Wo stehen wir in der Sicherheit der Kantonsstrassen – Bilanz nach 10 Jahren

Um die Verkehrssicherheit auf den Strassen zu erhöhen, wurden vor etwas mehr als einer Dekade Bestimmungen für Bund, Kantone und Gemeinden für sichere Strassen explizit im Strassenverkehrsgesetz verankert. So sind die Anliegen der Verkehrssicherheit bei Planung, Bau, Unterhalt und Betrieb von Strassenanlagen entsprechend zu berücksichtigen, das Strassennetz ist auf Unfallschwerpunkte und Gefahrenstellen zu analysieren und - wo nötig - angemessen zu sanieren. Lukas Bähler, Leiter Fachstelle Verkehrstechnik und -sicherheit, zieht Bilanz.
Für die Umsetzung des integrierten Sicherheitsmanagements im Bereich Strasseninfrastruktur entwickelte das Bundesamt für Strassen ASTRA die Infrastruktur-Sicherheitsinstrumente (ISSI). Die konkrete Anwendung der einzelnen Instrumente wird in Normen präzisiert. Sowohl für bestehende als auch geplante Strassen gibt es proaktive und reaktive Instrumente, mit denen Aspekte der Verkehrssicherheit von der Planung bis hin zum Betrieb einer Strasse angemessen und nach einheitlichen Aspekten berücksichtigt und fortlaufend überprüft werden können. Mit Hilfe des sogenannten Black Spot Managements identifiziert Lukas Bähler Unfallschwerpunkte. Diese Grundlagen fliessen dann in Strassenbauprojekte ein. Ziel ist es, das Unfallgeschehen an diesen Stellen positiv zu beeinflussen.
Abbildung: Vollzugshilfe ISSI, S. 23 (Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA)

Was passiert nach einem Unfall?
Die Auswertung von Unfalldaten hilft bei der Ermittlung von Unfallursachen und liefert wichtige Informationen für die Vorbereitung, Durchführung und Bewertung von Infrastrukturmassnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. «Bei Unfällen mit Personenschaden - oder wenn ein Beteiligter dies verlangt - wird der Unfall durch die Kantonspolizei in einem standardisierten Unfallaufnahmeprotokoll festgehalten. Diese Angaben werden dann digital in einem geographischen Informationssystem (VUGIS) des ASTRA uns Sicherheitsbeauftragen zur Verfügung gestellt», erklärt Lukas Bähler. Aus diesen Daten ermittelt Bähler Unfallschwerpunkte. Dabei werden jeweils im Frühjahr die vergangenen drei Kalenderjahre mit Hilfe des Berechnungsschemas der VSS-Norm zum Unfallschwerpunkt-Management untersucht. Relevant sind dabei die Unfallschwere (Unfälle mit Leichtverletzten, Schwerverletzten oder Getöteten), Strassentyp respektive die Ortslage und die räumliche Nähe der Unfälle zueinander. In der anschliessenden Analyse werden zum einen die Unfälle näher untersucht, um festzustellen, ob wiederkehrende ähnliche Unfallhergänge erkennbar sind. Zum anderen wird im Rahmen der Situationsanalyse vor Ort nach Defiziten gesucht, wie z. B. eingeschränkte Sichtweiten, mangelhafte Verkehrsabläufe oder ungenügende Verkehrsführung und -leitung. Auf dieser Basis werden Massnahmen abgeleitet, bewertet und umgesetzt, die nach zwei bis drei Jahren auf ihre Wirkung hin überprüft werden.

