefbauamt erst in den Anfängen. Es gilt auszuloten, wie «BIM-fähig» die vorhandenen Systeme und Datengrundlagen sind, Prozesse müssen komplett überdenkt werden und es geht darum, wie sich Mitarbeitende die nötigen Fachkenntnisse aneignen können. Die Einführung von BIM ist sehr ressourcenintensiv und es sind mehrere Ämter und Stellen der kantonalen Verwaltung involviert. «Auch deshalb ist ein schrittweises Vorgehen angesagt, mit dem wir flexibel auf die laufende Entwicklung reagieren können», sagt Studer. Denn BIM ist eine Technologie, die noch stark in Bewegung ist und sich dynamisch weiterentwickelt. Das Tiefbauamt steht dabei in regem Kontakt mit anderen öffentlichen Bauherren, die auch auf die BIM-Methode setzen. Ziel ist, dass man gegenseitig von den Erfahrungen profitieren und einheitliche Standards schaffen kann.

Auf organisatorischer Ebene ist jüngst eine interne Arbeitsgruppe BIM@TBA ins Leben gerufen worden, welche sich mit den Rahmenbedingungen befasst, die für eine erfolgreiche Einführung von BIM im Tiefbauamt nötig sind. Die Arbeitsgruppe soll auch den Informationsaustausch sicherstellen – einerseits mit der kantonalen Fachgruppe BIM, wo auch andere kantonale Ämter vertreten sind, andererseits mit der BIM-Austauschgruppe, die sich aus Vertretungen verschiedener Kantone zusammensetzt. «Die Konferenz der Kantonsingenieure veranstaltet regelmässig Webinare zum Thema BIM und sorgt so für einen willkommenen Wissenstransfer», sagt Studer.

Im Rahmen von Pilotprojekten wie jenes der Balmbrücke will das Tiefbauamt parallel dazu eigene Erfahrungen im Umgang mit BIM sammeln und schrittweise Wissen aufbauen. Und letztlich geht es auch darum, innerhalb des Amtes das Bewusstsein für die digitalen Prozesse, die mit BIM verbunden sind, zu schärfen und Mitarbeitende für die neuen Planungsmethoden zu befähigen und zu motivieren.

Ein langer Weg

Dass der Weg in die BIM-Zukunft ein langer sein wird, ist sich Studer bewusst: «Es sind Anpassungsprozesse, die einige Jahre in Anspruch nehmen werden und personelle und finanzielle Ressourcen binden.» Das sei im heutigen finanzpolitischen Umfeld eine besondere Herausforderung, betont Studer. Doch eine Alternative sieht er nicht: «Wollen wir von der Entwicklung nicht überrollt werden, müssen wir uns bewusst und rechtzeitig mit BIM auseinandersetzen.» Nur so bleibe das Tiefbauamt ein moderner und attraktiver Arbeitgeber, «was gerade auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels in der Baubranche von zentraler Bedeutung sei.» Ein Signal aussenden will Studer damit aber auch an die Gemeinden: «Ihnen gegenüber wollen wir eine Vorbildfunktion wahrnehmen.»

Meiringen, Balmbrücke, 08.12.2022
Der Bildschirm erobert die Baustelle: Ob draussen … (Basler & Hofmann AG)
… oder drinnen im Baucontainer. (Ghelma AG)

Im Gespräch: «Ich freue mich auf das nächste BIM-Projekt»

Die Erneuerung der Balmbrücke bei Meiringen ist das erste Projekt des Tiefbauamts, das nach der BIM-Methode projektiert und realisiert wird. Was bringt die virtuelle Planungsmethode bei einem solchen Projekt, wo liegen deren Tücken? Der Ingenieur, der Bauunternehmer und ein Vertreter der Bauherrschaft sagen im Gespräch, auf was es ankommt, damit BIM in der Praxis funktioniert.

Wie entstand die Idee, die Sanierung der Balmbrücke mit BIM (Building Information Modeling) anzugehen?

Peter Bohren: Der Vorschlag kam vom beauftragten Ingenieurunternehmen. Wir fanden das auch deshalb eine gute Idee, weil das Stichwort BIM im Tiefbauamt schon seit längerem ein Thema ist.

