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AÖV News - August 2022

  • Newsletter vom August 2022

Es ist so weit: Der 1. AÖV Newsletter ist da

Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie halten virtuell den 1. Original-AÖV-Newsletter in Ihren Händen. Eine lang gereifte Idee kommt zum Fliegen und ich bin überzeugt, dass die Welt der Mobilität und des öffentlichen Verkehrs auf Interesse stösst. Mit dem Newsletter haben wir den Anspruch, Interessantes mitzuteilen oder auch die eine oder andere Neuigkeit zum Thema «kurioses Wissen» zu verkünden. Neben der neulich vom Regierungsrat verabschiedeten «Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022» ergänzen weitere Aktualitäten und Neuigkeiten diese 1. Ausgabe der «AÖV News». Ich danke meinem früheren Co-Leiter Philipp Mäder und der Hochschulpraktikantin Deborah Bösch für die grosse Unterstützung bei der Erstausgabe und wünsche eine gute Lektüre.

Christian Aebi, Amtsvorsteher des AÖV

Ein zukunftsorientiertes Mobilitätssystem für den Kanton Bern

Kürzlich verabschiedete der Regierungsrat die Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022 (GMS 2022) zur langfristigen Ausrichtung der Berner Mobilitätspolitik. Der Vorsteher der BVD, Christoph Neuhaus, äussert sich zur aktualisierten Strategie, die auch Thema des Berner Verkehrstages 2023 sein wird. Zudem geben der frühere Leiter, Ulrich Seewer, und die aktuelle Leiterin der Verkehrskoordination des AÖV, Katja Bessire, in einem gemeinsamen Gespräch spannende Einblicke in den Erarbeitungsprozess der Gesamtmobilitätsstrategie von 2008 und 2022.

 

Es freut mich sehr, dass sich die 1. Ausgabe der AÖV News der aktualisierten Gesamtmobilitätsstrategie widmet. Für mich als Vorsteher der Bau- und Verkehrsdirektion ist die GMS ein zentrales Instrument für die Weiterentwicklung der Mobilität im Kanton Bern. Seit die ursprüngliche Strategie im Jahr 2008 verabschiedet wurde, konnten eine Reihe von Massnahmen und Projekte im Sinne der Gesamtmobilitätsstrategie umgesetzt werden. Darauf wollen wir im Kanton Bern weiter aufbauen. Aufgrund der aktuell laufenden Veränderungen im Mobilitätssektor müssen wir die strategische Ausrichtung aber erweitern. Deshalb habe ich das AÖV beauftragt, die GMS aus dem Jahr 2008 zu aktualisieren. Ich bin überzeugt, dass wir mit der nun vorliegenden aktualisierten GMS 2022 eine zukunftsfähige Strategie haben, die zu einer nachhaltigen Mobilität im Kanton Bern beitragen wird. Einen vertieften Einblick in die GMS 2022 sowie spannende Referate dazu werden wir einem interessierten Publikum am Berner Verkehrstag im August 2023 gewähren. Ich freue mich, Sie spätestens im August 2023 am Berner Verkehrstag zu treffen.

Christoph Neuhaus, Vorsteher der Bau- und Verkehrsdirektion

Ein Blick zurück und in die Zukunft gerichtet

Das Gesamtverkehrssystem verändert sich und fordert stets neue Lösungsansätze. Wie wird damit umgegangen und welche weiteren Ziele stecken hinter einer Gesamtmobilitätsstrategie? Der ehemalige Co-Leiter des AÖV, Ueli Seewer, heute Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung, und die aktuelle Leiterin der Abteilung Verkehrskoordination des AÖV, Katja Bessire, im Gespräch.


Herr Seewer, Sie waren massgeblich für die Erarbeitung der GMS im Jahr 2008 verantwortlich. Was waren dazumal die Beweggründe, eine solche Strategie für den Kanton Bern zu entwickeln?

Seewer: Als Leiter der damaligen Fachstelle «Gesamtmobilität» bei der BVE (heutige BVD) war eine meiner ersten Aufgaben, eine Koordination zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern und der Siedlungsplanung zu schaffen. Es fehlte eine längerfristige strategische Planung, die ämter- und direktionsübergreifend ausgelegt war. Neben dem damals neu aufgestellten Planungsinstrumentarium im Bereich der Strasse wollte man unter anderem auch für die Agglomerationsprogramme eine Grundlage für die Abstimmung mit der Siedlungsentwicklung haben. Daraus ergab sich das Bedürfnis nach einer gemeinsamen kantonalen Haltung.