Durch geeignete Massnahmen die Unfallhäufigkeit senken
Auf den Kantonsstrassen wurden durch Lukas Bähler bisher gut 250 Unfallschwerpunkte identifiziert. Bei einem Viertel davon erwies sich die Unfallhäufung als zufällig bzw. ohne wiederkehrende Unfallhergänge. Gut ein Drittel der Unfallstellen sind in Bearbeitung (Analyse, Erarbeitung Massnahmenvorschläge, Projektierung). In 15 Prozent der Fälle wurden bereits Massnahmen umgesetzt, die nun auf ihre Wirksamkeit hin kontrolliert werden. 25 Prozent der Unfallstellen sind mittlerweile erfolgreich saniert.
So häuften sich zum Beispiel im Simmental die Unfälle im Kurvenbereich des Stapfachers bei Erlenbach, insbesondere bei anspruchsvollen Licht- und Strassenverhältnissen.
Nach einer Analyse und Massnahmenplanung ergänzte das Strasseninspektorat das Geländer mit einer Leitplanke und Reflektoren. Der Oberingenieurkreis I setzte eine Reduktion der signalisierten Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 60 km/h um. Neben der Rückhaltewirkung verbessern die Massnahmen die Erkennbarkeit und die optische Führung durch die Kurve bei angepasster Geschwindigkeit. Das Zusammenspiel aller drei Organisationseinheiten des Tiefbauamtes zeigt Wirkung: Während zuvor jährlich zwei bis drei Unfälle auf die identifizierten Mängel zurückzuführen waren, wurden nun in knapp zwei Jahren keine solchen mehr registriert.
Ein weiteres Beispiel ist die Allmendingenstrasse in Thun. Dort sind die Platzverhältnisse im Kreisel eng und führten immer wieder zu Unfällen, auch mit Velofahrenden. Die Situations- und Videoanalyse zeigte die Schwachstellen auf. «Mit Markierungsmassnahmen, der Ergänzung eines baulich abgesetzten Innenrings und geschwindigkeitshemmenden Schwellen konnte die Unfallhäufigkeit etappenweise um 60 Prozent gesenkt werden», freut sich Lukas Bähler.

Sicherer Verkehr durch kontinuierliche Optimierung
Die Einführung der standardisierten ISSI-Methoden sieht Bähler rückblickend als wesentlichen Schritt für die Verankerung der Sicherheitsarbeit bei den Strasseneigentümern. Doch die Entwicklung blieb und bleibt nicht stehen. In der Zwischenzeit interessieren nebst Unfallschwerpunkten auch Unfallhäufungsstellen, wo auch Unfälle mit nur Sachschäden mitberücksichtigt werden. In einem Forschungsprojekt wurde zudem beispielsweise untersucht, inwieweit die ISSI im Bereich Velo und E-Bike ergänzt werden müssen, da die Unfallzahlen bei diesen Verkehrsteilnehmenden nicht sinken oder sogar steigen.
«Dank der etablierten Prozesse und der gesammelten Erfahrungen können wir rasch die richtigen Massnahmen einleiten, positive Ergebnisse erzielen und die Ziele des Unfallschwerpunkt-Managements erreichen», fasst Lukas Bähler zusammen. Damit kann die Unfallhäufigkeit lokal reduziert und ein Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit geleistet werden.


Im Gespräch: Wie arbeiten Tiefbauamt und Kantonspolizei bei der digitalen Unfallauswertung zusammen?