Peter Tschümperlin (Basler & Hofmann AG): Wir waren daran interessiert, die BIM-Methode auch mal bei einer Brücke anzuwenden und Erfahrungen mit dem Zusammenspiel von Strassenbau und Brückenbau zu sammeln. Die Balmbrücke eignete sich deshalb als Pilot, weil es sich um ein Projekt von überschaubarer Grösse mit wenig Schnittstellen und Beteiligten handelt.

Die Sanierung der Balmbrücke ist das erste BIM-Projekt des Tiefbauamts.

Was brauchte es an zusätzlicher IT-Infrastruktur?

Bohren: Erstaunlich wenig. Wir mussten digital nicht gross aufrüsten. Grundsätzlich reicht ein Internet-Browser. Herzstück ist eine Online-Plattform, die den Zugriff auf die 3D-Modelle mit den hinterlegten Informationen gewährleistet. Hier werden auch alle übrigen Daten abgelegt.

Jonas Kölliker (Ghelma AG): Für das Baubüro schafften wir uns einen grossen Monitor an, um in den virtuellen Modellen den Überblick zu behalten. Zudem hatten wir vor Ort zwei Tablets zur Verfügung. Wichtiger als Hard- und Software ist aber das Knowhow, wie man mit dem neuen Tool umgeht. BIM hat uns vor allem abseits der Baustelle, im administrativen und organisatorischen Bereich gefordert.

 

Welche Vorteile hat die virtuelle Methode in der Praxis denn nun effektiv gebracht?

Bohren: Mir erleichtert die gemeinsame Plattform die Zusammenarbeit enorm. Ich kann als Projektleiter jederzeit nachschauen, was aktuell ist. Ich habe Zugriff auf die gültigen Pläne bzw. Modelle, sehe Fotos usw. So muss ich nicht ständig nach irgendwelchen Dokumenten oder Ausmassen fragen. Auch jeder Tages- und Regierapport wird auf der Plattform abgelegt.

Tschümperlin: Entscheidend ist, dass die BIM-Plattform einfach bedienbar ist. Auch ohne spezielle Schulung findet man sich relativ schnell zurecht. Man startet den Internet-Browser, loggt sich ein und hat dann Zugriff auf die verschiedensten Daten, welche sich meist direkt auf der Plattform öffnen lassen.

 

Virtuelle Plattformen haben in der Bau- und Planungswelt allerdings schon lange vor BIM Einzug gehalten…

Tschümperlin: Das stimmt. Speziell ist, dass die Plattform BIM-fähig ist und einen integrierten 3D-Modellviewer hat. Dieser erlaubt es, verschiedenste Modelle übereinander zu legen, Schnitte zu legen und zu messen. Die Geometrie des 3D-Modells ist das eine, gerade so wichtig ist aber auch das «I» von BIM: Dass man im Modell auch gleich alle für das entsprechende Bauteil relevanten Informationen lesen kann, z. B. den Bewehrungsdurchmesser, Stababstände, Betonsorte oder -volumen.

Kölliker: Die Umstellung vom Papierplan auf Modelle am Bildschirm war für uns nicht ganz ohne, das gebe ich gerne zu. Wo hole ich auf der Plattform die relevanten Informationen? Was kann ich mit den Daten machen? Wo lege ich den Laborbericht der Betonprüfung ab, wie sichere ich die Daten? Solche Fragen haben uns das letzte Jahr hindurch begleitet. Man muss ein Tool zuerst in den Griff bekommen, bevor man dessen Vorteile nutzen kann.

 

Ist BIM nur etwas für IT-Freaks?

Bohren: Nein, keinesfalls! Auch als digitaler Laie darf man sich an dieses neue Arbeitsmittel heranwagen. So wie unsere Vorfahren den Schritt vom Rechenschieber zum Taschenrechner geschafft haben, wird die heutige Generation von Ingenieuren und Bauleuten auch den Schritt in die BIM-Welt meistern.

