Editorial
Um den Jahreswechsel ist es Zeit zum Voraus- und Zurückschauen. Dabei ist es stets erstaunlich wie viel sich bewegt hat und was alles erreicht werden konnte.
Im vorliegenden Newsletter berichten wir über die Resultate der Bevölkerungsumfrage 2024, unseren Beitrag am Zukunftstag 2024 und die Verfeinerungen des kantonalen Gesamtverkehrsmodells.
Im 2025 steht sehr viel Arbeit auf der Jahresplanung: Die grossen kantonalen ÖV-Vorlagen für den Grossen Rat, der Angebotsbeschluss ÖV und der Invesitionsrahmenkredit ÖV für die Jahre 2027 bis 2030 werden erarbeitet und dem Regierungsrat vorgelegt. Mitte Jahr wird der Regierungsrat zudem die sechs bernischen Agglomerationsprogramme beim Bund einreichen. Der Bund erwartet, dass die Kantone mit den Transportunternehmen bis Ende 2025 sogenannte Zielvereinbarungen erarbeiten, das packen wir an. Auf Bundesebene wird das Bundesamt für Verkehr das anspruchsvolle Dossier zum Ausbau der Bahninfrastruktur weiterbearbeiten und da sind wir gefordert einen konstruktiven Beitrag für ein gutes ÖV-Netz der Zukunft zu leisten. Am 22. August findet der 20. Berner Verkehrstag mit sehr prominenten Anwesenden statt.
Ich wünsche eine gute Lektüre und natürlich einen exzellenten Start ins neue Jahr.
Christian Aebi, Vorsteher Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination
Bevölkerungsbefragung 2024: Hohe Zufriedenheit und neue Mobilitätsgewohnheiten – der ÖV ist weiterhin auf Kurs
Die Bevölkerung des Kantons Bern hat in einer repräsentativen Umfrage erneut ihre Zufriedenheit mit dem öffentlichen Verkehr bestätigt. Im Vergleich zur Umfrage von 2020 ist der Zufriedenheitsgrad um 5% gesunken, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Die Ergebnisse der Umfrage bestätigten einige neue Mobilitätsgewohnheiten, insbesondere für den Pendlerverkehr zur Arbeit.
Die Bevölkerung des Kantons Bern hat in einer repräsentativen Umfrage, die alle vier Jahre durchgeführt wird, erneut ihre Zufriedenheit mit dem öffentlichen Verkehr bestätigt. Erstmals wurden die Fragen schriftlich und nicht per Telefon gestellt.

Im Vergleich zur Umfrage von 2020 ist der Zufriedenheitsgrad um 5% gesunken, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Für diesen Rückgang können mehrere Gründe angeführt werden, allen voran die allgemeine Erhöhung der Tarife für öffentliche Verkehrsmittel im vergangenen Dezember. Ausserdem werden die vielen Baustellen im Schienennetz, die jeweils einen Ersatzverkehr mit Bussen erforderlich machen, von den Reisenden allgemein als negativ wahrgenommen. Die Stärken des öffentlichen Verkehrs bleiben unverändert bestehen, d. h. einfache Nutzung (eine Fahrt, ein Billett, Taktfahrplan usw.), angemessene Fahrzeiten und hohe Pünktlichkeit. Sicherlich hat auch die Integration des nächtlichen «Moonliner»-Netzes in das Basisnetz zur hohen Zufriedenheit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Bern beigetragen.