Was passiert im Kanton Bern nach einem Verkehrsunfall mit den Unfalldaten? Wie arbeiten das TBA und die KAPO zusammen, um Unfallschwerpunkte zu identifizieren? Lorenz Weber, Gruppenchef Unfallauswertung/Statistik bei der Kantonspolizei Bern, im Gespräch mit Lukas Bähler, Leiter Fachstelle Verkehrstechnik und -sicherheit, Tiefbauamt des Kantons Bern.
Herr Weber, was passiert, nachdem sich auf den Strassen im Kanton Bern ein Verkehrsunfall ereignet hat?
Lorenz Weber: Die Polizei und gegebenenfalls weitere Blaulichtorganisationen erscheinen am Unfallort. Die Kantonspolizei führt die Tatbestandsaufnahme durch. Früher geschah dies auf Papier, heute wird das Unfallaufnahmeprotokoll digital erfasst. Jeder Polizist ist mit digitalen Endgeräten wie Tablets oder Smartphones ausgestattet, auf denen das Vorgangsbearbeitungs-System RIALTO (SAP) installiert ist, mit dem die Unfalldaten und der Unfallhergang erfasst und Unfallskizzen erstellt werden. Damit ist der Unfall im System erfasst. Nach der Befragung aller Unfallbeteiligten und Unfallzeugen wird ein Rapport erstellt und an die Staatsanwaltschaft geschickt. Gleichzeitig erhält unser Team Unfallauswertung/Statistik eine digitale Information, dass der Fall von uns für die weitere Bearbeitung in der Applikation des Bundesamts für Strassen (ASTRA) verfügbar ist. Dort ergänzen wir die Daten mit weiteren statistischen Werten wie «Unfall-Typ» oder «Hauptursache», damit später exakte Auswertungen erstellt werden können.
Wie arbeiten die Kantonspolizei und das Tiefbauamt im Bereich der Unfallauswertung zusammen?
Lukas Bähler: Die vom Team um Lorenz Weber aufbereiteten Unfalldaten werden dem Tiefbauamt in einer Applikation des ASTRA zur Verfügung gestellt, die uns zur Auswertung der Unfälle dient, unter anderem um Unfallschwerpunkte zu identifizieren oder auch um Statistiken zu erzeugen, die von Interesse sind. Ich kann dort zum Beispiel das Unfallgeschehen nach Nationalstrassen oder Kantonsstrassen filtern. So kann ich bei politischen Anfragen oder TBA-internen Fragen Auskunft zum Unfallgeschehen geben, zum Beispiel wie es in Kreisverkehrsplätzen zu Unfällen mit Velofahrenden kommt, wie sich die Unfallzahlen über die letzten Jahre entwickelt haben oder wie die Unfallzahlen teilweise statistischen Trends und Perioden unterliegen.
Wie lange dauert es, bis die Unfalldaten beim Tiefbauamt ankommen?
Lorenz Weber: Dies ist von der Komplexität des Unfalls und den zeitlichen Ressourcen des Mitarbeitenden der Polizei abhängig. Bei einem einfachen Unfall dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis die Daten vorliegen. Bei komplexeren Unfällen mit z. B. Unfallbeteiligten aus dem Ausland oder schweren Verletzungsgraden, bei denen Personen nicht zum Unfallhergang befragt werden können, kann es auch mehrere Monate dauern.
Warum werden die Daten aufgenommen?
Lukas Bähler: Wenn wir Sicherheitsarbeit im Strassenverkehr leisten wollen, müssen wir auch wissen, wo wir noch Sicherheitsdefizite haben. Deshalb ist die Unfallstatistik ein zentrales Element.
Lorenz Weber: Das Strassenverkehrsrecht verlangt einerseits die Tatbestandsaufnahme bei Verkehrsunfällen und andererseits die Erfassung von statistischen Daten. Zudem ist das Unfallprotokoll, wie Lukas richtig bemerkt, ein wichtiges Dokument für die Erkennung von Sicherheitsdefiziten.
Wie lernen die Kantonspolizisten den Umgang mit dem Unfallaufnahmeprotokoll?
Lorenz Weber: In der Ausbildung lernen die jungen Polizisten die Unfallaufnahme mit dem Vorgangsbearbeitungs-System RIALTO (SAP). Wenn unser Team im Laufe der Unfallbearbeitungen feststellt, dass jemand beim Ausfüllen des Unfallaufnahmeprotokolls immer wieder den gleichen Fehler macht, nehmen wir mit ihm Kontakt auf, um ihm Hilfestellung zu geben. Die Kolleginnen und Kollegen sind in der Regel sehr dankbar für diese Hinweise. Die Polizisten kommen aber auch von sich aus mit Fragen zum Ausfüllen auf uns zu.
Ziel ist es natürlich, möglichst gute Daten im System zu haben, damit sowohl wir als auch Lukas eine gute Grundlage für aussagekräftige Auswertungen haben.
Welche Vorteile bietet die Digitalisierung der Unfalldaten?
Lorenz Weber: Jeder Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern hat sofort Zugriff auf sämtliche Daten, vorher waren diese irgendwo in einer Akte archiviert. Heute sind alle Daten in einem Fall direkt verfügbar und auf einen Blick ersichtlich.
Lukas Bähler: Die Digitalisierung und Systematik der Daten ermöglichen spezifische Auswertungen. Ich kann eigene Filter setzen und nach bestimmten Unfallkonstellationen suchen, z. B. nach Unfällen mit Fussgängern auf Fussgängerstreifen beim Queren der Strasse und dann konkrete Massnahmen dazu ableiten. Wo werden solche Unfälle verursacht und wo nicht? Mit wem kollidieren die Fussgänger? In welcher Richtung waren die Involvierten unterwegs? Was herrschten für Umweltbedingungen?
Wie viele Unfälle im Kanton Bern werden pro Jahr ausgewertet?
Lorenz Weber: In unserem dreiköpfigen Team bearbeiten wir zwischen 5000 und 6000 Unfälle pro Jahr. Unsere Daten fliessen auch in die öffentlich zugängliche Plattform unfalldaten.ch ein. Dort werden anonymisierte Unfalldaten und Unfallschwerpunkte dargestellt.