Tschümperlin: Das modellbasierte Arbeiten erleichtert ja auch vieles. Es macht das Bauwerk anschaulicher und hilft allen Beteiligten, das Bauvorhaben besser zu verstehen.

Die Balmbrücke mit dem angrenzenden Kreisel im Modell. (Basler & Hofmann AG)

Der Ersatzneubau ist mittlerweile bereits in der Endphase, die Balmbrücke fertig betoniert. Welche Bilanz lässt sich hinsichtlich BIM ziehen?

Bohren: Aus Sicht des Bauherrn eine durchaus positive. Von der Submission über alle Vorprozesse, die bauliche Realisierung bis zur Rechnungsstellung lief alles über die BIM-Plattform. Der Einsatz von BIM hat sich bewährt – und wir haben viel gelernt dabei.

Kölliker: Keine Frage, wir haben ebenfalls viel gelernt, zahlten aber auch Lehrgeld. Den Aufwand haben wir unterschätzt, insbesondere auch, was das Zusammenspiel mit unseren Subunternehmern anbetrifft, bei denen es sich um kleinere Baufirmen handelt. Deren erste Frage lautete stets: Könnt ihr uns einen Satz Pläne zustellen? Gemeint sind natürlich Papierpläne … Die wenigsten konnten mit dem Link auf die Plattform etwas anfangen.

Tschümperlin: Und dennoch darf man über alles gesehen feststellen: Die modellbasierte Ausführung hat funktioniert. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass die Balmbrücke termingerecht und innerhalb des Kostenrahmens fertiggestellt werden kann.

 

Was würden Sie in der Rückschau anders machen?

Bohren: Es gibt im Kanton viele Standardprozesse, die noch nicht kompatibel sind mit der BIM-Methodik. Diese anzupassen, damit z. B. auch die Qualitätskontrolle künftig über eine BIM-Plattform erfolgen kann, wird der nächste Schritt sein. Bis das Tiefbauamt richtig BIM-tauglich ist, gilt es noch viel Arbeit zu leisten. Aber da ist ja inzwischen einiges im Gang. Es gibt Kantone, die weiter sind als wir, andere sind noch in der Warteposition. Ich denke, dass man da in Zukunft noch mehr zusammenspannen sollte.

Tschümperlin: Bei der Balmbrücke verzichteten wir komplett auf Papierpläne. Es zeigte sich, dass dieser Anspruch ein sehr hoher ist. Ein guter Übersichtsplan mit 2D-Schnitten, abgeleitet aus dem Modell, würde helfen, um draussen rasch ein Detail, z. B. eine Abmessung, zu kontrollieren. Wir stecken da alle weiterhin in einem Lernprozess.

Kölliker: Es gehört zum Alltag des Bauunternehmers, dass er sofort nach Auftragsvergabe gleich loslegen muss. Wenn dann noch eine neuartige Methode wie BIM zur Anwendung kommt, wird es doppelt anspruchsvoll. Etwas mehr Zeit zur Anpassung wäre da sicher dienlich gewesen. Umso wichtiger war es, dass der Wissensaustausch untereinander gut funktioniert hat.

 

Hand aufs Herz: Freuen Sie sich auf das nächste BIM-Projekt?

Kölliker: Auf jeden Fall! Die ersten Schritte haben wir jetzt gemacht. Wenn weitere folgen, wird es uns immer leichter fallen, mit BIM zu arbeiten.

Bohren: Auch ich freue mich darauf. Die virtuelle Methode hat mich überzeugt. Sie vereinfacht vieles, insbesondere den Austausch von Informationen. BIM macht eine ganz neue Art von Zusammenarbeit möglich. Bauherr, Projektverfasser und Bauleitung rücken näher zusammen.

Tschümperlin: Ich denke, ein Zurück in die papierne Vergangenheit ist für niemanden mehr eine Option, wenn man sieht, was mit BIM möglich ist.

 

Ist das nächste BIM-Projekt beim Oberingenieurkreis I schon in Sicht?