Wurden denn aus Ihrer Sicht die Ziele der GMS aus dem Jahr 2008 bis heute gut erfüllt?

Seewer: Dazumal hat man keine messbaren Ziele festgelegt. Die 3V-Strategie (Verkehr vermeiden, verlagern und verträglich gestalten) haben wir damals für den Kanton Bern in der GMS verankert. Dass diese 3V heute noch als Grundlage dienen und mittlerweile als selbstverständlich gelten, ist meiner Meinung nach ein sehr gutes Zeugnis der GMS aus dem Jahr 2008.


Wagen Sie beide eine Behauptung aufzustellen, wie der heutige Gesamtverkehr im Kanton Bern ohne eine GMS ausgesehen hätte?

Seewer: Da ja wie üblich bei Strategien nicht nur der Inhalt, sondern in besonderem Mass auch der Erarbeitungsprozess eine Änderung in der Praxis mit sich bringt, hätte man ohne GMS wohl noch etwas länger in den einzelnen Bereichen weitergeplant, mit weniger Beachtung der Schnittstellen. Der Prozess war also sehr wertvoll, da durch die gemeinsame Aussprache die Zusammenarbeit erleichtert wurde. Und ohne die Strategie hätte man beispielsweise bei Vorstössen aus dem Grossen Rat oder Anliegen betreffend die Agglomerationsprogramme oder die Regionalen Gesamtverkehr- und Siedlungskonzepte (RGSK) eine kantonale Haltung verstreut zusammenbasteln müssen. Ein einheitliches Auftreten und ein Dokument, worauf man sich berufen konnte, haben sicherlich auch dazu beigetragen, dass der Kanton Bern, im Vergleich zu anderen Kantonen, besonders bei den Agglomerationsprogrammen relativ viele Bundesmittel abholen konnte.

Bessire: Diese ämter- und direktionsübergreifende Zusammenarbeit war bei der jetzigen Aktualisierung eine wichtige Rahmenbedingung. Dank der breit abgestützten Projektorganisation flossen bei der Aktualisierung die raumplanerischen, wirtschaftlichen, umweltliche und verkehrlichen Bedürfnisse ein. Dies hat die GMS sehr bereichert und schliesslich zu einem konsolidierten Planungsinstrument für den Kanton geführt. Die Strategie ist letztendlich ein gemeinsames Kommunikationsmittel und ein Commitment, mit dem wir uns kantonsintern aber auch mit den Regionen und Gemeinden verständigen.


Welchen Eindruck hinterlässt die Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022 bei Ihnen?

Seewer: Vom Umfang her ist das Dokument ausführlicher als die GMS von 2008. Spannend sind die einzelnen Handlungsfelder im Anhang. Sie sind allgemein gehalten und dennoch kann man das System darin wiedererkennen. Überraschenderweise hält sich die GMS 2022 mit regionalen Aussagen zurück, obwohl der Kanton Bern schon sehr unterschiedliche Räume aufweist.

Bessire: Wir versuchten tatsächlich, die regionalen Begebenheiten mehr zu berücksichtigen und beispielsweise raumtypabhängige Zielwerte zu formulieren. Jedoch stellte sich rasch heraus, dass dies ein separater Auftrag gewesen wäre, da eine solche politisch relevante Aufgabe nicht nebenbei geschehen sollte und die Verlängerung des Erarbeitungsprozesses nicht zielführend war. Darum gehen wir als einen der ersten Umsetzungsschritte der GMS 2022 die Stossrichtung 2.9 an, bei der es darum geht, Zielwerte für die kantonalen Raumtypen zu definieren. Diese sollen dann auch den RGSK und Agglomerationsprogrammen als wichtige Grundlage dienen.

 

Frau Bessire, welche Massnahmen sehen Sie denn vor, wenn die kantonalen Fachämter die in den Handlungsfeldern beschriebenen Ziele nicht erfüllen? Sind Sanktionen angedacht?