Management von Schutzbauten mit dem Tool «infProtect»

Schutzbauten sind ein wichtiger Bestandteil des integralen Schutzes vor Naturgefahren. Bauten im Wert von mehreren hundert Millionen Franken schützen im Kanton Bern Menschen und Infrastrukturen vor Lawinen, Steinschlag, Rutschungen und Hochwasser. Mit einem konsequenten Schutzbauten-Management können die Bauten ihre Funktion langfristig erfüllen, wenn die Bauwerke regelmässig kontrolliert und unterhalten werden. Mit Hilfe der Webapplikation «infProtect» kann das Inventar von Schutzbauten im Kanton Bern neu einfach und effizient digital verwaltet werden. Die regelmässige Zustandskontrolle vor Ort erfolgt mit der App «Observo» auf dem Smartphone.
Langfristige Erhaltung und Pflege der Schutzbauten im Wasserbau
Steter Schutz vor Naturgefahren erfordert eine gute Übersicht über den Zustand von Schutzbauten und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen vor Ort und dem Kanton. «Für den langfristigen Erhalt von Wasserschutzbauten wie z. B. Geschiebesammlern, Uferverbauungen, Dämmen, Quersperren und Holzsperren in den Seitengräben ist es wichtig, zuerst einen Schutzbautenkataster zu erstellen, um so einen genauen Überblick über Art und Zustand der Bauwerke zu erhalten», erklärt Oliver Hitz, Projektleiter Wasserbau beim Oberingenieurkreis I. Das Tool wurde in enger Zusammenarbeit des Amtes für Wald und Naturgefahren (AWN) und des TBA aufgebaut und konnte im vergangenen Sommer bereits erfolgreich für die Kontrolle der Lawinenverbauungen eingesetzt werden.

Einfache Vor-Ort-Erfassung per App
Die Inspektionen der Schutzbauten vor Ort werden über mobile Geräte wie Tablets oder Mobiltelefone mit der App «Observo» durchgeführt. Die erfassten Daten werden automatisch in das Hauptsystem «infProtect» übertragen, auf das ohne Installation zusätzlicher Software einfach über einen Webbrowser zugegriffen werden kann. Die Ergebnisse der Inspektionen werden in «infProtect» gesammelt und übersichtlich dargestellt. Durch die einheitliche Erfassung können alle Daten ausgewertet und über Berichte ausgegeben werden. Automatisch generierte Diagramme, Kartenausschnitte und Tabellen schaffen einen schnellen Überblick. Die Schutzbauten werden in einer Karte dargestellt und relevante Sachdaten inkl. Fotos, Skizzen und Dokumente bereitgestellt.


Unterstützung der Wasserbauträger durch den Kanton
Das TBA unterstützt die Gemeinden als Wasserbauträger bei der Planung, Ausführung und Finanzierung von Projekten im Wasserbau und beim Unterhalt der Schutzbauten – und bei der Erfassung der Schutzbauten. «Mit «infProtect» und «Observo» wollen wir die Wasserbauträger beim Management der Schutzbauten unterstützen», sagt Oliver Hitz. Im Frühling/Sommer 2024 werden die Mitarbeitenden von rund einem halben Dutzend Schwellenkorporationen im Berner Oberland in der Anwendung des Tools «Observo» geschult, damit sie dieses bei den nächsten Gewässerinspektionen und Schutzbautenkontrollen vor Ort einsetzen können. Wer seine Schutzbauten flächendeckend für die Integration in «infProtect» erfasst hat, kann zudem von höheren Subventionen bei der Realisierung von Wasserbauprojekten profitieren. Das Tool hilft auch, den Wissenstransfer beim Ausscheiden langjähriger Mitarbeitender der Schwellenkorporationen sicherzustellen.
Das TBA wird das Tool für die Verwaltung seiner eigenen Schutzbauten ebenfalls anwenden, beispielsweise entlang der Aare, wo der Kanton selbst Wasserbauträger ist. Das Tool wird für die Planung von Unterhaltsarbeiten oder Ersatzbauten genutzt. «Gerade bei einem langen Gewässer wie der Aare ist es wichtig, die Übersicht zu behalten, nicht zuletzt um den längerfristigen Finanzbedarf für den Gewässerunterhalt abschätzen zu können», betont Hitz.