Bohren: Konkret nicht, aber ich bin optimistisch, dass wir weitere Projekte mit der BIM-Methode in Angriff nehmen werden. Das Tiefbauamt will ja aufgrund seiner BIM-Strategie in nächster Zukunft neben weiteren Bauarbeiten auch erste Ingenieuraufträge nach der BIM-Methode ausschreiben.

Tschümperlin: Wenn Ingenieur- und Bauunternehmen mit der BIM-Entwicklung Schritt halten wollen, sind sie auf Projekte angewiesen, in denen sie weitere Erfahrungen machen können. Derzeit ist die Zahl der BIM-Projekte noch überschaubar. Aber BIM wird in absehbarer Zeit Standard sein. So wollen z. B. die SBB die BIM-Methode ab 2025 bei allen Infrastrukturprojekten anwenden. Einige Kantone gehen in die gleiche Richtung.

Projektinformation

E-Biken im Hügel-Paradies

Bild: Emmental Tourismus

Das Emmental wird immer mehr zum Veloland. Die «Herzroute» machte in den Nullerjahren den Anfang. Jetzt gibt es unter dem Titel «Hügu Himu» signalisierte Zusatzschlaufen zur Herzroute in den Emmentaler Höggern. Das Tiefbauamt ist für die Realisierung und den Unterhalt dieser Routen zuständig und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum touristischen Angebot im Emmental.

Wer das Emmental per Velo erkunden will, muss in Kauf nehmen, dass es da und dort auf und ab geht. Seit das E-Bike seinen Siegeszug angetreten hat, ist das Emmental auch für weniger sportliche Radfahrende zum attraktiven Terrain geworden. Das E-Bike hat die Emmentaler Hügel quasi flacher werden lassen. Das machen sich auch die Tourismusverantwortlichen zunutze und propagieren das Emmental mit wachsendem Erfolg als Veloland.

Mit der «Herzroute» hat die Region schon sehr früh auf Velotourismus gesetzt. Es handelt sich um ausgeschilderte Radwanderrouten, die über verkehrsarme Wege durch touristisch wertvolle Regionen und Ortsbilder führen. Mittlerweile gilt die quer durch die Schweiz führende «Herzroute» im Veloland Schweiz als besondere Attraktion. Vier der 13 Tagesetappen führen durch das Emmental.

«Hügu Himu» - Zusatzschlaufen zur Herzroute

Mit «Hügu Himu» hat Emmental Tourismus die Herzroute erweitert und in den Emmentaler Höggern eine ganze Reihe von markierten Zusatzschlaufen für Velobegeisterte geschaffen. «Wir möchten dem Gast die vielen schönen Strecken und Ausblicke in unserer Region zeigen», sagt Isabelle Holenstein, die Geschäftsleiterin von Emmental Tourismus. Das Aushecken der Routen hat sie an jene zwei erfahrenen Veloplaner delegiert, die in Burgdorf die Herzroute AG führen und als Gründerväter der ursprünglichen Herzroute bezeichnet werden können: Paul Hasler und Simon Brülisauer. Das «Hügu Himu»-Angebot umfasst mittlerweile ein Streckennetz von 450 Kilometern beschilderter Radwege, in Kombination mit unzähligen Möglichkeiten für Verpflegung, Übernachtung, Bikemiete und Erlebnisangebote wie Schaukäserei oder Güetzifabrik.

Diesen Frühling nun wird das E-Bike Paradies Emmental durch zwei zusätzliche Herzschlaufen um 128 Kilometer erweitert. Die Herzschlaufe Langnau erschliesst die Hügel des oberen Emmentals und die Herzschlaufe Gotthelf führt durch Kultur- und Landschaftsräume im mittleren Emmental. Die beiden Routen werden ab April signalisiert sein und im Mai 2023 offiziell eröffnet.

Das dichte Netz an Velorouten wird für das touristische Angebot im Emmental immer bedeutender (Bild: Emmental Tourismus).