Bessire: Selbstverständlich gibt es keine harten Sanktionen. Die GMS 2022 soll als Leitlinie der kantonalen Mobilitätspolitik dienen, anhand derer sich die beteiligten Ämter und Direktionen orientieren können. Damit wir sehen, wie die GMS 2022 in der kantonalen Verwaltung umgesetzt wird, sehen wir ein Monitoring und Controlling vor. Wir werden die betroffenen Ämter einbeziehen und den Umsetzungsstand der GMS 2022 regelmässig festhalten.

Seewer: Meiner Meinung nach ist es das, was das Papier am Leben erhält. Die in der GMS von 2008 beschriebene Überprüfung fand während meiner Beschäftigung beim AÖV (bis 2016) leider nicht statt.

 

Herr Seewer, der Bund hat ja auch erst kürzlich den Teil Programm des Sachplans Verkehr aktualisiert. Welche Ziele will der Bund mit welcher Strategie damit erreichen? Wie sieht der «Umsetzungsplan» auf Bundesebene aus?

Seewer: Die Ausgangslage war relativ ähnlich zu derjenigen der GMS. Wir hatten das Bedürfnis, der Gesamtkoordination zwischen Verkehr und Raumplanung wieder einen stärkeren Stellenwert zu geben. Zudem war der Sachplan von 2006 veraltet. Das Ziel war somit, die Planungsgrundlage inhaltlich zu überarbeiten und die Prozesse und das Verständnis innerhalb der Verwaltung und zu den Kantonen zu verbessern. Auch die regionale Sicht einzubringen war wichtig. Neue Gremien zum regelmässigen Austausch sind ebenfalls entstanden.

Für die Hauptstadtregion Bern als einer von 12 Handlungsräumen formuliert der Bund im Sachplan Verkehr unterschiedliche Handlungsbedarfe und Stossrichtungen. Welche Schwerpunkte werden für den Kanton Bern gesetzt?

Seewer:
Beim Kanton Bern soll der Fokus auf die Hauptachse zwischen den grossen Zentren Thun, Bern und Biel, sowie der West-Ost-Achse (Richtung Olten, Jura Südfuss) gelegt werden. Dort sehen wir grosse Potenziale für die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung und auch die Verlagerung des Verkehrs auf den ÖV. Zudem besteht bei diesen Achsen ein Ausbaubedarf, weil gerade dort sich die grössten Probleme ansiedeln.


Wie sieht ihrer Meinung nach das ideale Gesamtverkehrssystem in der Schweiz im Jahre 2050 aus?

Seewer: Eine schwierige Frage zum Beantworten. Im Jahr 2050 sollte es für mich rollatorgängig sein (lacht).

Bessire: Eine gute Frage. Ideal ist ein zugängliches System, sodass alle, die wollen, nach wie vor mobil sein können. Ich würde mir aber auch wünschen, dass das Angebot und die Infrastruktur der nachhaltigen Verkehrsmittel möglichst einfach, niederschwellig und erschwinglich ist, damit wir dort eine grössere Menge an Nutzerinnen und Nutzern haben. Und dass die Hürde bei der Benutzung von Gefässen, die mehr Fläche und Energie brauchen und dabei die Umwelt belasten, grösser ist.

Verkehr vermeiden, verlagern, verträglich gestalten und vernetzen - das sind die "4V" der Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022

Für weiterführende Informationen zur GMS 2022 siehe Medienmitteilung und Webseite BVD.

Wie sieht die zukünftige ÖV-Erschliessung im Korridor Bern – Köniz – Schwarzenburg aus?

Liebefeld, Köniz und Bern von oben

Die längerfristige ÖV-Erschliessung von Köniz ist seit Jahren ein Thema. Köniz wird heute durch die sehr stark ausgelastete Buslinie 10, die Buslinie 17 sowie die Bahnlinie S6 nach Schwarzenburg erschlossen. Auf der Linie 10 (Ast Köniz) sollen ab 2025 Doppelgelenktrolleybusse eingesetzt werden. Dies wird kurzfristig im Sinne einer Übergangslösung eine Entlastung bringen, jedoch gemäss den aktuellen Verkehrsprognosen auf längere Sicht nicht genügen. Mit einer im April 2022 gestarteten Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) wird jetzt die längerfristig zweckmässigste ÖV-Erschliessung ermittelt.