Dank dieser Umfrage können wir unter anderem die Mobilitätsgewohnheiten der Berner Bevölkerung näher unter die Lupe nehmen. Nach wie vor werden die öffentlichen Verkehrsmittel am häufigsten zu den Stosszeiten (6.00 bis 9.00 Uhr und 16.30 bis 20.00 Uhr) genutzt (69%), vor allem von Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren und von berufstätigen Personen. Wie bisher wird der öV am zweithäufigsten zwischen 9.00 und 11.30 Uhr sowie zwischen 14.00 und 16.30 Uhr genutzt (33%). Hier sind es vor allem Personen ab 65 Jahren und Nichterwerbstätige, welche die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Nahezu die Hälfte (49%) der Befragten nutzt den öV mindestens einmal pro Woche, 30% nutzen ihn weniger häufig und 20% überhaupt nicht. Im Vergleich zu 2016 und 2020 sind die Menschen eher an drei bis vier Tagen pro Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und seltener an mindestens fünf Tagen pro Woche, was unter anderem durch neue Arbeitsgewohnheiten und die zunehmende Verbreitung von Homeoffice erklärt werden kann. Auch mit zunehmendem Alter nimmt die Nutzungshäufigkeit ab.

Insgesamt werden General- und Verbundabonnemente weniger genutzt als Einzelbillette. Dieser Trend hängt wahrscheinlich auch mit der zunehmenden Verbreitung von Homeoffice und den neu verfügbaren Formen von Fahrausweisen (Fairtiq, Halbtax PLUS usw.) zusammen. Es sind insbesondere Jugendliche und Studierende, die das Generalabonnement am häufigsten nutzen.
Die Gründe für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind vielfältig, darunter unter anderem der Wunsch, den öV als Transportmittel zu nutzen (was eher von älteren Personen angegeben wird), oder der Umstand, dass kein Motorfahrzeug zur Verfügung steht (vor allem bei jüngeren Personen).
Für das Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination (AÖV) war es ebenfalls wichtig zu erfahren, wie die Kundinnen und Kunden das Angebot des öffentlichen Verkehrs wahrnehmen. Für mehr als die Hälfte der Befragten (51%) hat sich der öV weder verbessert noch verschlechtert. Ein gutes Viertel der befragten Personen kann Verbesserungen erkennen, insbesondere wenn sie in der Stadt wohnen und in ländlichen Gegenden arbeiten. Die beiden wichtigsten genannten Gründe sind «Anschlüsse und Umsteigemöglichkeiten» (41%) sowie «Ankunfts- und Abfahrtszeiten» (39%). Wer sich hingegen über eine Verschlechterung des Angebots beklagte, nannte «Fahrpreise, Billettpreise» (73%) und «Platzangebot in den Fahrzeugen» (45%) als Gründe.
Parallel zu dieser repräsentativen Umfrage führte das AÖV ebenfalls eine offene Umfrage durch, die relativ ähnliche Ergebnisse ergab und zusätzliche Informationen lieferte sowie die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage bestätigte. Die Bevölkerung wurde über soziale Netzwerke (Kanton Bern und Transportunternehmen) sowie über Bildschirme in Zügen, Bussen und Bahnhöfen zur Teilnahme an dieser Umfrage aufgefordert.
Zukunftstag 2024: Mobilität und öffentlicher Verkehr – ein Blick in die Zukunft
Am 14. November 2024 fand der Zukunftstag des AÖV des Kantons Bern mit zwölf Schülerinnen der 6. - 8. Klasse im Infopavillon „Zukunft Bahnhof Bern“ statt. Die Teilnehmerinnen erhielten spannende Einblicke in die Verkehrsplanung und die Herausforderungen der Mobilität im Kanton Bern. Höhepunkte waren eine Führung durch die Ausstellung und die Baustellen am Bahnhof Bern. Der Tag zeigte, wie Mobilität und Stadtentwicklung ineinandergreifen.

Am Vormittag des 14. November 2024 nahmen zwölf Schülerinnen der 6. - 8. Klasse am Zukunftstag des Amts für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination (AÖV) des Kantons Bern zum Thema «Mobilität und öffentlicher Verkehr: Ein Blick in die Zukunft» teil. Der Vormittag fand im Infopavillon „Zukunft Bahnhof Bern“ statt. Vor der Kulisse des zukunftsträchtigen Bahnhofumbaus wurden spannende Einblicke in die Welt des öffentlichen Verkehrs und die aktuellen Entwicklungen im Kanton Bern geboten. So erhielten die Teilnehmerinnen beispielsweise eine Einführung in die Aufgaben des AÖV sowie die Bedeutung einer effizienten Verkehrskoordination. In einer interaktiven Runde konnten die Schülerinnen darüberhinaus ihre eigenen Erfahrungen einbringen und mehr über die Herausforderungen der Mobilitätsplanung erfahren.