Eine Randregion unterstützen

Von Gesetzes wegen ist das Tiefbauamt für die Signalisation der Velorouten zuständig. Dazu gehören auch die «Hügu Himu»-Routen. «Emmental Tourismus ist mit viel Elan dabei, das Emmental als Veloland zu positionieren», sagt Fredi Stettler von der Fachstelle Velo. «Ich finde das eine gute Sache, wenn wir vom Tiefbauamt hier unterstützend wirken und eine Dienstleistung zugunsten einer Randregion erbringen können.» Das läuft gemäss Stettler folgendermassen ab: «Wir kriegen eine Karte mit der Routenführung, legen nach einer Streckenbesichtigung fest, wo es welche Wegweiser braucht, und kümmern uns dann um das Material und die Montage der weinroten Velo-Wegweiser.» Was einfach tönt, ist es nicht immer: «Auf der 60 Kilometer langen Gotthelf-Schlaufe gibt es beispielsweise nicht weniger als 18 Routenverzweigungen. Noch nie habe ich so viele Wegweiser gestellt …», erzählt Fredi Stettler, ein sehr erfahrener Fuchs in Sachen Signalisation von Velorouten. Das zeigt aber auch, wie dicht das Veloroutennetz im Emmental mittlerweile geworden ist. Wird das überall goutiert? Ja, sagen Stettler und Holenstein übereinstimmend. «Markierte Velorouten stossen im Emmental auf viel Goodwill, auch bei betroffenen Landeigentümern, ich bin beim Signalisieren jedenfalls bisher kaum je auf erbitterten Widerstand gestossen», sagt Stettler, «und wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, muss man halt miteinander reden.»

Weiterführende Informationen zu den «Hügu Himu»-Routen: https://huegu-himu.ch/de/

Velorouten in alle Richtungen: Fredi Stettler beim Signalisieren einer «Hügu Himu»-Veloroute.

Projektinformation

Gewässerrichtplan Schüss

Die Schüss durchfliesst das St. Immer-Tal, die Taubenlochschlucht und die Stadt Biel, wo sie in den Bielersee mündet. Ein aktualisierter Gewässerrichtplan soll dafür sorgen, dass die vielfältigen Ansprüche an Hochwasserschutz, Natur und Landschaft langfristig unter einen Hut gebracht werden können. Erste Massnahmenkonzepte sind erarbeitet und werden mit den betroffenen Gemeinden diskutiert.

Die Schüss fliesst vom Land in die Stadt

Die Schüss entspringt im Kanton Neuenburg und fliesst weniger als einen Kilometer weiter unten bei Renan auf bernisches Gebiet, wo sie bis zur Mündung in den Bielersee 14 Gemeinden durchfliesst. Im oberen Teil ist die Schüss ein typisch jurassischer Fluss, im untersten Abschnitt wird sie zu einem urbanen Fliessgewässer, das durch dicht besiedeltes Gebiet fliesst. Mitten in der Stadt Biel teilt sich die Schüss in drei Arme. Zwei davon münden in den Bielersee, der dritte bei Nidau in die Zihl.

Die Schüss und ihre wichtigsten Nebenflüsse.

Gewässerrichtplan 1998

An der Schüss wurde schon 1998 noch auf der alten Gesetzesgrundlage der erste Gewässerrichtplan des Kantons Bern erlassen. Erarbeitet wurde dieser nach den Hochwassern von 1990 und 1991 durch den Kanton in Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden und umfasste den Abschnitt ab Renan bis zur Mündung in den Bielersee. Diese Zusammenarbeit führte 1995 zur Gründung des Wasserbauverbands der Schüss (SAES, Syndicat d'aménagement des eaux de la Suze). In diesem ersten Gewässerrichtplan waren noch nicht alle Themen integriert, die aus heutiger Sicht erforderlich sind. Neue Erkenntnisse wie beispielsweise die 2009 erstellten Gefahrenkarten waren noch nicht berücksichtigt. Deshalb entschloss sich der Kanton, den alten Gewässerrichtplan mit einem neuen modernen Planwerk zu ersetzen.