Aktuell vorliegende Studien
In der 2008 abgeschlossenen ZMB Bern – Teilprojekt ZMB Bern Süd wurde die Frage der längerfristigen ÖV-Erschliessung von Köniz geprüft. Die ZMB kam zum Ergebnis, dass anstelle der Buslinie 10 die beste Erschliessungsmöglichkeit die Kombination einer neuen Tramlinie, ergänzt durch die S-Bahnlinie S6 im Viertelstundentakt, ist. Die Verlängerung des RBS und folglich die Einführung einer neuen Nord-Süd-Verbindung wurde als «Langfristoption» bezeichnet. Mit der klaren Ablehnung des Trams Köniz durch die Stimmberechtigten der Gemeinde Köniz im Jahr 2014 ist die langfristige Erschliessung von Köniz weiterhin offen. Die Einführung des Viertelstundentaktes der S6 zwischen Bern und Niederscherli hat der Bund im Rahmen des STEP Ausbauschritts 2035 beschlossen. Damit dieses Angebot umgesetzt werden kann muss die Linie zwischen den Vidmarhallen und dem Bahnhof Köniz auf Doppelspur ausgebaut werden.

Die zukünftige Erschliessung
In zwei jüngst abgeschlossenen Planungen, der Netzstrategie ÖV Kernagglomeration Bern (RKBM 2020) sowie der ZMB ÖV-Erschliessung Inselareal (BVD 2021) werden jeweils zwei Langfristoptionen skizziert; eine Weiterentwicklung des Berner Tramnetzes, also eine Wiederauflage eines Tram Köniz und ein Tram zum Güterbahnhof, oder eine neue Nord-Süd-Bahnverbindung (RBS-Verlängerung).

Weil die Planungs- und Bewilligungsprozesse für beide Optionen lange dauern, soll möglichst rasch ein Systementscheid gefällt werden. Zudem sind die Fristen des Bundes für eine Finanzierung zu berücksichtigen. Hier setzt das vorliegende Projekt «ZMB ÖV Köniz / Bern Süd» an. Die erneute ZMB soll die Grundlagen für den längerfristigen Systementscheid liefern. Die seit 2008 erfolgten Entwicklungen und neuen Verkehrsprognosen werden berücksichtigt. Nebst den verkehrlichen Aspekten erhält auch der Raum-und Siedlungsplanung einen grossen Stellenwert, was sich in der Besetzung der Projektgremien wiederspiegelt. Das Projekt wird von einer Behördendelegation und dem Vorsitz von Regierungsrat Christoph Neuhaus geleitet. Weiter sind in der Behördendelegation die Regierungsrätin Evi Allemann, Vertreterinnen und Vertreter aus den Gemeinden Bern, Köniz und Schwarzenburg, sowie der Regionalkonferenz Bern Mittelland vertreten.

Die nächsten Schritte
Die operative Projektleitung liegt beim AÖV; die Bearbeitung der ZMB wurde im April 2022 aufgenommen, Ergebnisse sollen im Sommer 2023 vorliegen. Die betroffenen Akteurinnen und Akteure werden bei der Erarbeitung der ZMB einbezogen. Der erste Forumsanlass mit der Begleitgruppe hat Ende August 2022 stattgefunden.

175 Jahre Eisenbahn – Tag der offenen Baustelle

Die Spanisch-Brötli-Bahn zwischen Bern Weissenbühl – Kehrsatz im Jahre 1947

Vor 175 Jahren fuhr mit der «Spanisch-Brötli-Bahn» die erste Eisenbahn in der Schweiz. Der Betrieb auf der ersten Schweizer Bahnstrecke zwischen Zürich und Baden verringerte die Fahrzeit gegenüber der «Bäderkutsche» von 3 Stunden auf 45 Minuten. Der Grundstein für die industrielle, technologische, räumliche und gesellschaftliche Entwicklung der Schweiz war gelegt. Der Tag der offenen Baustelle ermöglicht am 3. und 4. September 2022 einen Einblick in die grösste Bahnbaustelle im Kanton, wo der neue Bahnhof Bern entsteht.