Ein besonderes Highlight war die Führung durch die Ausstellung des Infopavillons. Unter der Leitung von Andreas Hofer, einem ehemaligen Mitarbeiter der SBB, wurden Pläne und Modelle des Bauprojekts „Zukunft Bahnhof Bern“ vorgestellt. Die Schülerinnen lernten, wie der Bahnhof Bern für die Zukunft fit gemacht wird – mit neuen Gleisen, einer weiteren Unterführung, modernen Anlagen und zusätzlichen Bahnhofszugängen. Der Rundgang durch die Ausstellung wurde mit einem Besuch der Baustellen ergänzt, wo Andreas Hofer anschaulich erklärte, wie der Bahnbetrieb trotz umfangreicher Bauarbeiten aufrechterhalten wird.
Der Vormittag zeigte eindrücklich, wie wichtig eine gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur für den Alltag und die Zukunft ist. Die Schülerinnen zeigten grosses Interesse, stellten Fragen und bekamen ein Gefühl dafür, wie Mobilität und Stadtentwicklung ineinandergreifen.
Das AÖV bedankt sich bei allen Beteiligten und freut sich darauf, auch in Zukunft junge Menschen für die Themen Mobilität und Verkehr zu begeistern.
Verfeinerung der Verkehrsmodellzonen des Gesamtverkehrsmodells Kanton Bern
Damit das GVM BE ein zuverlässiges und aussagekräftiges Planungsinstrument bleibt, muss es periodisch aktualisiert werden. Seit Beginn der Fertigstellung des ersten GVM BE im Jahr 2010 wurden die Verkehrsmodellzonen nicht an die räumliche und gesellschaftliche Entwicklung angepasst. Im Hinblick auf die nächste Modellaktualisierung ist der Kanton dieses Thema nun angegangen.

Damit das GVM BE ein zuverlässiges und aussagekräftiges Planungsinstrument bleibt, muss es periodisch auf geänderte Netz-, Siedlungs- und Nachfragezustände hin aktualisiert werden. Im Hinblick auf die nächste Modellaktualisierung des GVM BE hat sich der Kanton Bern dazu entschieden, gerade wegen der räumlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre, erstmalig die kantonalen Verkehrsmodellzonen (VMZ) zu verfeinern (vgl. Übersichtskarte). Dank dem Projekt «Verfeinerung der Verkehrsmodellzonen des GVM BE» wird das zukünftige Modell in seiner Qualität und in der kleinräumigen Genauigkeit deutlich verbessert.
Seit Beginn der Fertigstellung des ersten Kantonalen Gesamtverkehrsmodells (GVM BE) im Jahr 2010 verfügt das kantonale Gesamtverkehrsmodell über ca. 1'700 VMZ, wobei etwa 1'100 VMZ auf das Gebiet des Kantons Bern fallen. Die VMZ verlaufen grundsätzlich immer entlang einer Gemeindegrenze. Das heisst, jede Gemeinde besteht bis heute aus einer Verkehrsmodellzone. Städte und grössere Gemeinden wurden damals jedoch zusätzlich noch unterteilt. So verfügen bspw. die Städte Bern über 128, Biel über 51 und Thun über 30 Verkehrsmodellzonen.
Bei der Einteilung der VMZ ist es grundsätzlich wichtig, dass es innerhalb einer VMZ keine wesentlichen Verkehrsbewegungen gibt, sprich der Binnenverkehr einer Gemeinde bzw. VMZ darf nicht den Hauptverkehr ausmachen.