Ein neuer Gewässerrichtplan für die Schüss

Der neue Gewässerrichtplan soll sowohl die Erkenntnisse aus den Gefahrenkarten wie auch die Aufgaben aus dem revidierten Gewässerschutzgesetz von 2011 berücksichtigen. Um allfällige Defizite und Problemstellen zu verifizieren, wurde 2021 zusammen mit der Ausschreibung der Planerarbeiten auch eine Geschiebestudie für die Schüss in Auftrag gegeben. Teil des Auftrags sind zudem zwei separate Hochwasserschutzkonzepte für das Zentrum von Villeret und die Stadt Biel. Für diese beiden Schlüsselstellen will der Kanton mit dem zuständigen Wasserbauverband SAES und den kommunalen Behörden einen der Situation angepassten Hochwasserschutz festlegen. Dieser wird dann durch die Gemeinde oder den Wasserbauverband weiter geplant und zur Ausführungsreife gebracht.

Vom Gewässerrichtplan Schüss existieren 6 Detailpläne (siehe «Weiterführende Informationen» unten).

Villeret: Sohle absenken und Mauern erhöhen

Um den Überschwemmungen im Zentrum von Villeret entgegenzuwirken, ist gemäss dem Konzept eine Kombination von verschiedenen Massnahmen notwendig. Die Gerinnesohle muss abgesenkt und die Ufermauer teilweise erhöht werden. Im Abschnitt der historischen Bogenbrücke (Kantonsstrasse) braucht es einen Bypass, um den nötigen Abfluss sicherzustellen. Weiter müssen bestehende Brücken und Stege entweder erhöht oder gänzlich abgebrochen werden. Das entsprechende Konzept wurde der Gemeindebehörde von Villeret kürzlich vorgestellt. Sobald die Massnahmen zusammen mit der Gemeinde konsolidiert sind, wird der Wasserbauverband SAES die Planung vorantreiben und raschestmöglich einen Wasserbauplan für die Umsetzung der Hochwasserschutzmassnahmen erstellen. Mit der Umsetzung soll voraussichtlich 2026/2027 begonnen werden.

Villeret: Der Hochwasserschutz erfordert hier besondere Massnahmen (Auszug aus Gewässerrichtplan Schüss).

Stadt Biel: Hohe Anforderungen an den Hochwasserschutz

In der Stadt Biel liegt das Hochwasserschutzkonzept im Entwurf vor. Die geplanten Massnahmen werden in Kürze dem Gemeinderat von Biel zur Kenntnisnahme und Beschlussfassung vorgelegt. Bei einem Hochwasserereignis würden heute grosse Teile der Bieler Innenstadt überschwemmt. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den zukünftigen Hochwasserschutz, entsprechend aufwendig werden die dafür notwendigen Massnahmen sein.

Der Kanal der Schüss fliesst mitten durch die Stadt Biel.
So fliesst die Schüss von Frinvillier durch Taubenlochschlucht in den Bielersee (Auszug aus Gewässerrichtplan Schüss).

Ganzheitliche Planung – grosse Wirkung

Die Massnahmen aus den beiden Hochwasserschutzkonzepten Villeret und Biel werden in den Gewässerrichtplan integriert. «Dort werden sie zusammen mit den übrigen Hochwasserschutzmassnahmen für die zukünftigen Arbeiten an der Schüss als Richtschnur dienen», sagt Jörg Bucher, Leiter Wasserbau im Oberingenieurkreis III. Teil des Gewässerrichtplans sind auch Revitalisierungsmassnahmen wie die Aufwertung der Schüss zwischen Courtelary und Cortébert oder die Geschiebesanierung. Bucher: «Dank der ganzheitlichen Planung über das gesamte Einzugsgebiet können die wasserbaulichen Massnahmen so längerfristig optimal aufeinander abgestimmt und mit grosser Wirkung sowohl für Natur und Landschaft wie auch für den Hochwasserschutz umgesetzt werden.»

Weiterführende Informationen:

Projektinformation

Thunstrasse Muri: bis im Herbst eine Baustelle

Bild: C. Piasecki

Seit Anfang Jahr sind im Osten von Bern die Bauarbeiten zur Korrektion der Thunstrasse Muri im Gang. Der 1,2 Kilometer lange Abschnitt zwischen Zentrum Muri und Knoten Egghölzli erhält ein zweites Tramgleis, beidseitig ein durchgehendes Trottoir, in beide Richtungen einen Radstreifen und einen lärmmindernden Belag. Ab Ende März gibt es grössere Verkehrseinschränkungen und Umleitungen.