 

Der öffentliche Verkehr steht heutzutage für gut abgestimmte Verbindungen zwischen Bahnen, Bussen, Trams, Schiffen, sowie Seil- und Bergbahnen in allen Regionen der Schweiz und geniesst einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung und in der Politik. Hierfür bedankt sich der Verband öffentlicher Verkehr und feiert gemeinsam mit der Bevölkerung 175 Jahre Schweizer Bahnen während des gesamten Jahres 2022.

Informationen und Aktivitäten rund um das Jubiläum finden sich unter folgendem Link: 175-Jahre Bahn – Schweiz

Die ZBB-Baustelle im Jahre 2020. Seither sind die Bauarbeiten weiter vorangeschritten.

Tag der offenen Baustelle
Eine Möglichkeit Einblick in ein Grossprojekt und den modernen öffentlichen Verkehr zu erhalten, ergibt sich am Samstag, 3. September 2022. An diesem Tag öffnen die SBB, RBS und die Stadt Bern erneut die Schranken und Tore von verschiedenen Baustellen zum zukünftigen Bahnhof Bern. Die RBS-Baustelle kann auch noch am Sonntag, 4. September 2022 besichtigt werden. Informationen zur offenen Baustelle finden sich unter folgendem Link: Tag der offenen Baustelle - Zukunft Bahnhof Bern

Kantonaler Richtplan: Auffrischung bei der Mobilität und Neues zum Güterverkehr

Das Raumkonzept des Kantons Bern mit seinen Entwicklungsräumen

Derzeit wird der kantonale Richtplan aktuell angepasst. Das AÖV hat die Inhalte zu den Themen Verkehr und Mobilität in Zusammenarbeit mit den kantonalen Verkehrs- und Raumplanungsämtern umfassend überarbeitet und neu strukturiert. Die räumliche Strategie wird insbesondere mit den neuen Inhalten der Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022 ergänzt. Zudem sollen zwei neue Massnahmenblätter zum Thema Güterverkehr und Logistik in den Richtplan aufgenommen werden.

Letztmals wurde der kantonale Richtplan im Bereich Verkehr und Mobilität 2014 umfassend aktualisiert. Seither gab es im Rahmen der zweijährlichen Leistungscontrollings nur punktuelle Anpassungen im Strategie- und Massnahmenteil. Anfang 2020 haben die kantonalen Verkehrsämter aufgrund veränderter Rahmenbedingungen grösseren Anpassungsbedarf festgestellt und eine Arbeitsgruppe mit der Überarbeitung der Mobilitäts- und Verkehrsthemen im Richtplan beauftragt. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind nun in die Richtplananpassungen ‘22 eingeflossen.

Link: Mitwirkung Richtplananpassungen '22

Neue Rahmenbedingungen des Bundes in der Verkehrspolitik
Auf nationaler Ebene ist der Sachplan Verkehr das strategische Koordinationsinstrument für Strasse, Schiene, Luft- und Schifffahrt sowie den unterirdischen Gütertransport. Der Bund hat den Teil Programm des Sachplans Verkehr in den vergangenen zwei Jahren systematisch überarbeitet. Der neue Teil Programm «Mobilität und Raum 2050» wurde vom Bundesrat am 20. Oktober 2021 verabschiedet. Mit dem Teil Programm legt der Bund die Ziele und Grundsätze für die Planung von (nationalen) Verkehrsinfrastrukturen und -systemen fest. Er steckt somit den Rahmen für die langfristige, mit der Raumentwicklung abgestimmte Entwicklung des schweizerischen Gesamtverkehrssystems ab.

Die beiden Instrumente Sachplan Verkehr, Teil Programm und die kantonale Gesamtmobilitätsstrategie bilden die zentralen Grundlagen für den Verkehrsteil des kantonalen Richtplans. Sie geben die Stossrichtung für die Überarbeitung des Strategie- und Massnahmenteils vor.

