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awa aktuell 03/2023

Strategische Revitalisierungsplanung Seeufer

Objektblatt: Prioritärer Uferabschnitt in Gals am Bielersee (AWA, 2023)

Die strategische Planung zur Revitalisierung der Seeufer wurde Ende 2022 abgeschlossen. Für die grossen Seen Brienzer-, Thuner-, Bieler- und Neuenburgersee und 30 Kleinseen wurde die Ökomorphologie der Seeufer, die Infrastrukturen und Bauten im Gewässerraum und in den Flachwasserzonen sowie die ökologische und landschaftliche Bedeutung des Uferabschnittes erhoben.

Über eine GIS-Analyse und eine Plausibilisierung durch kantonale Fachspezialisten aus Wasserbau, Fischerei, Natur- und Gewässerschutz sowie Raumplanung wurde die Karte zum «Nutzen einer Revitalisierung für Natur und Landschaft im Verhältnis zum Aufwand» erstellt. Diese dient als Basis für die Subventionen des Bundes für Revitalisierungsprojekte ab 2025. In einem letzten Schritt wurden auf der Basis von Informationen aus Regionen, Gemeinden, und Organisationen Uferabschnitte definiert, die mit hoher Priorität revitalisiert werden sollen und auch grosse Realisierungschancen haben.

Die strategische Planung zur Revitalisierung der Seeufer wurde im Frühjahr 2023 durch das Bundesamt für Umwelt BAFU genehmigt und dient als Grundlage für alle Planungen und Projekte im Bereich der Seeufer.

Die Dokumente sind auf der Webseite zur Gewässerentwicklung zu finden. Die Geodaten werden im Geoportal und in der Karte Gewässerentwicklung zur Verfügung gestellt (Herbst 2023).

Vinzenz Mauerer, Gewässerökolgie

Zwischenstand Projekt Gemischte Kunststoffsammlung

Übersicht Einführung gemischte Kunststoffsammlung im Kanton Bern, Stand August 2023 (AWA, 2023)

…100er-Grenze ist geknackt!

Seit dem 1. Mai 2023 können Berner Gemeinden und ihre Bevölkerung mit dem neu eingeführten Sammelangebot die gemischten Kunststoffabfälle sammeln. Das Angebot ist gut angelaufen. Bis Ende Jahr werden bereits über 100 Berner Gemeinden (386 000 Einwohner) mit diesem attraktiven Angebot ihre Kunststoffabfälle sammeln. Über 130 weitere Gemeinden prüfen einen Beitritt oder haben bereits provisorisch zugesagt.

In der Gemeinde Spiez haben Markus Schärer, Bereichsleiter Werkhof und Oliver Turtschi, Gruppenführer Entsorgung, die Einführung dieses neuen Systems hautnah miterlebt. Hier sind ihre Erfahrungen und Einschätzungen:

Wie hat die Spiezer Bevölkerung auf das neue Angebot reagiert? Wie steht es mit den Sammelmengen?

Schärer/Turtschi: Für unsere Gemeinde war es nicht eine riesige Umstellung, da wir bereits seit mehreren Jahren eine Kunststoffsammlung anbieten und so schon einige Erfahrungen in diesem Bereich machen konnten. Die Spiezer Bevölkerung begrüsste das Angebot sehr und war froh, dass endlich ein System eingeführt wurde, dass weniger kompliziert und durchlässig über die Gemeindegrenzen hinaus funktioniert. Es gab aber auch kritische Stimmen, welche die grossen Transportwege bemängelten oder Personen, die sich wunderten, dass keine Holsammlung angeboten wurde. Wenn den Leuten aber erklärt wurde, dass die gesammelten Mengen noch zu klein seien für ein erstes Sortierwerk in der Schweiz und eine Holsammlung vor Ort, wurde das verstanden. Im Jahr 2022 sammelten wir in Spiez 20.5 Tonnen Kunststoffe. Mit dem neuen System wurden bis Ende Juli 2023 bereits 15 Tonnen gesammelt. Wir gehen davon aus, dass diese Sammelmenge noch weiter steigen wird. Als Gemeinde bieten wir 35 l und 60 l Sammelsäcke an. Wem diese Sackgrössen zu gross sind kann sich beim Detailhandel mit den kleineren 17 l Säcken eindecken.

Gab es evtl. Probleme oder wichtige Erkenntnisse bei der Einführung des neuen Sammelangebots?

Schärer/Turtschi: Eine grössere Herausforderung war die Kommunikation des Systemwechsels, insbesondere der Wechsel von den alten zu den neuen Sammelsäcken. Weiter haben wir festgestellt, dass Annahmemöglichkeiten bei stark frequentierten Zentren z.B. Filialen des Detailhandels von der Bevölkerung vorzugsweise genutzt werden und diese, was die gesammelten Mengen betrifft, damit auch einen grossen Anteil beitragen. Entsprechend sind hier Bestrebungen im Gang, die Anzahl solcher Sammelstellen noch weiter zu erhöhen.