Der Ausbau auf Doppelspur soll den Trambetrieb auf der Linie 6 (Worb-Fischermätteli) stabiler und flexibler machen. Er ermöglicht ein dichteres Fahrplanangebot, was aufgrund der Entwicklungen im östlichen Einzugsgebiet der Stadt Bern nötig sein wird. Gleichzeitig wird die sanierungsbedürftige Kantonsstrasse auf dem ganzen Abschnitt zwischen Zentrum Muri und Knoten Egghölzli erneuert und aufgewertet. Zufussgehende erhalten auf der Nordseite der Thunstrasse ein Trottoir und können dank Schutzinseln die Strasse besser und sicherer queren. Velofahrende erhalten in beide Richtungen einen Radstreifen.

Thunstrasse Muri: Eine Verbindungsachse zwischen Stadt und Agglomeration

Ausbau ohne Verbreiterung

Damit der Ausbau ohne wesentliche Verbreiterung und nur mit geringem zusätzlichem Landerwerb möglich ist, wird der bestehende Strassenraum neu aufgeteilt: Tram und Auto werden sich in Zukunft im sogenannten Mischverkehr die Fahrbahn teilen. Einzig bei den beiden Zulaufstrecken zu den Knoten Egghölzli und Zentrum Muri (Mettlenkreisel) erhalten Tram und Bus eine eigene Spur. Hier muss die Strasse leicht verbreitert werden. Ein Verkehrsmanagementsystem wird den Verkehrsfluss so steuern, dass Tram, Bus und Auto trotz Mischverkehr weiterhin geordnet zirkulieren können.

Tramersatz ab 25. März

Während der ersten Bauetappe steht derzeit der Knoten Egghölzli für Strassen-, Werkleitungs- und Fahrleitungsarbeiten im Fokus. Bis Ende März, wenn in einer Intensivbauphase auf der ganzen Länge die alten Gleise abgebrochen werden, verläuft der Verkehr auf der Thunstrasse normal. Danach werden sowohl der öffentliche wie der private Verkehr bis im September stark eingeschränkt sein: Die Trams der Linie 6 verkehren ab 25. März nur noch zwischen Worb Dorf und Muri. Zwischen Muri und Bern Bahnhof fahren Tramersatzbusse. Diese werden, genauso wie die Busse der Linie 40, stadteinwärts über die Umleitungsroute via Thorackerstrasse und Worbstrasse geführt. In der Gegenrichtung werden die Busse weiterhin über die Thunstrasse fahren. Der Autoverkehr wird ab Ende März in beide Richtungen via Thorackerstrasse/Worbstrasse umgeleitet. Das Umleitungsregime gilt im Grundsatz bis zum Abschluss der Bauarbeiten auf der Thunstrasse Mitte August 2023. Ausnahmen bilden die beiden Intensivbauphasen Ende März (Gleisabbrucharbeiten 25.–29. März) und während den Sommerferien (Zulaufstrecken Egghölzli und Zentrum Muri): Dann wird die Thunstrasse vollständig gesperrt sein.

Knoten Egghölzli: Ab Mitte August

Im Anschluss an die Bauarbeiten auf der Thunstrasse wird ab August 2023 der Knoten Egghölzli umgebaut. Diese Arbeiten werden sich bis zu den Herbstferien nochmals auf die Verkehrsführung auswirken und insbesondere die Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs betreffen.

Das Egghölzli ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Osten von Bern: Hier treffen zwei Tramlinien, eine Buslinie und zwei Einfallsachsen für den Auto- und Veloverkehr aufeinander. (Bild: C. Piasecki)

Das Projekt Korrektion Thunstrasse Muri ist ein Gemeinschaftswerk mit fünf Partnern: Unter der Federführung des Kantons sind die Stadt Bern, die Gemeinde Muri, BERNMOBIL und der Regionalverkehr Bern-Solothurn beteiligt.

Weiterführende Informationen: www.be.ch/thunstrassemuri

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