Verkehrs- und Siedlungsentwicklung (noch) besser abstimmen
Ein Schwerpunkt der überarbeiteten Inhalte zum Verkehr und zur Mobilität des Richtplans ist die Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Im Kapitel «Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander abstimmen» wurden die für den Raum wesentlichen Einflüsse der kantonalen Verkehrspolitik konkretisiert. Ausgehend von den Herausforderungen bei der Abstimmung der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung, bzw. der verschiedenen Verkehrsmittel zeigt der Richtplan den Handlungsbedarf und die Ziele auf.

Mit der Aufnahme der für den Raum massgebenden Teilziele, der 4V-Strategie und einzelnen Stossrichtungen der «Gesamtmobilitätsstrategie Kanton Bern 2022» in den kantonalen Richtplan werden diese Inhalte auch für die Behörden verbindlich. Das heisst, sie bilden für die nachgelagerten Ebenen (Regionen und Gemeinden) sowie für die Abstimmung mit den Nachbarkantonen und dem Bund einen verbindlichen Rahmen.

Neu strukturierter Massnahmenteil
Aus den thematischen Zielen und Strategien wurden konkrete Massnahmen abgeleitet. Der Massnahmenteil im Bereich Mobilität und Verkehr wurde ebenfalls überarbeitet und neu strukturiert.

Nebst der Aktualisierung und Weiterentwicklung der bestehenden Massnahmenblätter wurden auch diverse Massnahmenblätter aus dem Richtplan entfernt (vgl. hierzu Erläuterungen) und zwei neue Massnahmenblätter zur Logistik und zum Güterverkehr aufgenommen. 

Neue Massnahmenblätter zu Standorten für Güterverkehr und Logistik
Im Mai 2021 hat der Regierungsrat das kantonale Güterverkehrs- und Logistikkonzept verabschiedet. Das Konzept enthält 20 Massnahmen in den Bereichen Raumplanung, Verkehr, Umwelt und Innovationsförderung. Mit den laufenden Richtplananpassungen ‘22 wird ein Teil davon umgesetzt.

Zur Abstimmung von Verkehr und Siedlung sollen güterverkehrsintensive Vorhaben an gut erschlossene Lagen gelenkt werden. Dazu bezeichnet der Kanton Bern im neuen Massnahmenblatt zur Logistik grössere, für Logistik geeignete Gebiete als «Vorranggebiete für Logistiknutzungen». Weiter gibt sich der Kanton den Auftrag, Planungsgrundsätze und Anforderungen für güterverkehrsintensive Vorhaben zu definieren und in den geeigneten Instrumenten festzuhalten.

Der Güterverkehr soll möglichst verträglich abgewickelt werden. Dafür wurde neu ein Zielbild Schienengüterverkehr erarbeitet. Dieses Zielbild ist die Grundlage für die raumplanerische Sicherung von Verladeanlagen und Güterbahnhöfen im neuen Massnahmenblatt zum Güterverkehr. Die Inhalte des Massnahmenblatts wurden mit dem «Konzept für den Gütertransport auf der Schiene» des Bundes abgestimmt. Mit dem neuen Massnahmenblatt werden Regionen, Städte und Gemeinden auch beauftragt, schienengebundene City Cargo Hubs zu prüfen.

Der Regierungsrat gab am 17. August 2022 die Richtplananpassungen ’22 im Bereich Mobilität und Verkehr sowie in weiteren Themenbereichen für die öffentliche Mitwirkung und Vernehmlassung sowie für die Vorprüfung durch den Bund frei. Die öffentliche Mitwirkung findet im Zeitraum Ende August bis Ende November 2022 statt.

Der Richtplan Kanton Bern ist im Internet unter www.be.ch/richtplan zu finden. An gleicher Stelle werden auch die Mitwirkungsunterlagen publiziert.

Buslinie Spiez - Interlaken erfüllt ihre Aufgabe

Die Ende 2020 in Betrieb genommene Buslinie Spiez-Interlaken funktioniert zuverlässig. Dies zeigt der Monitoringbericht zur Betriebsqualität, den das AÖV auf Antrag der Regionalkonferenz Oberland-Ost in Auftrag gegeben hatte. Die Linie hat die Erwartungen bezüglich Pünktlichkeit und Sicherheit der Anschlüsse erfüllt. Aufgrund der Ergebnisse des Monitorings wurden bereits einzelne Fahrplananpassungen umgesetzt.

Auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wurde die Regio-Bahnverbindung Spiez-Interlaken auf Busbetrieb umgestellt. Die Buslinie 60 wurde eingeführt, weil der Grosse Rat im Frühjahr 2017 die Umstellung von Bahn auf Bus beschlossen hatte. Mit der neuen Buslinie soll auch weiterhin eine qualitativ gute ÖV-Erschliessung von Faulensee, Leissigen und Därligen sichergestellt werden. Da im Vorfeld der Umstellung grösste Bedenken zur Zuverlässigkeit geäussert worden sind, hat das AÖV während des gesamten Fahrplanjahrs 2021 ein Monitoring durchführen lassen, was auch von der Regionalkonferenz Oberland-Ost im Rahmen des Angebotskonzepts gefordert wurde. Neben dem AÖV haben die Regionalkonferenz Oberland-Ost und eine Vertretung aus Leissigen sowie die Busbetreiberin Postauto das Monitoring begleitet.

Hohe Pünktlichkeit garantiert
Das Monitoring zeigt, dass die Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit der Buslinie 60 über alles gesehen hoch sind. 99% der Busse sind pünktlich in Spiez eingetroffen. Die Abfahrten sind mit 93,2% etwas weniger pünktlich, weil die verspäteten Züge abgewartet wurden, so dass die Anschlüsse sichergestellt werden konnten. Trotz dieses etwas tieferen Werts sind die Anschlüsse in Spiez sogar besser gewährleistet als beim Bahnbetrieb in den Jahren 2019 und 2020. Die stark von Schülerinnen und Schülern genutzten Verbindungen verkehren bis auf einzelne Ausnahmen ausreichend pünktlich.

Die Auffahrt auf die Autobahn A8 in Därligen Ost beeinträchtigt die Betriebsqualität nicht nennenswert. Zudem haben sich auch gelegentliche Staus auf der A8 kaum auf die Zuverlässigkeit der Busse ausgewirkt.

In einigen Monaten lag die Pünktlichkeit wegen verschiedener, nicht beeinflussbarer Ereignisse etwas tiefer. So gab es Ende Januar 2021 mehrere abrupte Wintereinbrüche. Im Februar 2021 ereignete sich ein Felssturz zwischen Faulensee und Leissigen und im Juni 2021 kam es zu Unwetterschäden an der Strasse. Im September 2021 wirkten sich schliesslich Bauarbeiten und Einschränkungen im Bahnverkehr auf die Buslinie 60 aus.

Gezielte Anpassungen werden umgesetzt
Aufgrund der Ergebnisse des Monitoringberichts ist der Handlungsbedarf sehr bescheiden. Es erfolgten bereits einige Optimierungen am Fahrplan: Angepasst wurden namentlich einzelne Fahrzeiten unterwegs. Dadurch verkehren insbesondere Kurse mit vielen Schülerinnen und Schülern pünktlicher. 

Die Einfahrt Därligen Ost auf die A8 ist für den Busbetrieb grundsätzlich nicht heikel. Die Autofahrerinnen und Autofahrer zeigen Verständnis und gewähren den Bussen bei dichtem Verkehr Vortritt. Weil der Verkehr dadurch abgebremst wird, entstehen jedoch einzelne gefährliche Situationen, indem nachfolgende Fahrzeuglenkende überrascht werden. Um die Gefahr von Auffahrunfällen zu reduzieren, werden das AÖV, der OIK II, die Regionalkonferenz Oberland-Ost und Postauto dem Bundesamt für Strassen die Ergebnisse präsentieren und das weitere Vorgehen besprechen.

Mit der Linie 60 ist die Bevölkerung in Faulensee direkt mit dem Bahnhof Spiez verbunden und der Umweg über das Bürgquartier fällt weg.

«Die Zahl»: 58

58% - So hoch ist der Frauenanteil beim AÖV, wenn nach der binären Geschlechterordnung gedacht wird. Damit ist unser Amt in der Welt des ÖV und der Mobilitätsprofis eine Ausnahmeerscheinung. Wir sind überzeugt, dass mit durchmischten Teams gute Resultate für alle Nutzerinnen und Nutzer zustande kommen. Weitere Informationen zur Organisation und den Aufgaben des AÖV sind vorzufinden unter Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination (be.ch).

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