Sanierung Ortsdurchfahrt Trubschachen: Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden

Mit bis zu 7000 Fahrzeugen pro Tag, davon rund 500 Lastwagen, gehört die Ortsdurchfahrt Trubschachen zu den am stärksten belasteten Strassen der Region. Die starke Nutzung hat mit Spurrinnen und Rissen im Belag ihre Spuren hinterlassen. Im Zuge der Sanierung wird die schadhafte Fahrbahn erneuert und gleichzeitig werden bestehende Sicherheitsdefizite behoben.
Die Sanierungsarbeiten, die im Sommer 2022 begannen, wurden in sechs Hauptetappen unterteilt, um den Geschäftsbetrieb nicht zu stark zu beeinträchtigen und die Zufahrt zum Zentrum jederzeit zu ermöglichen. Dies erforderte im Vorfeld eine sorgfältige Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen, der Bauherrschaft und der Bauleitung. Rund CHF 6,6 Mio. werden investiert, davon CHF 5 Mio. in die Substanzerhaltung. Gemäss Projektleiter Roger Schafer vom Oberingenieurkreis IV sind die Arbeiten bisher zufriedenstellend verlaufen: «Das Wetter war im letzten Jahr über längere Zeit stabil. Das hat uns bisher geholfen, die Arbeiten ohne grössere Verzögerungen und im Zeitplan durchzuführen».
Geduldsprobe für alle während der Bauarbeiten
Die Sicherheit der Arbeitenden, die Geräte und die Bauarbeiten benötigen Platz. Die nur einspurig befahrbaren Baustellenbereiche und der Bahnübergang im Ortskern stellen deshalb die Verkehrsteilnehmenden auf eine harte Geduldsprobe. So müssen immer wieder Wartezeiten wegen des Ampelbetriebs und des geschlossenen Bahnübergangs in Kauf genommen werden. Während der Stosszeiten werden zusätzlich Verkehrsdienste eingesetzt.


Sorge um Guetzli-Produktion
Im Vorfeld wurde die Besorgnis geäussert, dass die von den Baumaschinen verursachten Erschütterungen die Gebäckproduktion an den empfindlichen Maschinen in der Kambly-Fabrik stören könnten. «Mit Hilfe eines Erschütterungsspezialisten haben wir ein Messkonzept über die gesamte Ortsdurchfahrt erstellt, das die Erschütterungen laufend überwacht und dokumentiert. Wenn Grenzwerte erreicht werden, erhält der Baustellenchef eine SMS und kann sofort reagieren und Massnahmen ergreifen», sagt Roger Schafer.
Mehr Sicherheit für alle
Ein wichtiger Aspekt bei der Sanierung war die Erhöhung der Sicherheit in der stark befahrenen Ortschaft. Die Ortseinfahrten werden jeweils durch eine neue Mittelinsel signalisiert. Am Bahnhofplatz wurde ein Mehrzweckstreifen in der Mitte der Strasse angelegt, der das Ein- und Abbiegen erleichtert. Die Fussgängerstreifen wurden, wo möglich, mit Schutzinseln ausgerüstet, um die Sicherheit der zu Fuss Gehenden zu erhöhen. Bei der Abzweigung zum Kambly-Areal wird zudem eine Einspurstrecke gebaut. Diese ermöglicht das Rechtsvorbeifahren und verhindert einen Rückstau.

Neugestaltung Bärenplatz und Helvetiaplatz
Die neue Ortsdurchfahrt bietet nicht nur mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden, sondern auch eine Aufwertung des Dorfbildes von Trubschachen. Mit dem gepflasterten Trottoir am Bärenplatz wird dem Denkmalschutz und der Aufwertung des historischen Ortskerns entsprochen. Auch bei einigen anderen historischen Gebäuden wurden Pflastersteine für das Trottoir zur Werterhaltung eingesetzt.
Beim Helvetiaplatz zwischen dem Gasthof Hirschen und der Käserei Götschi wird ein Mehrzweckstreifen in der Mitte der Strasse markiert, der die drei Fussgängerstreifen miteinander verbindet. Der Mehrzweckstreifen erleichtert das Linksabbiegen und macht das Überholen von Velofahrenden sicherer. Die Bushaltestelle wird hindernisfrei gebaut, um ein autonomes Ein- und Aussteigen zu ermöglichen.
Auf der Zielgeraden im Jahr 2024
Derzeit laufen die komplexen Bauarbeiten im Bereich des Helvetiaplatzes. Neben der Sanierung der Strasse werden hier auch die Wasserleitung saniert und Massnahmen zum Hochwasserschutz umgesetzt. Es folgen Fertigstellungsarbeiten im Bereich des Bahnübergangs. Anschliessend wird der Deckbelagseinbau im gesamten Projektperimeter vorgenommen. Mit den Fertigstellungsarbeiten wird die Sanierung der Ortsdurchfahrt bis Dezember 2024 abgeschlossen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Projektwebseite