Wie erlebten Sie die Zusammenarbeit mit der InnoRecycling AG als Systembetreiberin?

Schärer/Turtschi: Wir konnten mit InnoRecycling stets gute und für beide Seiten stimmige Lösungen finden. Anfragen von unserer Seite wurden von den Mitarbeitenden der InnoRecycling AG rasch und professionell beantwortet. Das System konnte ohne grössere Probleme mit der tatkräftigen und sachkundigen Unterstützung von InnoRecycling eingeführt werden.

Wie beurteilen Sie heute nach vier Monaten das neu eingeführte Sammelangebot?

Schärer/Turtschi: Das neue Sammelangebot hat sich zwischenzeitlich in unserer Gemeinde gut etabliert und die nötige Akzeptanz erlangt. Anfänglich hatten wir noch etwas Bedenken betreffend die Störstoffproblematik. Obwohl Störstoffe nach wie vor in den Sammelcontainern zu finden sind, haben wir aber die Situation im Griff. Ganz ohne Aussortieren von Fremdstoffen geht es aber dennoch nicht.

Marc Häni, Abfall

2022 weniger Abfälle als im Vorjahr

Auszug aus der Abfallstatistik 2022 (AWA, 2023)

Der laufende Ukrainekrieg, der Rückgang des Schweizer BIP-Wachstums von 4.2 % im Vorjahr auf 2.1 %, die anziehende Teuerung und der damit verbundene leichte Rückgang des Konsumverhaltens, die leicht rückläufige Wachstumsrate in der Baubranche und nicht zuletzt die sehr trockenen Witterungsverhältnisse dürften trotz Bevölkerungszuwachs von + 0.41 % dazu geführt haben, dass im Jahr 2022 sämtliche erhobenen Abfallfraktionen im Kanton Bern rückläufig waren.

So z. B. das Gesamtaufkommen an brennbaren Abfällen, die Kehricht- und Sperrgutmenge als auch die Abfallfraktionen aus den separat gesammelten Siedlungsabfällen.
Ob mit dem rückläufigen Abfallaufkommen im Jahr 2022 auch effektiv die Trendwende zu weniger Abfall eingeläutet wurde, bleibt zu hoffen und muss sich in den nächsten Jahren noch bestätigen.

Marc Häni, Abfall

ARA-Zusammenschlüsse im Kanton Bern – die Umsetzung schreitet voran

Fräsen und verlegen der Abwasser-Druckleitung für den Anschluss der ARA lns nach Marin (Foto: E. Balsiger, ARA Ins, 2023)

Der Kanton Bern verfolgt seit langem die Strategie, dass die öffentliche Abwasserreinigung gewässerschutztechnisch sinnvoll und möglichst wirtschaftlich erfolgt. Bei Kläranlagen, die in «kleine» Gewässer einleiten, bedingt dies häufig die Aufhebung der Anlage und den Anschluss an eine grössere Abwasserreinigungsanlage (ARA). Zurzeit befinden sich im Kanton Bern diverse solcher Anschlussprojekte in verschiedenen Umsetzungsstadien.

Im Seeland ist die Aufhebung zweier kleinerer ARA bereits weit fortgeschritten. Die ARA Ins wird zurückgebaut und das Abwasser wird neu über eine ca. 6 km lange Druckleitung zur ARA Marin im Kanton Neuenburg geführt. Damit gelangt das gereinigte Abwasser in Zukunft in den Zihlkanal, wodurch es viel besser verdünnt wird als bei der aktuellen Einleitung in den Schwarzgraben. Die Anschlussleitung befindet sich im Bau (Fertigstellung 2024); die ARA Marin wurde kürzlich saniert resp. erweitert und ist bereit für die Aufnahme des Abwassers der Gemeinden Ins und Müntschemier.

Auch bei der Aufhebung der ARA am Twannbach (Ligerz) und dem Anschluss an die ARA Le Landeron (Kanton Neuenburg) handelt es sich um ein kantonsübergreifendes Projekt. Hier waren es vor allem der ungeeignete ARA-Standort und wirtschaftliche Aspekte, die gegen den Weiterbetrieb und Ausbau der Kläranlage sprachen. Der Kredit für das Bauprojekt wurde im Juni 2023 in allen drei ARA-Verbandsgemeinden sehr deutlich angenommen. Der nächste Schritt ist das Genehmigungsverfahren, bevor hoffentlich im nächsten Jahr der Spatenstich erfolgen kann.

Das AWA bedankt sich an dieser Stelle bei allen Beteiligten, insbesondere auch beim Kanton Neuenburg, für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit.

Reto Battaglia, Trinkwasser und Abwasser

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