Mit dem Verfeinerungsprojekt werden die bisherigen Zonen innerhalb des Kantons Bern hinsichtlich einer sinnvollen weiteren Unterteilung geprüft. Es werden jedoch keine grundlegend neuen Zonengrenzen festgelegt. Das Projekt «Verfeinerung der Verkehrsmodellzonen des GVM BE» wurde in Zusammenarbeit mit den Regionen sowie einzelner Städte durchgeführt.
Für die Verfeinerung haben wir uns für folgendes schrittweises Vorgehen entschieden:
- Verfeinerung aufgrund von Verkehrserzeugern
- Abgleich der Zonierung zwischen dem GVM BE und dem NPVM (Nationales Personenverkehrsmodell)
- Verfeinerung aufgrund der Verkehrsanlagen, der Verkehrsnetze und der topographischen Eigenschaften
- Verfeinerung aufgrund der Strukturgrössen
In einem ersten Schritt wurde die Verfeinerung aufgrund von grösseren Verkehrserzeugern (bspw. Spital, Ausbildungsstandort, Freizeitanlage, verkehrsintensives Vorhaben (ViV) sowie weiterer Anlagen der öffentlichen Hand) ermittelt. Ausserdem wurde auch auf die Entwicklungsgebiete gemäss kantonalem Richtplan zurückgegriffen.
Im nächsten Schritt wurde der Abgleich der Zonierung des GVM BE mit dem NPVM vollzogen. Da die Zonierung des GVM BE feiner ist als jene des NPVM, müssen einzelne Zonen des GVM BE so gestaltet werden, dass eine Zone des NPVM aus einer oder mehreren Zonen des GVM BE besteht.
Im dritten Arbeitsschritt wurden alle VMZ hinsichtlich ihrer Anzahl Bahnhaltestellen, Bushaltestellen des Regionalverkehrs sowie Flugplätze in ihrem Gebiet analysiert. Falls mehrere der genannten Anlagen in einer VMZ lagen, wurde diese VMZ entsprechend unterteilt. Bei grösseren VMZ wurden für die Verfeinerung zusätzlich der Verlauf des Verkehrsnetzes und topografische Hindernisse einbezogen. Das heisst, grosse VMZ wurden neu entlang von Eisenbahnlinien, National- und Hauptstrassen sowie Flüssen und Bergen unterteilt.
Im letzten Arbeitsschritt wurde die Verfeinerung aufgrund von Strukturgrössen (Bevölkerung und Arbeitsplätze innerhalb einer Zone) vorgenommen. Dabei wurden VMZ, die eine zu grosse Strukturgrösse im Verhältnis zum Durchschnitt haben, zusätzlich unterteilt. Dieses Vorgehen bezieht sich sowohl auf die Bevölkerung als auch auf die Arbeitsplätze.
Dank der Mitarbeit der Regionen sowie ausgewählten Städten konnten die Ergebnisse der Verfeinerung nochmals überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Mit dem Abschluss der Verfeinerung der VMZ sind die Vorbereitungsarbeiten für die anstehende Aktualisierung des GVM BE jedoch noch nicht abgeschlossen. Nun stehen die Ermittlung der neuen Zonenschwerpunkte, die Anbindung der VMZ an die jeweilige Haltestelle oder den Bahnhof sowie an das Strassennetz an.
Der nächsten Modellaktualisierung und einem noch aussagekräftigeren Modell steht nun aber nichts mehr im Weg.
"Die Zahl": 23
Durchschnittlich 23 Rappen werden von der öffentlichen Hand für jeden von einer Person zurückgelegten Kilometer (Personenkilometer) im öffentlichen Verkehr beigetragen. Auf den vom Kanton Bern mitbestellten Regional- und Ortsverkehrslinien zahlen zunächst die Kund/-innen an die jeweils bezogene Leistung und decken damit etwas mehr als die Hälfte der anfallenden Kosten ab. Die verbleibende Differenz – die besagten durchschnittlichen 23 Rappen pro Personenkilometer – wird durch Abgeltungen des Bundes und der beteiligten Kantone beglichen.