Neuer Verkehrsknotenpunkt in Nidau

Mit der Erneuerung des Bahnhofs Nidau durch die Aare Seeland mobil AG (ASm) wurde gleichzeitig der neue Bahnhofskreisel als Verkehrsdrehkreuz südlich der Altstadt realisiert. Im Zuge der Bauarbeiten am Bahnhof und am Kreisel wurden auch die Gleisanlagen vom Bahnhof bis zum Nidau-Büren-Kanal sowie die Werkleitungen zwischen dem Nidau-Büren-Kanal und dem Balainenweg erneuert. Für dieses Jahr sind die Arbeiten an den Werkleitungen vor dem Bahnhof geplant sowie die Deckbelagsarbeiten zwischen dem Kreisel und dem Nidau-Büren-Kanal.
Parallel zum neuen, hindernisfreien, sicheren und attraktiveren Bahnhof Nidau ist ein neuer Verkehrsknoten in Form eines Kreisels entstanden. Der Oberingenieurkreis III realisierte diesen in Zusammenarbeit mit der ASm in einer achtwöchigen Intensivbauphase. Die umfangreichen Bauarbeiten im 24-Stunden-Betrieb fanden 2023 während zwei Sommermonaten statt. Zur Erhöhung der Sicherheit ist der Kreisel mit Schranken ausgestattet. Dies führt zwar bei der Durchfahrt eines Zuges zu einem etwas längeren Rückstau, entspricht aber modernen Sicherheitsstandards. «Der Bau eines Kreisels mit einem Gleis quer hindurch ist wesentlich aufwändiger als der Bau eines normalen Kreisels. In der Schweiz gibt es nur wenige davon. In diesem Fall erwies es sich aber als die beste Lösung für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden», erklärt TBA-Projektleiter Remo Berger.

Kreiselerstellung im Eiltempo
Neben dem Zeitdruck, den Kreisel inklusive Tests nach acht Wochen dem Verkehr übergeben zu müssen, stellte die Prognose des Wetters das Team vor eine grosse Herausforderung. «Bei Regen kann die Oberfläche eines Betonkreisels nicht gestaltet werden, so dass keine Griffigkeit entsteht. Zum Glück war das Wetter stabil und die geplante Notlösung - ein Betonierzelt - kam nicht zum Einsatz», so Berger. Verkehrslenkung und Baustellenlogistik waren aufgrund der beengten Platzverhältnisse anspruchsvoll: Schon wenige Minuten, in denen ein LKW Baumaterial im Baustellenbereich ablud, staute sich der Verkehr für längere Zeit. Die Anwohnenden wurden im Vorfeld im Rahmen einer Informationskampagne über die bevorstehende Lärmbelästigung und die auftretenden Einschränkungen orientiert. Insgesamt war eine intensive Kommunikation notwendig, um die Bevölkerung bestmöglich zu informieren. Mit dem Einbau des Deckbelags werden die Bauarbeiten an der Strasse in diesem Sommer abgeschlossen.


Die Intensivbauphase beeinträchtigt auch den Verkehr
Während der Intensivbauphase war der Baustellenbereich mit dem Auto weiterhin passierbar. Der Verkehrsdienst regelte den Verkehr und stoppte jeweils den Autoverkehr, um Busse und Postautos wegen der geringen Fahrbahnbreite ohne Gegenverkehr passieren zu lassen. Für Fussgänger- und Veloverkehr war der Baustellenbereich ebenfalls passierbar. Allerdings kam es trotz aufgestellter Informationstafeln, die auf die Gefahren hinwiesen, zu einigen glimpflich verlaufenen Stürzen von Velofahrern wegen der Gleise. Für den Lastwagenverkehr blieb der Baustellenperimeter gesperrt und die Umfahrung war via Wehrbrücke in Port sichergestellt.

Ein erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt
Fast CHF 20 Mio. wurden für das gesamte Projekt budgetiert, davon entfallen knapp CHF 3 Mio. auf die Arbeiten des Tiefbauamts. Als entscheidenden Erfolgsfaktor für die zeitkritische Realisierung des Kreisels nennt Remo Berger das engagierte Team. Alle Beteiligten der ASm, des TBAs, der Stadt Nidau und der Bauunternehmung hätten bei dem Projekt sehr effizient und motiviert zusammengearbeitet.

